Dass der Spielwaren-Gigant Toys R Us in Nordamerika Gläubigerschutz beantragt, hat nicht nur mit der übermächtigen Konkurrenz von Amazon zu tun, meint Redakteur Daniel Gräfe. Der Handel hierzulande sollte alarmiert sein.

Geld/Arbeit: Daniel Gräfe (dag)

Stuttgart - Natürlich hat auch der Siegeszug des Giganten Amazon eine wesentliche Rolle gespielt, dass die US-Spielzeugkette Toys R Us in Nordamerika Insolvenz anmelden musste. Amazon bot Spielzeug teils billiger an. Außerdem konnte Amazon mit der schieren Bekanntheit und vor allem Bequemlichkeit punkten. Die meisten Kunden haben ein Benutzerkonto beim weltgrößten Online-Warenhaus, da ist auch bei den Bestellungen per Internet der Online-Shop von Toys R Us nur Anlaufstelle Nummer zwei. Damit fügt sich die Entwicklung von Toys R Us in eine Reihe von Handelsketten, die bei der Umstellung in die Welt des Online-Handels in Amerika auf der Strecke zu bleiben drohen.

 

Doch die Gründe sind auch hausgemacht: Zu langsam hat sich Toys R Us auf das Online-Geschäft eingestellt und den Internet-Shop ausgelagert. Die fehlende Expertise musste man sich wieder aneignen. Das ist fatal für den modernen Handel, wo die enge Verzahnung zwischen stationärem und Online-Geschäft Voraussetzung für Wachstum ist. Und wo im Internet vor allem die größte Plattform das Geschäft dominiert – also Amazon.

Die Schuldenlast war zu hoch

Der Hauptgrund liegt aber wohl in der Übernahme durch drei Finanzinvestoren, unter der Toys R Us seit langem leidet. Denn 2005 hatten diese die Kette für mehrere Milliarden Dollar nicht nur erworben, sondern ihr auch die Schulden für die Übernahme aufgelastet. Seitdem hat Toys R Us nicht mehr aus dem Schuldenloch herausgefunden, denn in den letzten Jahren blieben die Gewinne aus. Dass die Kette mit Hilfe von Gläubigerschutz und Umschuldung wieder auf die Erfolgsspur zurückfindet, kann man ihr nur wünschen. Ein Erfolg ist allerdings fraglich, vorher werden wohl viele Filialen schließen müssen.

Auch wenn die Insolvenz das Geschäft von Toys R Us in Deutschland vorerst nicht direkt betrifft, werden die Mitarbeiter in den kommenden Monaten bangen. Aber auch die Konkurrenz wird mit Argusaugen die Entwicklung in den USA verfolgen, denn bisher setzten die USA auch für Deutschland meist den Trend. Deshalb muss der Handel weiterhin beides tun: Amazon online mit attraktiven Webshops die Stirn bieten – und mit guter Beratung den Einkauf vor Ort zum Erlebnis machen. Eine Brise Lokalpatriotismus – gemeinsam entfacht – kann da nur helfen.