Ein E-Bass ist im Handel schon ab 100 Euro zu haben. Instrumente von Justinus Feilhauer kosten das 20-fache – selbst Jazzlegende Marcus Miller hat sie schon angespielt.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Urbach - Behutsam zupft Justinus Feilhauer die Saiten seines Brownie-E-Basses, entlockt ihm und dem Verstärker das Lied „Amazing Grace“, gespielt nur mit Flageolett-Tönen. Fingerspitzengefühl ist da gefragt – das beweist der 23-jährige Urbacher aber nicht nur beim Spielen. Denn das Instrument in seiner Hand hat er selbst entworfen und gefertigt. Er ist Instrumentenbauer, baut und verkauft Gitarren und -Bässe unter der Markennamen Maximilian – seinem zweiten Vornamen. Auch bei den diesjährigen Gitarrentagen in Schorndorf hat er ausgestellt.

 

In seinem Schauraum in Urbach stehen derzeit zwei Westerngitarren, neun E-Bässe und ein Kontrabass – Feilhauers Erstling Brownie, nach dem alle folgenden Bässe benannt wurden. Die Vielfalt der Instrumente lässt Basserherzen höher schlagen: Einige Modelle haben fünf Saiten, andere vier, manche sind auch bundlos. Ein Teil ist bunt lackiert, viele sind in der Naturfarbe des Holzes belassen. Bei den meisten schimmert die Maserung von Mahagoni, Wurzelahorn oder Bubinga durch. „Holz ist einfach faszinierend“, schwärmt Feilhauer. Auch Drehknöpfe und Tonabnehmer-Abdeckungen lässt er daraus fertigen.

Stelle als Profimusiker abgelehnt

Das Material sei nicht nur für die Optik wichtig, erklärt er. Den größten klanglichen Unterschied machen die Materialien und die Art, wie sie verbaut werden, bei den Akustikgitarren. „Eine Zederndecke klingt im Bassbereich voller als eine aus Fichte – die hat dafür schönere Höhen“, erklärt er. Auch bei E-Bässen und -Gitarren hat das Material einen Einfluss. „Wie lange zum Beispiel das Sustain ist, also wie lange sich ein Ton hält, können elektronische Bauteile nicht beeinflussen“, sagt Feilhauer.

Sein Wissen kommt nicht von ungefähr: Feilhauer hat im März des vergangenen Jahres seine Lehre zum Gitarrenbauer abgeschlossen. Gelernt hat er während der dualen Ausbildung beim Schorndorfer Gitarrenbauer Armin Dreier und der Instrumentenbauschule Mittenwald auch, wie sich Gitarren und Bässe im Lauf der Jahrtausende aus ihren Vorläufern entwickelt haben. In Sachen Elektronik – bei den elektrischen Instrumenten keine unwichtige Sache – half ihm vor allem weiter, dass sein Vater Elektrotechnik studiert hat. Überhaupt hat Feilhauer viel von seiner Familie profitiert, die ihn erst zum Spielen von Keyboard und Geige brachte – es folgten Kontrabass, Schlagzeug und schließlich der E-Bass, das Instrument, bei dem er sich angekommen fühlt. Und den er richtig gut beherrscht: Neulich hat Feilhauer ein Angebot bekommen, in einer professionellen Partyband mitzuspielen. „Ich hätte davon leben können. Aber es wäre einfach nicht mein Ding gewesen.“ Hobbymäßig musiziert er trotzdem, er spielt mit seiner Band Jazz, Latin und Funk.

Billige Konkurrenz macht Instrumentenbauern das Leben schwer

Am liebsten baut und repariert er aber Instrumente. Seine Bässe und Gitarren kann er auf jeden Kunden abstimmen. Unterschiede in Farbe, Saitenzahl, Elektronik, der Name der Freundin auf dem Griffbrett – alles ist im Prinzip machbar. Dieser Service und die Arbeitszeit von rund 100 Stunden etwa für eine Akustikgitarre haben einen stolzen Preis: Für die 2000 Euro, die Feilhauer zum Beispiel für einen E-Bass nimmt, könnten sich Musiker auch locker zehn Billigmodelle kaufen, die aus fernöstlichen Maschinenpark kommen. Die wenigen handwerklichen Instrumentenbauer, die es in Deutschland noch gibt, bekommen diese Konkurrenz natürlich deutlich zu spüren. Auch Feilhauer ist der Sprung zum Instrumentenbau als einzigem Standbein noch zu heikel: Er studiert nebenbei Maschinenbau. „Vollblutmusiker und Enthusiasten werden sich aber immer gute Instrumente kaufen“, da ist er sich sicher.

Um so stolzer ist der Urbacher, dass sein Idol, der Jazzbassist Marcus Miller, seine Instrumente schon mit Lob geadelt hat. „Er hatte in Aalen ein Konzert, ich habe seinen Manager gefragt, ob Miller meine Instrumente einmal anspielen könnte“, erzählt Feilhauer. Tatsächlich durfte er vorbeikommen. „Und der Bassgott Marcus Miller hat sich tatsächlich anderthalb Stunden Zeit genommen und meine Bässe durchprobiert“, schwärmt der 23-Jährige. Das Fazit des legendären Musikers: „Er meinte, vom Klang her seien meine Bässe phänomenal“ – einzig der Saitenabstand sei Miller zu groß gewesen. „Aber das ist eine persönliche Geschmackssache.“