Wer umzieht, braucht in vielerlei Hinsicht starke Nerven. Denn Service ist bei einigen Netzanbietern offenbar Glückssache.

Stuttgart - Ein Leben ohne Internet ist möglich. Wer das nicht glaubt und Gefahr läuft, süchtig nach Facebook, Amazon und Google zu werden, kann sich in einem Crashkurs von diversen Netzwerkanbietern eines Besseren belehren lassen. Bei mir dauert dieser Kurs bereits vier Monate. Mittlerweile ist jede Suchtgefahr gebannt, meine Toleranzschwelle gegenüber Mitarbeitern diverser Kundenhotlines jedoch deutlich unter den Gefrierpunkt gesunken. Der Grund für den unfreiwilligen kalten Entzug: wir sind umgezogen.

 

Die erste Phase des Entzugs leitete die Telekom ein. Weil die neue Wohnung in einem Neubau liegt, musste zuerst ein Hausanschluss gelegt werden. Um ein solches Unterfangen zu organisieren, dauert es seine Zeit. Das haben uns die Nachbarn bereits berichtet. In unserem Fall waren es drei Monate, und damit hatten wir offenbar noch Glück. Irgendwann im Oktober kündigte sich der erste Techniker an. Er kam und ging, doch das Telefon blieb stumm. Dem zweiten Techniker gelang es schließlich, unser Telefon zum Klingeln zu bringen. Der erste Anrufer: die Kundenhotline der Telekom. Die Dame wollte wissen, wie zufrieden ich mit dem Service war. Natürlich nur mit dem des Technikers, der es geschafft hatte, das Telefon anzuschließen. Klagen interessierten sie nicht. So kann man eine Statistik auch fälschen.

Dennoch wähnte ich mich auf der sicheren Seite, schließlich hatte unser Netzwerkanbieter Alice angekündigt, dass zwei Wochen später ein Techniker dafür sorgen würde, dass auch unser Internet funktioniert. Unsere Anwesenheit sei erforderlich, hieß es in dem Schreiben. Also war ich da – die gesamten vier Stunden zwischen 8 und 12 Uhr. Sicherheitshalber bin ich nicht einmal ins Bad gegangen. Das hätte ich mir sparen können. Wie mir der Mitarbeiter der Alice/O2-Kundenhotline um 12.20 Uhr mitteilte, habe man uns versehentlich das falsche Datum gemailt – einen Tag zu früh. Sicherheitshalber könne ich mir das am nächsten Tag bestätigen lassen. Das tat ich um 7.30 Uhr. Um 12.15 Uhr rief ich wieder bei der Hotline an, um zu erfahren, dass der Termin in Wahrheit nur ein Wunschtermin gewesen sei. Leider habe man vergessen, uns das zu sagen. Wir haben den Anbieter gewechselt. Noch so einen Wunschtermin verkrafte ich nicht, denn eines weiß ich mittlerweile sicher: ein Leben ohne Internet ist möglich, aber nicht erstrebenswert.