Jeder darf Weihnachtenso feiern, wie er will, beim Essen hört der Spaß aber auf.

Filder - Weihnachten ist ja nicht nur das Fest der Liebe, sondern auch das der Zwänge. Wer sich sonst gern als hipp und über alle Maßen tolerant gibt, der wird spätestens am 24. Dezember zum Spießer und Langweiler. Da muss dann alles so sein, wie die 128 Weihnachten zuvor. Auf der Spitze des Tannenbaums, eine Nordmann-Tanne mit einer Höhe von 1,956 Meter, steckt natürlich der Holzstern von Uropa Eberhard. Der Baumschmuck verbringt das übrige Jahr in einer wattierten Schachtel und ähnelt mehr einer missglückten Kindergarten-Bastelaktion. Natürlich dürfen die 22 roten und elf weißen Christbaumkugeln nicht fehlen, und wenn das Glöcklein erklingt, dann wird „Leise rieselt der Schnee“ intoniert. Aber nur die ersten beiden Strophen, weil irgendwann vor vielen Jahren Tante Marga mal das falsche Liedblatt ausgedruckt hat. Mir ist so etwas fremd. Ich zeige auch nicht mit den Fingern auf jemanden, der sich einen Gummi-Christbaum mit rosa Kunststoffzweigen und sich drehenden lilafarbenen Kugeln ins Wohnzimmer stellt. Wer will, darf gern Loriots Adventsgedicht rezitieren, sich einen blinkenden Weihnachtsmann aufs Dach stellen oder den ganzen Tag mit einem Rentiergeweih herumlaufen.

 

Es gibt nur eine Sache, auf die ich an Heiligabend nicht verzichten kann, und das sind Saitenwürstle mit Kartoffelsalat. Es ist und bleibt das perfekte Weihnachtsessen. Von wegen Raclette. Schon allein das Hantieren mit den Pfännchen ist mir ein Graus, aber erst der Gestank hinterher im Wohnzimmer. Nein, danke. Und mit Kindern, die auf die Bescherung warten, ist das Essen eine echte Qual. Nehmen wir Fondue, wahlweise mit dem Zusatz Käse, Fisch oder Fleisch. Zugegeben, die Brühe, die entsteht, wenn fünf Menschen immer wieder kleine Fleischstücke eintauchen, ist lecker, aber es dauert. Da habe ich mich an Brot und Soßen satt gegessen und warte immer noch darauf, dass das erste Fitzelchen vom Schwein gar wird. Dann lieber Grillen im Wohnzimmer. Ganz schlimm ist aber Käsefondue, da hat man immer hinterher das Gefühl, als hätte man einen Gummiball verschluckt, der sich in einem drin auch noch langsam auflöst. Nein, ich bleibe lieber den Saitenwürstle und dem Kartoffelsalat treu. Da bin ich doch gern ein Spießer und Langweiler.