Ein Heiliger hat’s heut nicht leicht. Dass der Martinstag einem Sonne-Mond-und-Sterne-Fest weichen soll, zeigt den schmalen Grat zwischen Political Correctness und Dummheit.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Faurndau würde es auf jeden Fall erwischen, vermutlich aber auch Ebersbach, Eislingen, Eschenbach, Göppingen, Gruibingen, Rechberghausen und Süßen. Der Martinsritt und darüber hinaus wohl sämtliche Martinimärkte, Martiniläufe und Martinsspiele müssten definitiv verboten werden, ginge es nach dem namentlich wirklich nicht nennenswerten Geschäftsführer der nordrhein-westfälischen Linkspartei sowie den pädagogisch Verantwortlichen eines Kindergartens im hessischen Bad Homburg.

 

Die christlichen Bräuche rund um den heiligen Martin seien muslimischen Kindern wahrlich nicht zuzumuten. Den Kleinen derartige Traditionen aufzudrängen, käme einer Diskriminierung gleich. Nimmt man es genau, ist wahrscheinlich noch nicht einmal das Laternelaufen mit hell leuchtenden Lampions politisch korrekt. Obwohl der absolut ernst gemeinte Vorschlag ja lautet, den katholischen Martinstag in ein konfessionsloses Sonne-Mond-und-Sterne-Fest umzubenamsen. In einer Zeit, in der bereits jeder als Rechtsradikaler gilt, der die Worte „Zigeunerschnitzel“ und „Mohrenkopf“ auch nur flüstert, ist das fürwahr keine schlechte Idee.

Auf die Idee, den jungen Muslimen zu erklären, was es denn mit dem Mann auf dem Pferd, dem Mantelteilen und einigen anderen Gepflogenheiten so auf sich hat, und im Gegenzug vielleicht die Christenkinder über den Ramadan und das Zuckerfest ins Bild zu setzen, kommt man indes nicht. Sozialpolitisch gesehen gibt es zurzeit schließlich auch keine drängenderen Probleme, als Sankt Martin aus den Kindergärten zu verbannen. Ein Tipp sei den Sonne-Mond-und-Sterne-Fest-Forderern noch mit auf den Weg gegeben. Beim Laternenumzug sollte auf keinen Fall gesungen werden. Allein schon die Zeile „Mein Licht ist aus, ich geh nach Haus, rabimmel, rabammel, rabumm“ könnte jedwedes Integrationsbemühen ad absurdum führen. eas