Am schönsten zu sein ist langweilig. Wir sind am siebtschönsten, das ist viel spannender. Betrachtungen zur Bücherei.

Familie/Bildung/Soziales: Viola Volland (vv)

Stuttgart - Es ist immer wieder eine Freude, eine gute Nachricht zu verkünden, auch wenn sie in diesem Fall nicht die neueste ist. Aber irgendwie passt es, dass es genau sieben Tagen her ist, dass wir erfahren durften, dass die Stuttgarter Stadtbibliothek mit einem neuen Titel aufwarten kann. Sie ist nämlich „die siebtschönste Bibliothek der Welt“, wie auf ihrer Internetseite zu lesen ist. Der Bau von Eun Young Yi am Mailänder Platz rangiert direkt hinter der Londoner Peckham Library und noch vor der Central Library in Seattle. Den ersten Platz belegt übrigens die Bibliothek im norwegischen Vennesla, deren Architektur innen an ein Walgerippe erinnert. Aber seien wir mal ehrlich: Am schönsten zu sein ist doch langweilig. Wirklich sexy klingt das nicht. Wir sehen den Slogan schon vor uns: Stuttgart – am siebtschönsten schön! Das prickelt.

 

Noch gibt sich Stuttgart Marketing zugeknöpft, aber natürlich wird hinter den Kulissen fieberhaft daran gearbeitet, die neue Attraktion in das Marketingkonzept einzuarbeiten. Angeblich sollen schon Gespräche mit den Hoteliers laufen, die entsprechende Pakete ins Programm nehmen. Die Werbung hierfür schreibt sich wie von selbst („Von Zimmer Nummer sieben ab in den siebten Himmel!“).

Langfristig, da sind wir uns sicher, lässt sich aus der „siebtschönsten Bibliothek“ für Stuttgart deutlich mehr Kapital schlagen als aus so manchem Siegerpokal. Das kann man von den Bergsteigern lernen. Die höchsten Berge der sieben Kontinente sind inzwischen out. Nun wollen alle die zweithöchsten Berge der Welt besteigen (wobei es offenbar gar nicht so einfach ist, den richtigen Gipfel zu finden, aber das ist ein anderes Thema). Da sollte es ein leichtes sein, Touristen nach Stuttgart zu locken, die die siebtschönsten Bauten der Welt interessieren. Wir prognostizieren deshalb schon jetzt: Um Besucherzahlen muss sich die Stadt in Zukunft nicht mehr sorgen.