Weltbekannte Gitarristen geben in Schorndorf Workshops. Dabei sind unter anderem Jennifer Batten und Carl Verheyen – die Slide-Virtuosin Erja Lyytinen gibt im Video exklusiv eine Kostprobe ihres Könnens.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Schorndorf - Der Klang einer Bluesgitarre weckt Assoziationen: von verrauchten Bars in New Orleans, von bittersüßen Geschichten und von vom Leben gezeichneten Afroamerikanern, die ebendiese mit rauer Stimme besingen und sich dabei auf einer vom Leben gezeichneten Semiakustik begleiten. Insofern liegt Erja Lyytinen voll neben dem Klischee: Die zierliche Finnin zaubert auf einer blau funkelnden Gitarre, singen kann sie mit glasklarer Stimme.

 

Und trotzdem hat sie den Blues – und gibt ihn weiter: Lyytinen ist in diesem Jahr eine von zehn Dozentinnen und Dozenten der Schorndorfer Gitarrentage. Bei dem Event dreht sich rund um die Stadtbücherei derzeit alles um die sechs – beziehungsweise vier – Saiten. Überall Menschen mit Instrumentenkoffern, Gitarrenbauer stellen ihre besten Stücke aus – und aus fast jedem Raum klingt Musik, die Workshops sind in vollem Gange.

Carl Verheyen: Der Supertramp-Gitarrist gibt ehrliches Feedback

Lyytinens Teilnehmer sind zufrieden: „Sie ist wirklich eine Expertin und bringt auch die Atmosphäre richtig gut rüber“, findet ein 67-jähriger Stuttgarter. „Sie kann die Leute wirklich gut mitreißen, das wird bestimmt ein super Abschlusskonzert.“

Im Raum gegenüber, im Masterclass-Workshop bei Carl Verheyen, feilen 15 Teilnehmer gerade an ihrer Vibratotechnik. Der Meister wird ziemlich deutlich: „Netter Versuch“ oder „klingt nach ein paar Bier zu viel“, meint er lachend zu den Bemühungen zweier Teilnehmer. Die haben 300 Euro für ihren Platz bezahlt, lassen sich die Kritik aber gefallen – immerhin sitzt mit Verheyen einer vor ihnen, der es wissen muss. Laut dem „Guitar Player Magazine“ ist er einer der zehn weltweit besten Gitarristen, einem breiten Publikum wurde er bekannt, als er 1985 Mitglied bei Supertramp wurde.

Jennifer Batten hat lange Zeit für Michael Jackson gespielt

Einen Superstar als Lehrer haben auch die elf Gitarristen in Raum 11 im Hauptgebäude der Bücherei: Die 60-jährige Jennifer Batten war bis 1997 Leadgitarristin von Michael Jackson und musste live zum Beispiel das anspruchsvolle Beat-it-Solo umsetzen, das in der Studioaufnahme von Edward van Halen gespielt worden war.

Batten arbeitet mit ihren Schülern gerade an einem funkigen Rockstück: Jeder Gitarrist streut nur wenige Noten und Akkorde ein – und, mit dem richtigen Timing, Pausen. Auch die sind wichtig, erklärt die Dozentin mit den wasserstoffblond-lilafarbenen Haaren. Genau wie die richtige Lautstärke: „Nach drei Jahren mit Jeff Beck sind meine Ohren im Eimer“, sagt sie.

Am Sonntag gehen die Gitarrentage 2018 schon wieder vorbei

Die Zurückhaltung am Drehregler hat noch einen anderen Grund: „Gitarristen sind berüchtigt dafür, immer die lautesten zu sein. Aber auch von anderen Leuten werden am Sonntag Familien und Freunde kommen – und die wären angepisst, wenn sie die beim Solo nicht hören könnten“, mahnt Batten.

Denn am Sonntag von 17 Uhr an finden die Gitarrentage mit dem Abschlusskonzert aller Workshopteilnehmer im Club Manufaktur ihren krönenden Abschluss. Bis dahin können die Eleven noch an ihrem Blues-Feeling, ihrem Funk oder dem Vibrato feilen – und sich am Samstag noch vom Auftritt von Carl Verheyen und dem Tobias Hoffmann Trio inspirieren lassen. Deren Konzert beginnt um 20 Uhr, Eintrittskarten kosten 42 Euro.