Überfrierende Nässe hat am Mittwochmorgen den Kreis Böblingen fest im Griff: Laut der Polizei war dieser aber weitaus weniger von Unfällen betroffen als der Kreis Ludwigsburg. Die Eisglätte strapazierte die Notaufnahmen, den Winterdienst – und die Müllabfuhr.
Spiegelglatte Straßen haben am Mittwochmorgen im Kreis Böblingen – wie auch in anderen Kreisen in der Region Stuttgart – zu zahlreichen Unfällen geführt. Die Situation sorgte auch für ein erhöhtes Patientenaufkommen in den Kliniken. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte über verschiedenste Kanäle vor „extremer Glätte und Blitzeis“.
Durch die Warmfront sei der Niederschlag am Mittwoch zwar als Regen gefallen, die Böden seien aber vielerorts noch so kalt gewesen, dass der Regen sofort gefroren sei. Der DWD rechnet damit, dass sich die Blitzeisgefahr erst in den kommenden Tagen legt. Grundsätzlich rät er jedem, bei einer solchen Wetterlage zuhause zu bleiben. Wer allerdings unterwegs sein muss, solle sein Verhalten und seine Fahrweise an die Witterung anpassen und Verzögerungen miteinplanen – also langsam fahren.
Kreis Böblingen war nicht der Unfallschwerpunkt
Das Polizeipräsidium Ludwigsburg, das auch für den Kreis Böblingen zuständig ist, berichtet in seiner Zusammenfassung der Einsätze am Mittwoch von einer „außergewöhnlichen Einsatzlage“. 416 Unfälle seien bis 12 Uhr gemeldet worden. Der Schwerpunkt der Unfälle liegt dabei aber nicht in und um Böblingen. „Bestimmt 90 Prozent dürfte im Kreis Ludwigsburg gewesen sein“, schätzt Polizeisprecher Steffen Grabenstein. Noch ließe sich das Ganze aber nicht genau erfassen, da die Fälle noch nicht alle im System sind. Denn: Die Beamten hätten am Morgen „nichts anderes gemacht, als von Unfall zu Unfall zu fahren“. Wie das Präsidium mitteilt, musste das Führungs-und Lagezentrum zur Hochzeit „mehr als 200 Einsätze gleichzeitig koordinieren, davon rund 190 Unfälle im Zusammenhang mit Glatteis“.
38 der 416 Unfälle ereigneten sich auf der Autobahn. Neun Personen verletzten sich leicht, eine weitere schwer. „Auch die 378 Unfälle auf den übrigen Straßen verliefen vorwiegend glimpflich“, heißt es von der Polizei. Zwölf Personen seien verletzt worden, darunter eine schwer.
Zu Hause bleiben wird empfohlen
Die Technischen Betriebsdienste der Städte Böblingen und Sindelfingen waren seit den frühen Morgenstunden unterwegs, um der Glätte Herr zu werden. „Wir sind seit dem Morgen mit allem draußen, was wir haben“, sagte Lars Engelmann, Geschäftsführer des Zweckverbands Technische Betriebsdienste Böblingen/Sindelfingen. Acht Lastwagen, 13 Streufahrzeuge für Geh- und Radwege sowie etliche Kolonnen, die von Hand streuen, waren laut Engelmann unterwegs. Sogar die Stadtgärtnereien der beiden Städte habe man eingespannt.
Auch bei der Müllabfuhr war der Arbeitstag nicht wie üblich. Wie die Stadtverwaltung Böblingen über ihre Abfall-App mitteilte, sei es am Mittwoch „zu erheblichen Einschränkungen“ gekommen. Für Tonnen, die aufgrund der Witterung nicht geleert werden konnten, soll es darüber hinaus keine nachträgliche Leerung geben, ist der Nachricht in der App zu entnehmen.
Erhöhtes Aufkommen in Kliniken
Auf den Klinikverbund Südwest, der sich aus den Krankenhäusern in Böblingen, Sindelfingen, Herrenberg, Leonberg (alle Kreis Böblingen), Nagold und Calw (beide Kreis Calw) zusammensetzt, wirkte sich die Situation ebenfalls heftig aus.
„Es ist natürlich so, dass wir das Glatteis heute Morgen in der Notaufnahme deutlich merken, indem wir einfach mehr unfallchirurgische Patienten haben als sonst“, sagte Kliniksprecher Lukas Schult. Handgelenks- und Hüftverletzungen sowie Kopfplatzwunden kämen vermehrt vor, berichtete der Sprecher.
Unterricht findet statt
Bei den Schulen im Kreis Böblingen blieb es dagegen überraschend ruhig. „Wir hatten keinerlei Meldung über Unterrichtsausfälle wegen Glatteis heute Morgen“, sagt der Leiter des Staatlichen Schulamts in Böblingen, Jochen Waidelich. In Einzelfällen könne es zwar zu Verspätungen wegen Störungen bei den Schulbussen gekommen sein, „doch mir ist nichts Nennenswertes bekannt“, sagt er.
Einer dieser Fälle: die Johann-Bruecker-Realschule in Schönaich. Dort machten sich die Folgen der Glätte bemerkbar. „Einige Schüler sind massiv zu spät gekommen, weil wohl die Busse zum Teil nicht gefahren sind“, teilt das Sekretariat mit. Zu Unterrichtsausfall sei es nicht gekommen. Auch nicht am Stiftsgymnasium in Sindelfingen, dessen Sekretariat nur von zwei Fällen weiß, bei denen „Schüler auf dem Weg hier hin ausgerutscht sind“. Größere Verletzungen habe es aber keine gegeben.
Im ÖPNV in Böblingen und Sindelfingen sind laut Hermann Pflieger, Geschäftsführer des Busunternehmens Pflieger, alle Busse unterwegs gewesen. Beschwerden der Busfahrer, dass die Straßen nicht geräumt gewesen seien, habe es nicht gegeben.