Die versammelten Streiks dieser Tage folgen einem geheimen Plan. StZ-Lokalchef Holger Gayer glaubt zu wissen, wer ihn erfunden hat.

Chefredaktion : Holger Gayer (hog)

Stuttgart - Der Zeitgeist ist ein findiger Geselle. Nachdem er das Wort „Entschleunigung“ ersonnen hatte, zündete er eine beispiellose Kampagne, in der er seine Wortschöpfung in Talkshows, Essays und Porträts platzierte, wobei in Letzteren oft zu lesen war, dass der vorgestellte Mensch „aus der Zeit gefallen“ sei. Auch schön!

 

Und nun, da die Entschleunigung aus der Mode zu kommen drohte, hat er wieder zugeschlagen, der Zeitgeist. Nicht mit Worten diesmal, sondern mit Taten. Er hat den Bsirske, den Weselsky und den Postgewerkschafter (wie heißt der noch gleich?) davon überzeugt, dass wir dringend entschleunigt werden müssten. Also: keine Züge, keine Post, keine Kinderbetreuung. Stattdessen sollen wir uns aufs Wesentliche besinnen: Wir bleiben an diesem Freitag daheim, hüten unsere Brut selbst und werden nicht von irgendwelchen Ansichtskarten belästigt. Und dies ist nur der erste Schritt auf dem Weg zurück in die Steinzeitzukunft. Einem streng geheimen Dossier des Zeitgeists entnehmen wir, dass bald auch die Tankwarte, Einzelhändler und Internetbeschicker streiken werden. Die Folge: wir rotten uns mit den Bewohnern der Nachbarhöhle zusammen, jagen und sammeln gemeinsam und ergötzen uns daran, dass der Zeitgeist mit einem Schlag alle Megaprobleme gelöst hat: kein Feinstaub mehr im Kessel, kein Baustellenlärm, kein Bahnhofsgedöns. Weil: wer keine Lokführer hat, braucht auch keine unterirdische Haltestation. In diesem Sinne, lieber Zeitgeist: Alles richtig gemacht, weiter so!