Die Böblinger Tierschützer plagt ohnehin manche Not, meist Geldnot. Nun fehlen zusätzlich 4000 Euro für 50 minimalinvasive Eingriffe.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

Böblingen - Nirgendwo ist die Zahl der Missverständnisse zwischen Mensch und Maus erfasst. Was einmal mehr zu der Klage führt, dass Statistikern das Gespür für Themen fehlt, die die Menschheit bereichern, womöglich auch die Mausheit. Mensch weiß es nicht, denn das ganze Verhältnis der beiden Spezies zueinander verharrt in Finsternis. Anders zum Beispiel als das Verhältnis zwischen Katz’ und Maus, das klar geregelt scheint. Scheint, wohlgemerkt, denn in einer Hinsicht sind viele Katzen unbelehrbar: Mit Mäusen soll man nicht spielen. Sie wollen unter sich bleiben, herumtollen, ab und an mit Kulleraugen das merkwürdige Treiben des Menschen studieren und ihre Schlüsse ziehen auf die Philosophie ihres eigenen Lebens.

 

Dies teilt der Verein Mäuseasyl mit, der sich in Hamburg, Hameln, Buxtehude und München um das Mausheitswohl müht. Überdies vermittelt er bundesweit gemeinsam mit Tierheimen die niedlichen Nager an treu sorgende Mäusefreunde, in der Hoffnung, dass sie darauf verzichten, mit ihren Haustieren zu spielen und Katzen zu halten. Diese Spur führt direkt nach Böblingen, ins Tierheim. Wohin sonst? Die hiesigen Tierschützer plagt ohnehin manche Not, meist Geldnot. Deshalb die gute Nachricht vorab: Die nächste Gassigehschulung ist ausgebucht, was pro Teilnehmer 15 warme Euro in die Kasse spült. Aber was zählt dies, da allein der Ersatz der schrottreifen Industriewaschmaschine 9000 Euro kostet? Mäuse kommen nun hinzu, 50 an der Zahl, befreit aus der Gefangenschaft eines rechtsbrecherischen Tiertransporteurs.

4000 Euro müssen in die Geretteten investiert werden, für 50 minimalinvasive Eingriffe. Die durchschnittliche Maus misst in der Länge so viel wie ein Zeigefinger, ohne den Schwanz (der Maus, nicht des Fingers). Jene 4000 Euro wollen die Tierschützer einsammeln, um die allesamt männlichen Tiere zu kastrieren. Die Hoffnung ruht auf Kastrationspaten. Dies teilt – in einem anderen Gespür für Themen als die Statistiker – die Deutsche Presseagentur mit, die dpa. Auch dies eine gute Nachricht, denn so verbreitet der Hilferuf sich bundesweit, nicht nur in Böblingen.

Zu bemängeln ist, dass den dpa-Kollegen die Mauskunde fehlt. Sonst hätte die Tierheimleiterin Annette Lehmann ihnen kaum die Frage beantworten müssen, wozu die Kastration dient: Sie sei zwingend für ein artgerechtes Mäuseleben, musste Lehmann aufklären. Die Meinung der Mäuse hat natürlich wieder niemand erfragt.