An Ostern gedenken Christen in aller Welt der Auferstehung Jesu Christi. Dieses Gedenken kann ganz unterschiedlich aussehen. Zwei Sichtweisen.

Die Botschaft hinterm Schokohasen – es ist wichtig, in der Familie darüber zu reden, warum wir Ostern feiern.

Wir sind weder streng gläubig noch regelmäßige Kirchgänger. Doch die christlichen Feiertage sind meiner Familie und mir heilig. An Weihnachten, dem zweitwichtigsten Fest nach Ostern, besuchen wir den Gottesdienst. Nicht, weil wir uns dazu verpflichtet fühlen, oder weil es dazu gehört, sondern weil es schön ist, zu erfahren, wie das Licht wieder in die Welt kommt. Weil es schön ist zu erleben, wie Kinder in verschiedene Rollen schlüpfen und die Geschichte der Geburt Jesus nacherzählen. Meine Tochter hat an Heiligabend auch schon mal einen der Engel gespielt, der den Hirten die frohe Botschaft verkündet hat, dass Gottes Sohn geboren ist.

 

Auch jetzt – an den Osterfeiertagen – suchen wir nicht nur nach Schokoladeneiern und Schokohasen. Auch wenn das jede Menge Spaß bedeutet. Es ist wichtig, darüber zu reden, was die Botschaft des Festes ist: Dass eben nicht alles vorbei ist, wenn wir sterben. Dass wir auf ein Leben nach dem Tod hoffen dürfen: an der Seite von Gott.

Friedvoll stelle ich mir diese Existenz vor. Eine solche Existenz wünsche ich auch meinem Vater, der 2021 gestorben ist. Ein Ritual hat mir geholfen, mit meiner Trauer umzugehen. Immer wenn meine Tochter und ich in die bayerische Heimat fahren, machen wir auf halber Strecke an einer Autobahnkirche halt. Ein Buch liegt in der Kapelle aus. Reisende schreiben darin ihre Wünsche und Hoffnungen auf. Sie berichten über schöne und schlimme Erfahrungen. Viele bedanken sich bei Gott, einige fordern seinen Schutz ein, andere erbitten sich Kraft für schwierige Stunden.

Auch ich habe Botschaften an Gott und für meinen Vater in das Buch geschrieben. Irgendwann musste ich dies nicht mehr, denn ich habe gespürt, dass es ihm gut geht – wo immer er jetzt auch sein mag. Das Buch war eine Brücke zu meinem Glauben. Der mir geholfen hat, mit einer schwierigen Situation zurechtzukommen. Werte, die Kindern an christlichen Festtagen vermittelt werden, können auch solche Brücken sein. Deshalb ist es gut, an Ostern nicht nur bunte Eier zu suchen und leckere Hasen zu verschenken. Auch wenn das viel Freude bereitet. (Natalie Kanter)

Kirche und Tradition? Nein danke! – Jeder sollte aus den Osterfeiertagen das machen, was er für richtig hält.

Früher waren es die Schokohasen und selbstgefärbten Eier, die meine Oma in den Johannisbeersträuchern versteckte, heute, sieben Jahre nachdem ich von Zuhause ausgezogen bin und Land gegen Stadt getauscht habe, ist es vor allem das Nachhausekommen, die gemeinsame Zeit mit meiner Familien und meinen Freundinnen und Freunden, auf die ich mich an Ostern am meisten freue. Ein paar Tage durchschnaufen und Zeit für Begegnungen haben, die die Alltagshektik häufig schluckt.

Bräuche gibt es viele zu Ostern. Foto: imago//Markus Tischler

Glauben zu leben, bedeutet für mich vor allem, Gemeinschaft zu leben. Mein Kirchenaustritt vor zwei Jahren änderte daran nichts. Ich wurde weder gläubig erzogen noch habe ich im Erwachsenenalter – außer zu Hochzeiten und Beerdigungen – ein Gotteshaus besucht. Der Kirchenaustritt ist für mich die logische Konsequenz. Dass die Kirche in manchen Punkten leider immer noch von patriarchalen Strukturen durchzogen ist, bestärkte mich in meiner Entscheidung. Um zu glauben, um Kraft zu schöpfen, brauche ich keine Institution.

Keine Kirche, um Leben von christlichen Werten leiten zu lassen

Vielmehr waren es die schmerzvollen Ereignisse in meinem familiären Umfeld, die sich in den letzten Jahren mehrten und mich lehrten, gemeinsame, friedliche Zeit nicht als selbstverständlich zu nehmen und meine Meinung zum Glauben festigte sich. Er ist etwas individuelles, mit einer Gemeinsamkeit: Er soll Kraft, Halt und Orientierung geben. Ich schöpfe Hoffnung nicht durch (christliche) Feiertagsrituale – auch an Weihnachten mache ich übrigens keinen Unterschied– sondern durch Verbundenheit mit Menschen und mit mir selbst. In Momenten, die zeigen, dass es da vielleicht noch etwas gibt, das wir nicht greifen können. Etwas höheres, das vielleicht dennoch viel näher bei uns ist, als wir denken.

Wie wir das nennen und welche Bräuche wir brauchen, um uns damit verbunden zu fühlen, muss jeder für sich selbst entscheiden und darf nicht verurteilt werden. Um mein Leben von christlichen Werten leiten zu lassen, brauche ich zumindest weder Schokohasen, noch traditionelle Kirchengänge oder Feiertagsrituale. (Sandra Belschner)