Siegfried Fleischmann legt sein Amt als Cheforganisator des Benefizspiels „Glatzen gegen Locken“ ab. Der Torwart mit dem Spitznamen Katze wird auch nicht mehr für den FC Locke aufs Eis gehen.

Fellbach - Zum Abschied ist Siegfried Fleischmann von seinen langjährigen Mitspielern beim SC Locke und seinen Lieblingsgegnern vom Team Glatze gekrönt worden. Der Torwart, der seinen Spitznamen Katze seiner Gewandtheit und Flinkheit zwischen den Pfosten verdankt, ist vom Eis gegangen. Nach 15 Auflagen des Fellbacher Benefiz-Besenhockeyspiels am Neujahrstag hat der 57-Jährige zudem sein inoffizielles Amt als Cheforganisator abgegeben.

 

Die Freunde spielen für den guten Zweck

Die Begegnung zwischen den Glatzen und den Locken auf glattem Untergrund gehört für viele Fellbacher zum Pflichtprogramm am ersten Tag im neuen Jahr. Seit 2002 spielen die Freunde mit und ohne Haare für einen guten Zweck und haben seitdem 113 500 Euro an verschiedene wohltätige Zwecken gespendet. Auch die Aktion 6666 unserer Zeitung, die Mitbürgern in Not hilft, wurde immer wieder großzügig bedacht, in diesem Jahr mit 4000 Euro. Bei Siegfried Fleischmann liefen all die Jahre die Fäden zusammen, künftig kümmern sich Joachim Vidrich, Rolf Plep und Wilfried Geyer ums Organisatorische.

Ein eleganter Sprung von Siegfried Fleischmann alias „die Katze“. Foto: Eva Herschmann
Siegfried Fleischmann ist von Anfang an dabei gewesen. Er weiß, wie alles begann. Es habe vor langer Zeit ein Männergespräch unter den Freunden an einer Bar gegeben. Inhaltlich sei es darum gegangen, wer es besser drauf habe, diejenigen, die noch mit Haaren gesegnet waren oder die mit Platte, sagt er. „Wir haben das dann bei einem Fußballspiel geklärt, das unentschieden ausging.“ Damit war die Angelegenheit zunächst erledigt. Einige Zeit später waren Dietmar Schmidt, Hansi Frey, Hansjörg Kiesel und Siegfried Fleischmann in Myrren in der Schweiz zum Skifahren. Weil das Wetter zu schlecht für Pistenausflüge war, schlug ihre Wirtin vor, dass die deutschen Hotelgäste gegen die italienischen im Eishockey antreten sollen – aber nicht auf Kufen, mit Schläger und Puck, sondern in Straßenschuhe, mit Besen und Ball. „Das Spiel endete damals 3:3, und dann wurde ein Jahr später zum ersten Mal die Eisbahn beim Rathaus aufgebaut.“

Beim ersten Mal kamen nur 30 Freunde

Die Freunde erinnerten sich an das deutsch-italienische Aufeinandertreffen in der Schweiz und an die alte Frage, wer es besser drauf hat, die mit fülliger Haarpracht oder die mit spärlichem Wuchs. Sie beschlossen, es mit einer Beseneishockeypartie zu klären. „Beim ersten Mal kamen vielleicht 30 Freunde zum Zugucken, aber schon da hatten wir die Idee, Geld für einen guten Zweck zu sammeln“, sagt Siegfried Fleischmann. Mit zunehmendem Alter der Spieler weiche die haarige Klassifizierung ohnehin auf. Mittlerweile gebe es Glatzen, die noch einen volleren Scheitel besäßen als mancher aus den Reihen der Locken. Beim Nachwuchs, der zum Teil noch in den Kinderschuhen steckt, wird erst gar nicht nach Haarlängen geschaut. Im Vorspiel, das ihre Sprösslinge seit fünf Jahren bestreiten, tritt Team Rot gegen Mannschaft Blau an. „Es scheint, als hätten wir was Dauerhaftes begonnen. Aber wir werden sehen, was die Jungen in Zukunft daraus machen“, sagt Siegfried Fleischmann.

Einer aus der Jugend zählt schon zu den Etablierten. Lukas Frey hat den Platz der „Katze“ im Tor der Glatzen eingenommen. Der Sohn von „Locken-Kapitän“ Klaus Frey und Neffe des verstorbenen Hansi Frey, der beim Beseneishockeyspiel in der Schweiz an der Seite von Siegfried Fleischmann stand, ist ein würdiger Nachfolger. Das hat Siegfried Fleischmann den Abschied erleichtert. Zumal er der sportlich-wohltätigen Sache verbunden bleibt. „Vielleicht helfe ich beim Glühwein- und Fanartikelverkauf, vielleicht stehe ich als Edelfan auf der Tribüne und feuere an.“

Vorher wird er im Sommer aber auf dem Stuttgarter Schlossplatz feiern. Denn zur eher symbolisch gemeinten Krone hat Siegfried Fleischmann als Abschiedsgeschenk einen Gutschein für ein Konzertticket bekommen und für das Open-Air-Konzert mit David Gilmour im Juli am Schlossplatz eingetauscht. „Die Veranstaltung war in sieben Minuten ausverkauft, aber ich habe meine Karte“, sagt Siegfried Fleischmann, der nicht nur auf dem Eis reaktionsschnell ist.