Otto Rehhagel steht vor großen Aufgaben. Nach der Rettung von Berlin wird der 73-Jährige in Athen gebraucht.

Chef vom Dienst: Tobias Schall (tos)

Stuttgart - Otto Rehhagel war am Sonntagabend zum Essen verabredet. Und wie der Otto so ist, in seiner ihm eigenen bescheidenen und zurückgenommenen Art, hat er auch nur ganz vorsichtig angedeutet, mit wem er denn so zu speisen gedenkt. „Am Sonntag sind meine Frau Beate und ich beim Außenminister zum Abendessen eingeladen“, hat König Otto am Samstag erzählt. Nun kann man sich fragen, ob der Außenminister nichts Besseres zu tun – oder ob der Otto nichts Besseres zu tun hat. Und wer da wem eine Audienz gewährt. Jedenfalls, wie aus gewöhnlich schlecht unterrichteten Kreisen zu hören war, handelte es sich um ein Arbeitsessen. Es ging um die zweitgrößte Rettungsaktion der Republik.

 

Natürlich, es gäbe viel zu tun für einen Mann wie ihn. Aber der 73-Jährige kann ja auch nicht alles retten. Schlecker muss zum Beispiel ohne ihn auskommen, auch die Regierungskoalition muss ihre Probleme selbst lösen. Später vielleicht. Der Otto muss sich erst um Berlin kümmern (die Hertha), dann um Athen (Griechenland). Angeblich soll Rehhagel nach geheimen Plänen des Außenministeriums, die so geheim sind, dass man selbst dort nicht eingeweiht ist, den Aufbau Ganz-weit-Ost leiten.

Man weiß ja nicht, was schwieriger ist – hier ein Punktekonto aufzubauen oder dort ein Schuldenkonto abzubauen. Aber der Guido wird sich daran erinnert haben, dass der Otto den Griechen ja schon mal etwas beigebracht hat, was sie nicht ganz optimal beherrschen. Damals war es Spielführung, diesmal eben Haushaltsführung. Der Otto ist perfekt dafür. Der Otto ist ein Motor für Wunder. Und er ist der perfekte Hybrid für   Sport-und-Politik-Joint-Ventures. Ein Zoon politikon im Trainingsanzug.

Der Sport ist längst viel zu klein für den gelernten Anstreicher, die Politik sucht gerne seine Nähe (und andersrum), und deshalb ist es auch nur logisch, dass es am Wochenende zu einem Beleidigungspingpong zwischen Politik (Jürgen Trittin) und Sport (Hertha BSC) kam. Werder-Fan Trittin sprach davon, dass ihm der Otto leidtue, bei so einem Verein gelandet zu sein, und dass das Berliner Management suizidal veranlagt sei. Woraufhin Hertha-Boss Werner Gegenbauer ganz souverän konterte, der Trittin möge doch bitte einfach mal die Fresse halten. Der Otto schweigt, ganz präsidial, wie er eben so ist.

Ach ja, bei der Präsidentenwahl am 18. März ist er natürlich dabei. Die Berliner CDU hat ihn aufgestellt, allerdings, das wird – auch ihn selbst – überraschen: nicht als Kandidat, sondern nur als Wahlmann.