Das dänische Paar Tin Hjalte und Nina Rasmussen hat sich mit einem Elektroauto auf den Weg gemacht, die Welt zu umrunden.
28.02.2011 - 07:45 Uhr
New York - Es ist ein klammer Februartag in New York, der Himmel ist dunkelgrau und die Äste der Bäume im Central Park biegen sich schwer unter dem nassen Schnee. Es ist nicht gerade die schönste Zeit, um die Stadt zu besuchen und doch ist Tin Hjalte froh, dass er hier ist. Eine Woche New York, das bedeutet für den dänischen Abenteurer und seine Frau Nina eine Woche Ruhe, Wäsche waschen, Ausschlafen, Tee trinken und mit Freunden essen gehen. Es bedeutet für die beiden aber vor allen Dingen auch eines: sie müssen eine Woche lang keine Steckdose suchen.
Das war nämlich die Hauptbeschäftigung der beiden, seit sie im Juni des vergangenen Jahres Kopenhagen verlassen haben. Die zwei hatten es sich in den Kopf gesetzt, mit einem Elektroauto einmal rund um die Welt zu reisen. Sie wollten beweisen, dass ein serienmäßiger E-Wagen schon heute ein vollkommen probates Transportmittel ist - auch für lange Strecken. 26.000 Kilometer weit sind sie seither gekommen. Doch einfach war das nicht.
Da war zum Beispiel der Tag in der Wüste Gobi, an dem schwere Regenfälle den Generator der beiden lahmgelegt hatte. Der Abstand zwischen Steckdosen war für den grünen Kleinwagen in der Wüste zu groß, und so waren Tin und Nina ausnahmsweise auf die mit Benzin getriebene Strom-Maschine angewiesen. Mit der allerletzten Kilowattstunde rollten sie in die mongolische Stadt Sainshand, wo ein Automechaniker den Generator wieder zusammenschweißen konnte.
Immer wieder heißt es Strom suchen und warten
Oder der Tag in Pennsylvania, an dem wieder einmal nichts passte. Der Strom im Motel hatte nur 100 Volt, die Batterie war am Morgen nur zu 10 Prozent voll. Und als sie mit dem Reststrom endlich eine 220-Volt-Dose gefunden hatte, passte der Stecker nicht, und Hjalte musste mit losen Kabeln einen neuen Stecker zurecht improvisieren. Ein dreiviertel Tag war verloren - keine Seltenheit für die Elektrotrotter.
Überhaupt bedeutete für Tin und Nina das Reisen mit dem E-Wagen vor allem eines: die Entdeckung der Langsamkeit. Der Strom der Nacht reichte meist etwa 200 Kilometer weit - bei einer Reisegeschwindigkeit von 60 bis 80 Kilometern pro Stunde ist das eine halbe Tagesreise. Dann hieß es wieder Strom suchen und warten.
Dominierender Seelenzustand der Reise: Langeweile
Drei bis vier Stunden dauerte es gewöhnlich, über Mittag wieder aufzutanken und das meist nicht gerade in den hübschesten Gegenden der Welt. Oft saßen sie neben Autowerkstätten in Industriegebieten oder im völligen Nichts und am Abend ging das alles dann wieder von vorne los. Der dominierende Seelenzustand der Reise: Langeweile.
Aber Tin und Nina waren ja nicht angetreten um sich zu amüsieren. Sie wollten etwas beweisen. Das ist ihnen gelungen. Aber würden sie es auch empfehlen, mit dem Elektroauto rund um die Welt zu fahren? Oder auch nur in den Urlaub? "Wahrscheinlich nicht", sagt Hjalte, ein freundlicher, aber wortkarger Zeitgenosse, der die Welt auch schon mit dem Motorrad umrundet hat.