Um mehr junge Frauen an die Informatik heranzuführen, startet die Hochschule Esslingen in den Faschingsferien das Modellprojekt „Girls’ Digital Camp“. Dort sollen Schülerinnen Freude am Umgang mit Technik bekommen.

Esslingen - Ihr wurde es quasi in die Wiege gelegt. Beide Eltern seien Elektrotechniker, erklärt Sophie Böttcher. „Mein Vater hat mit mir schon als ich 14 Jahre alt war Roboter gebaut und programmiert“, erinnert sie. Heute studiert die 25-Jährige angewandte Informatik an der Hochschule Esslingen. Viele andere Frauen schrecken bei der Berufs- und Studienwahl davor zurück, Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik als Disziplinen zu wählen. An der Hochschule Esslingen wird deshalb in den Faschingsferien das Modellprojekt „Girls’ Digital Camp“ gestartet. Dort sollen Mädchen von der sechsten bis zur zehnten Klasse von Sophie Böttcher und fünf ihrer Kommilitoninnen für Informatik begeistert werden. Jetzt fiel der Startschuss mit einem Informationsabend an der Hochschule Esslingen.

 

Freude am Umgang mit Technik

Bei den Kursen in den Faschingsferien werden unter anderem kleine Programme in der Programmiersprache Java geschrieben. So soll beispielsweise ein digitaler Hamster so programmiert werden, dass er durch ein Labyrinth findet. Ferner soll ein Roboter gesteuert und vielleicht sogar eine App für das Smartphone entwickelt werden. Wichtig ist den Projektleitern Gabriele Gühring und Jürgen Koch, dass die Mädchen Freude am Umgang mit der Technik haben. „Wir wollen zeigen, dass IT Spaß macht, das steht über allem“, erklärt Koch. Es seien keine Vorkenntnisse erforderlich. Die Kurse würden allein von den Studentinnen und ohne Leistungsdruck durchgeführt. Gerne dürfe der eigene Laptop oder das Smartphone zum Arbeiten mitgebracht werden. Wer über kein entsprechendes Gerät verfüge, dem stellt die Hochschule eines zur Verfügung. Die Kurse sind kostenlos.

Der vom baden-württembergischen Wirtschaftsministerium mit 1,3 Millionen Euro geförderte „Girls’ Digital Campus“ wird neben Esslingen unter anderem auch in den Wirtschaftsregionen Stuttgart, Rhein-Neckar und Oberrhein/Karlsruhe angeboten. Denn die Zahl der Studentinnen im Fach Informatik ist gering.

Die Jobaussichten für Frauen sind gut

Die Professorin Gabriele Gühring, die auch stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte ist, meint, dass der Anteil der Studentinnen bei der Informatik in Esslingen bei rund 15 Prozent liege und nur langsam steige. Die Gründe seien vielfältig. Ein wichtiger Punkt sei aber vermutlich, dass es kaum Vorbilder für Mädchen gebe. Jeder kenne Bill Gates oder Steve Jobs. Frauen wie die Physik-Nobelpreisträgerin Donna Strickland seien dagegen kaum öffentlich bekannt. Dass es gute Gründe gibt, naturwissenschaftliche und technische Fächer zu studieren, darauf wies Sophia Hatzelmann, die Vorsitzende der MINT-Kommission des Verbandes deutscher Unternehmerinnen, hin. Gerade für Frauen seien die Jobaussichten in technischen Berufen hervorragend. Viele Unternehmen suchten händeringend Frauen.

Zuweilen sind es auch falsche Vorstellungen, die Mädchen von technischen Berufen abschrecken. „Ich habe oft gezweifelt“, gibt auch Sophie Böttcher zu, wenn sie an die Zeit der Studienwahl denkt. „Ich dachte, bei Informatik sitze ich den ganzen Tag vor dem Computer.“ Das dies nicht so ist, hat sie während eines Arbeitsjahres bei einem Unternehmen gesehen. Dort habe sie im Bereich des autonomen Fahrens mitgearbeitet, war oft auf einer Teststrecke oder bei Kunden. „Es ist viel abwechslungsreicher, als den ganzen Tag vor dem Computer zu sitzen“, verspricht sie.