Glatte Straßen im Winter sind für Stuttgarts Radfahrer nicht flächendeckend, dafür aber punktuell ein Problem. Alltagsradler erklären, welche Stellen in der Landeshauptstadt aus ihrer Sicht besonders heikel sind.

Digital Desk: Sebastian Xanke (xan)

Stuttgart - Wer im Winter mit dem Fahrrad unterwegs sein möchte, steht in Stuttgart vor einem Problem. Radfahrer, die täglich durch die Stadt fahren, warnen vor einigen glatten Stellen auf Wegen und Straßen. Es sei unsicher, wann und wo der städtische Winterdienst die Radwege streue, sagen etwa die Bewegungen Zweirat und Radentscheid in Stuttgart. In den Organisationen haben sich Menschen zusammengefunden, die den Radverkehr in der Landeshauptstadt stärken wollen.

 

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Über ihre Social-Media-Kanäle rufen sie bereits seit Tagen Stuttgart Fahrradfahrer dazu auf, ihre Erfahrungen mit Glatteis zu melden. Das Ergebnis: mehr als ein dutzend Zuschriften. So kommentierte ein User unter einen Post auf Facebook: „Mir kamen viele warnende (danke!) Fahrrad-Schieber entgegen, z.B. am Flora&Fauna war es wie so oft spiegelglatt.“ Und auch auf Twitter beklagte ein Nutzer vor einigen Tagen: „Alle Kollegen, die mit dem Rad unterwegs waren, sind mehrmals gestürzt, ich auch.“

„Wir fordern, dass der Radverkehr grundsätzlich das ganze Jahr über funktionieren muss“, sagt Thijs Lucas, Sprecher des Radentscheid Stuttgart. „Man muss wissen, dass die Wege frei sind, damit überhaupt mit dem Fahrrad gefahren wird.“ Ansonsten würden viele Menschen aus Angst vor Glätte zum Auto greifen. Und an welchen Stellen hakt es?

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Lucas hebt vor allem die Brücken über den Neckar, speziell beim Rosengarten um die Villa Berg, hervor. „Die Holzbrücken sind eine wichtige Verbindung für viele Radfahrer und frieren schnell ein, wenn nichts gemacht wird.“ Selbst auf der Hauptradroute eins (von der Rohrer Höhe bis nach Bad-Cannstatt) in Stuttgart seien Radfahrer morgens nicht zwangsläufig sicher, wenn sie zur Arbeit fahren würden.

Gudrun Zühlke, Landesvorsitzende des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs in Stuttgart, erklärt die Neckar-Brücken ebenso für problematisch in Bezug auf Glätte. Grundsätzlich gelte jedoch: „Die Schwierigkeit ist, dass sich die glatten Stellen oft nur an vereinzelten Orten bilden.“ Demnach könne für Fahrradfahrer auch an Hängen, wie etwa im Kaltental, Glatteisgefahr lauern.

„Auch die Stadt kann den Wetterbericht lesen.“

Es gebe zwar Orte, wie zum Beispiel den Schlossgarten, an denen gut gestreut werden würde, sagt Zühlke. „Das Problem ist aber, dass es uneinheitlich ist. Man kennt die schwierigen Stellen eigentlich nur durch Erfahrung.“ Dabei werde es mancherorts etwa wegen des Durchzugs von besonders kalter Luft um einiges schneller glatt, als an anderen Stellen in Stuttgart.

Auf Radwegen bleibe das so entstandene Eis laut Zühlke außerdem viel länger liegen als auf Autostraßen, weil die Fahrradreifen im Gegensatz zu Autoreifen weit weniger Abrieb produzieren würden. „Wo man früher streuen muss, ist da leider noch nicht angekommen“, sagt Zühlke in Richtung Stadtverwaltung. Der Fahrrad-Club wünsche sich einen flächendeckenden und zuverlässigeren Winterdienst. Thijs Lucas vom Radentscheid fügt hinzu: „Auch die Stadt kann den Wetterbericht lesen.“

Bislang keine Reklamationen

Von einer Sprecherin der Stadt heißt es auf Anfrage, dem zuständigen Eigenbetrieb Abfallwirtschaft Stuttgart „sind Kältebrücken und Orte mit besonderen Glätterisiken bekannt.“ Am vergangenen Freitag um 2.45 Uhr etwa sei der Fahrbahn-Winterdienst für Kontrollfahrten ausgerückt, weil Prognosen für glatte Stellen vorgelegen hätten. „Dazu gehört auch Kaltental inklusive der Hauptradroute 1“. Reklamationen von Radfahren in Bezug auf die Gebiete gebe es allerdings nicht.

Zur Wahrheit gehört außerdem: Weder die Stuttgarter Polizei noch das Klinikum und das Marienhospital haben in den vergangenen Monaten Radunfälle wegen Glätte verzeichnet.