Sängerin Gitte Hænning begeistert bei ihrem Konzert im Bürgerhaus mit Swing-Versionen etlicher Hits. Wenn eine Künstlerin auf der Bühne steht, von ihren Anfängen erzählt und diese aufs Jahr 1959 und noch früher datiert – dann weiß auch das Publikum im Saal, dass diese Persönlichkeit eine ganze Menge Leben und unfassbare Erfahrung im Showbusiness hinter sich hat.

Rommelshausen - Wenn eine Künstlerin auf der Bühne steht, von ihren Anfängen erzählt und diese aufs Jahr 1959 und noch früher datiert – dann weiß auch das Publikum im Saal, dass diese Persönlichkeit eine ganze Menge Leben und unfassbare Erfahrung im Showbusiness hinter sich hat. Umso erstaunlicher, wenn man die quirlige Dame da vorne sieht und denkt: Wie kommt die eigentlich mit ihrer jugendlichen Ausstrahlung auf weit als 60 Jahre Bühnenhistorie?

 

Immer wieder schiebt die 73-Jährige zwischen die Songs einige Blöcke ein

Nun, Gitte Hænning, die Lady mit der blonden, turbulent verwuschelten Frisur, lässt beim Konzert im gut besuchten Bürgerhaus Kernen die 310 begeisterten Zuhörer (durchaus aus allen Altersklassen) teilhaben an ihren vielen Karrierestationen. Immer wieder schiebt die 73-Jährige zwischen die Songs einige Blöcke ein, in denen sie aus den jeweiligen persönlichen wie gesellschaftlichen Umständen jener Zeit berichtet. Etwa ganz zu Anfang gemeinsam mit ihrem Vater Otto Johansson, einem „hervorragenden Chansonnier“: Ein Produzent kam mit dem Vorschlag, doch ein Vater-Tochter-Duett zu singen – „doch ich wollte gar nicht“, berichtet die heutige Gitte. Schließlich setzen sich die Erwachsenen durch mit der Verlockung, dann gebe es ein Fahrrad für die Achtjährige. So entstand jenes Lied im Original, das später als „Ich heirate Papi“ auch in Deutschland zum Erfolgsschlager wurde.

Ihre Musik hat aber so rein gar nichts mit Schlager, aber sehr viel mit lässigem Swing, ausgetüfteltem Jazz und erlesenem Pop zu tun

Und so reiht diese Dänin, die schon 1958 als berühmtester Kinderstar ganz Skandinaviens galt, eine Anekdote an die andere – und auch so manchen Hit. Unterstützt wird die auf einem Barhocker sitzende Sängerin von einer hervorragenden Begleitcombo mit Sebastian Weiß als Bandleader am Piano, dem Gitarristen Benedikt Reidenbach, Schlagzeuger Thomas Alkier und Björn Werr am Kontra- und E-Bass.

Ihre Musik hat aber so rein gar nichts mit Schlager, aber sehr viel mit lässigem Swing, ausgetüfteltem Jazz und erlesenem Pop zu tun. Ihre Hits werde sie heute Abend nicht präsentieren, sagt Gitte zu Anfang, sondern „eher die B-Seiten von den A-Seiten“ – was natürlich nur so halb stimmt, denn einige ihrer einstigen Gassenhauer hat sie natürlich doch im Gepäck, wenngleich in anderer Fassung als einst.

Sie bietet Hits aus jenen Musicals, in denen sie auch in jüngerer Zeit reüssierte

Mal singt sie auf Dänisch („jetzt haben Sie wohl nichts verstanden“, meint sie anschließend schelmisch), mal auf Englisch, oft auf Deutsch. Die ersten 60 Minuten bestreitet sie im mattgelben Kleid, in der Pause wechselt sie für den zweiten, ebenfalls eine Stunde dauernden Set in eine Art Trollinger-Rot. Das passt – skandinavischer Charme im vorderen Remstal.

Sie bietet Hits aus jenen Musicals, in denen sie auch in jüngerer Zeit reüssierte – etwa als Norma Desmond in „Sunset Boulevard“ – und hat auch aus „Mary Poppins“ den Zungenbrecher fehlerfrei drauf: „Supercalifragilisticexpialigetisch!“ Sicher nicht nur, weil ein Zuschauer seinen Stetson aufhat, gibt’s gegen Ende „Ich will nen Cowboy als Mann.“ Nicht fehlen dürfen auch „Junger Tag“ und jenes Lied, bei dem viele mitsingen: „Nein, nein, so schön kann doch kein Mann sein“. Wohl wahr – und insbesondere die weiblichen Stimmen sind kaum zu überhören.