Der frühe Vogel fängt den Wurm, in der digitalen Welt ist es der Early Adopter. Er liebt neue Gadgets - damit fängt er sich aber auch Probleme ein.

Stuttgart - Der frühe Vogel fängt den Wurm - in der digitalen Welt ist es der Early Adopter, der die Wege hinaus ins Neue erkundet. Er ist ein neugieriges und leidensfähiges Wesen. Seine natürliche Umgebung sind neue Gadgets, neue Software und neue Internetdienste. Das Adaptieren - mit dem englischen "Adopter" verwandt - weist auf die einzigartige menschliche Fähigkeit zur Anpassung. Kein anderes Lebewesen kann auf so flexible Weise reagieren.

 

Das muss es auch, wenn es mit neuer Technik umzugehen versucht und nicht weiß, ob es schreien, weinen oder sich mit leuchtenden Kinderaugen der neuen Herausforderung zuwenden soll. Mit dem Erwerb eines höchst modernen Stücks Digitaltechnik macht der Early Adopter stets aufs Neue die Erfahrung, sich für so viel Geld wie nie zuvor so viel Probleme wie nie zuvor eingehandelt zu haben; allerdings eine neue, innovative Art von Problemen.

Misstrauisch sein

Falls Sie selbst noch kein Early Adopter sind, aber einer werden möchten, einige Hinweise: Erwarten Sie von digitaler Technik nicht, dass sie funktioniert. Seien Sie vielmehr misstrauisch, wenn alles wie geschmiert läuft. Das dicke Ende kommt noch. "Künstliche Intelligenz" bedeutet, dass die Hardware genau weiß, wann sie ausfallen muss, um den größtmöglichen Stress zu erzeugen. Das entsprechende Phänomen bei Software heißt Bananenprogramm (reift erst beim Benutzer). Menschen, die freiwillig damit umgehen, nennt man Beta-Tester. Auftretende Fehler, die einen richtig Nerven gekostet haben, meldet man an den Hersteller, der daraufhin eine kostenpflichtige, überarbeitete Version des Programms verschickt ("Update"), in die lustige neue Fehler eingebaut sind.

Wenn Sie wissen wollen, ob ein Verkäufer in einem Computergeschäft gut ist, fragen Sie ihn, was er am liebsten isst. Wenn er gern Pizza isst, können Sie ihm mit Vorbehalt weiter zuhören. Wenn er gern chinesisch isst, kaufen Sie alles, worauf er mit dem Finger zeigt. Das hängt damit zusammen, dass Chinesisch immer geheimnisvoll klingt, das Essen nummeriert ist und alles sehr schnell geht, also eine tiefe Verbindung zum Wesen von Programmierern und Nerds besteht. Verkäufer, die weder Pizza noch chinesisch essen, werden einen möglichst schweren Laptop empfehlen, weil den niemand unerlaubt wegtragen kann.

Belasten Sie sich und ihre Maschinen nicht mit Erwartungen. Genießen Sie stattdessen das Gefühl, im Morgenrot eines neuen Zeitalters zu stehen. Vor allem müssen Sie sich ein paar solide Argumente zurechtlegen, die vernünftig klingen und mit denen Sie eine Ausgabe von 500 Euro aufwärts rechtfertigen können, etwa a) Brauche ich auch beruflich oder b) Können wir von der Steuer absetzen. Wenn herauskommen würde, dass niemand wirklich mit Computern arbeitet, sondern alle nur spielen wollen (was tatsächlich der Fall ist), würde es zur Zivilisationskrise kommen.