Das hat gesessen: Mehr als 100 Einsendungen aus aller Welt haben die Organisatoren des Musikwettbewerbs „Gitarren statt Knarren“ bekommen. „Wir wurden regelrecht überrollt,“ freut sich Gisela Mayer von der Stiftung gegen Gewalt an Schulen.

Manteldesk: Thomas Schwarz (hsw)

Winnenden - Wenn am Mittwoch, 17. Dezember, die zwölf Bands von 19 Uhr an in der Winnender Hermann-Schwab-Halle auftreten, ist bereits eines klar: Alle haben gewonnen. Das gilt nicht nur für die jungen Musiker, die extra für den Song-Contest „Gitarren statt Knarren“ Lieder geschrieben und aufgenommen haben. Auch die Veranstalter, allen voran die Stiftung gegen Gewalt an Schulen, können sich als Anstifter weltweiten Engagements fühlen. „Wir wurden regelrecht von dem Erfolg überrollt“, sagt Gisela Mayer, die Vorstandsvorsitzende der Stiftung, die vor fünf Jahren nach dem verheerenden Amoklauf an der Winnender Albertville-Realschule ins Leben gerufen worden war. Neben der Stiftung sind noch die Stadt Winnenden und der Kreisjugendring im Boot.

 

Mehr als 100 Einsendungen aus der ganzen Welt

„Wir alle gingen von einer regionalen Resonanz aus“, sagt Hans Derer, der sowohl in der Stiftung aktiv ist, als auch sein Know-how als Musikpromoter eingebracht hat. Als die international agierende Organisation IANSA, die sich gegen Waffen in privater Hand weltweit einsetzt, von dem Musikwettbewerb erfuhr, übersetzte sie die Ankündigung in mehrere Sprachen, verschickte sie per Newsletter und setzte sie als Top-Meldung auf ihre Internetseite. Der IANSA-Verteiler ist umfangreich – und plötzlich kamen Aufnahmen von Songs gegen Gewalt aus allen möglichen Winkeln der Welt nach Winnenden. „Wir haben Post aus Barbados, aber auch aus Afrika und den USA bekommen“, sagt Derer. Insgesamt bewarben sich mehr als 100 Bands und Einzelinterpreten.

Eine Jury hatte die schwere Aufgabe, aus allen Einsendungen die zwölf Finalisten auszuwählen. Unter diese sind vier Gruppen ganz junger Musiker und acht „Ü 17“, wie Derer es bezeichnet. Unter den ganz Jungen ist die Band „Rock 'n' School“ aus Sinsheim. „Das ist die einzige Grundschul-Rockband im Land, lauter Dritt- und Viertklässler“, verkündet Derer begeistert bei der Vorstellung der Finalisten. „Bei denen stehen sieben Sängerinnen in der Frontline – sensationell!“

Die Rock School Band kommt mit 13 Musikern

Von den „Ü 17“ ist Anna aus der Nähe von Calw die jüngste. „Ich bin 16“, sagt die Sängerin, die mit ihrem Produzenten Conny Conrad zur Vorstellung kam. Rock, Rap, Pop, Singer-Songwriter – alle möglichen Musikstile sind vertreten. „Waffen nieder“ fordert Nadine Fingerhut radikal, und das mit einer entwaffnend jungen Stimme. Die „Rock School Band“ der August-Hermann-Werner-Schule aus Markgröningen (Kreis Ludwigsburg) reist mit 13 jungen Musikerinnen und Musikern an. „Wir haben eine große Bühne“, beruhigt Hans Derer, die Stadt stelle die Hermann-Schwab-Halle zur Verfügung.

Benni Klitzke aus Ulm widmet sich nur ausnahmsweise der Pop-Musik. „Ich mach normalerweise nur klassische Musik. Aber meine Mutter hat mir einen Zeitungsausschnitt über den Wettbewerb hingelegt. Und da musste ich einfach mitmachen.“ Die Stuttgarter Band „Mick Baff“ besingt einen ominösen Mr. Smith, dessen „Argumente einschlagen“. Die Identität des Herrn wird im Refrain klar: die amerikanische Waffenschmiede Smith & Wesson.

Jimmy Green reist extra aus Newtown

„Javaly“ nennt sich ein Duo aus Waiblingen-Neustadt, bestehend aus Jasmin Reiz und Valerie Krankowsky. Sie treten mit dem Titel „Hurricane“ auf. Die „Rebels of Rock“ aus Lahr sind alle Autodidakten. In mehr als 50 Stunden Arbeit haben sie den Song „Schau nicht weg“ geschrieben. Die Band „Kiss the funky Monkey“ hat im November ihr erstes Album auf den Markt geworfen. Wie der Name schon andeutet, nehmen sich die fünf Jungs nicht allzu ernst. Das Quartett „Soundwert“ aus Backnang tritt mit dem Titel „Wenn ich an dich denk“ an. Damit versichern die vier Musiker trauernden Menschen, dass sie in ihrem Schicksal nicht alleine sind.

Besonders freut es die Organisatoren, dass Beiträge aus Erfurt und Emsdetten eingesandt wurden, wo es in der Vergangenheit ebenfalls zu Amokläufen an Schulen gekommen ist. Der Musiker mit der weitesten Anreise wird Jimmy Green aus Newtown im US-Bundesstaat Connecticut sein. Der Saxofonist hat bei dem Massaker an der Sandy Hook Grundschule am 14. Dezember 2012 seine kleine Tochter verloren. Seine Anreise wurde durch Sponsoring der Winnender Firma Kärcher und durch Dirk Bloksma, dem zweiten Vorsitzenden der Stiftung, möglich gemacht.