Die Diskussion um schnellere Datenleitungen für den Wirtschaftsstandort Stuttgart hält an. „In zehn Jahren brauchen wir flächendeckend Glasfaserverbindungen mit einer Downloadgeschwindigkeit von mindestens 50 Megabyte“, sagt ein Sprecher der IHK.

Stuttgart - Die Diskussion um schnellere Datenleitungen für den Wirtschaftsstandort Stuttgart hält an. „In zehn Jahren brauchen wir flächendeckend Glasfaserverbindungen mit einer Downloadgeschwindigkeit von mindestens 50 Megabyte“, sagt Sebastian Bader, Pressesprecher der Industrie- und Handelskammer Region Stuttgart (IHK). Noch wichtiger für die Firmen in der Landeshauptstadt und der Region sei ein hohes Uploadtempo bei der Versendung digitaler Daten an Kunden und Projektpartner. „Der Upload sollte mindestens mit 20 MB erfolgen.“ Heute seien allenfalls fünf MB möglich. Dieses Tempolimit ist nach Ansicht der IHK nicht zeitgemäß, da sich die Internetkommunikation nicht mehr auf das Versenden von E-Mails beschränke. Heute würden oft mehr aufwendige 3-D-Präsentationen verschickt.

 

Auch die Handwerkskammer Region Stuttgart drückt aufs Tempo. „Unter den von uns vertretenen 100 Branchen sind auch Modellbauer, die hochkomplexe Pläne über das Internet versenden müssen“, sagt der Kammersprecher Gerd Kistenfeger. Auch Metallbetriebe brauchten leistungsfähige Internetanschlüsse, um hoch aufgelöste Fotos zu senden. Firmendaten würden auch zunehmend in die sogenannte Cloud ausgelagert. Dieser Trend erhöhe den Bedarf an schnellen Verbindungen.

Die Stadt soll koordinieren

„Die Stadt muss beim Ausbau der Datennetze eine koordinierende Funktion übernehmen“, so Kistenfeger. Dafür benötige man im Rathaus ein klares Konzept für das wichtige Thema Datentransfer. Die IHK und die Handwerkskammer hätten im Mai in einer gemeinsamen Erklärung die unzureichende Versorgung mit schnellen Internetanschlüssen im Land kritisiert. Dabei hingen viele Arbeitsplätze auch vom schnellen Datentransfer ab.

Die Kritiker aus Handwerk und Wirtschaft hatten dabei keineswegs nur die Landeshauptstadt im Auge. Nachholbedarf gebe es zum Beispiel im Gewerbegebiet Ditzingen-Heimerdingen, aber auch in den Landkreisen Göppingen sowie Rems-Murr.

Im Stuttgarter Rathaus hat das Thema seit kurzem einen höheren Stellenwert. Wie berichtet, hat OB Fritz Kuhn erklärt, dass kreative Firmen in seinen Augen eine Zukunftsbranche für die Stadt sein könnten. „Wir wissen, dass die Szene auf einen gut funktionierenden Datentransfer angewiesen ist“, betont Stadtsprecher Sven Matis. Zu einem optimalen Arbeitsumfeld gehörten heutzutage schnelle Datenverbindungen. Deshalb sichte man auf städtischer Ebene gerade, was an digitaler Infrastruktur vorhanden sei und wie schnell diese sei. „Danach bewerten wir, unter welchen Gegebenheiten die Infrastruktur anzupassen wäre und wie die Stadt hier unterstützen könnte.“

München ist beim schnellen Internet schon weiter

Einen solchen digitalen Masterplan für die Landeshauptstadt hat – wie schon kurz berichtet – die SPD-Gemeinderatsfraktion gefordert. Dazu gehört nach Ansicht der Genossen ein öffentliches Breitbandkataster mit Informationen zu den bereits vorhandenen Glasfasernetzen.

In München ist man allerdings schon viel weiter als am Neckar: Die Stadtwerke an der Isar haben 2009 mit dem Ausbau des Glasfasernetzes begonnen und bis heute 250 Millionen Euro investiert. Inzwischen ist die Innenstadt innerhalb des Mittleren Rings, wo viele Kunden wohnen, angeschlossen. Das neue Netz bietet Haushalten 100-Megabyte schnelle Anschlüsse. Firmen mit Bedarf für besonders hohe Übertragungsraten können auch Leitungen mit einer Kapazität von bis zu 10 000 Megabyte mieten.

Inzwischen nutzen mehr als 300 000 Kunden das Münchner Glasfasernetz, das Daten mit Lichtgeschwindigkeit transportiert. „Darunter sind rund 14 000 Geschäftskunden, die unterschiedliche Anschlüsse mit einer Leistung von 500 bis zu 10 000 Megabyte in der Sekunde nutzen“, sagt Andreas Dietrich, Sprecher der Stadtwerke-Tochter M-Net. Die Preise für solche ultraschnellen Anbindungen lägen natürlich höher als die Angebote für private Haushalte.

Dass die Daten auch in Baden-Württemberg möglichst bald rascher fließen müssen, hat auch Ministerpräsident Wilfried Kretschmann erkannt. In der nächsten Legislaturperiode wolle eine weiterhin von ihm geführte Landesregierung die für die Wirtschaft enorm wichtige „digitale Revolution“ umsetzen, erklärte der Regierungschef in einem Interview mit der Agentur dpa.