Ein Steckfelder hatte Ärger mit dem städtischen Eigenbetrieb Abfallwirtschaft (AWS). Ein Mitarbeiter weigerte sich, den Papiermüllbehälter mitzunehmen. Doch dann war die Tonne plötzlich leer. Ein frühes Weihnachtsmärchen?

Steckfeld - Hans-Joachim Graf versteht die Welt nicht mehr. Zuerst hat er sich so geärgert über eine volle, stehengelassene Papiertonne, dass er einen Brief an den städtischen Eigenbetrieb Abfallwirtschaft (AWS) und den Technischen Bürgermeister Dirk Thürnau geschrieben hat. Und dann ist die Tonne, die ein Mitarbeiter der AWS nicht leeren wollte, plötzlich leer. Der Steckfelder muss sich die Augen reiben, als er morgens in den Behälter schaut. Was ist da nur passiert?, fragte er sich. Vielleicht ein frühes Weihnachtswunder? Eine magische Mülltonne?

 

Ende November hingegen ging es ganz und gar nicht besinnlich zu, als der Mitarbeiter der AWS die Steckfelder Papiermülltonne leeren sollte. Der gestrenge Mann hängte ein Schild an den Behälter, es wies darauf hin, dass die Tonne falsch befüllt sei. Das Ehepaar Graf wollte darauf wissen, was denn nicht in den Behälter gehöre. Der AWS-Mitarbeiter klärte sie umgehend und nach Aussage des Ehepaars in barschem Ton darüber auf, dass eine Papiertüte nichts im Papierabfall zu suchen habe, wenn besagte Tüte vorher mit Gips befüllt war. Die Frau von Hans-Joachim Graf griff beherzt in die Tonne und entfernte die unerwünschte Tüte aus Papier. Die Meinung des AWS-Mitarbeiters änderte sich dadurch aber nicht. Die Abfalltonne ließ er trotzdem stehen.

Leerung erst beim regulären Termin

Der Mitarbeiter habe alles richtig gemacht, nur vielleicht nicht ganz den Umgangston eines auf Kundenfreundlichkeit wertlegenden Unternehmens getroffen, erklärt Annette Hasselwander, Sprecherin der AWS. Für den Ton werde sich das Unternehmen bei Hans-Joachim Graf entschuldigen. Die volle Papierabfalltonne werde allerdings nicht nachträglich geleert. Da müsse der Kunde warten, bis der nächste, reguläre Termin anstehe, erklärt die AWS-Sprecherin. Allerdings werde sich die AWS durchaus kulant zeigen und Papiermüll, der nicht mehr in die Tonne passt, bei der nächsten Leerung mitnehmen – sofern er ordentlich neben dem Behälter gestapelt wird.

Der Mitarbeiter habe nämlich die Mitnahme der Mülltonne zu Recht verweigert. Denn auch ohne Gipstüte habe sich gegen die Regeln verstoßender Restmüll in der Tonne des Anstoßes befunden. Dass das Ehepaar Graf darauf beharrt, dass sich abgesehen von der Gipstüte nur oder weniger zerknülltes Altpapier in dem Behälter befunden habe, ändere nichts an der Einschätzung des Unternehmens. Da stünde eben Aussage gegen Aussage, sagt Annette Hasselwander. Im Zweifel also für den Mitarbeiter und gegen den Kunden, der Müllgebühren an die Stadt bezahlt. Hans-Joachim Graf wäre nichts anderes übrig geblieben, als sich zu ärgern und in den kommenden Wochen Papier zu stapeln, das nicht mehr in die Mülltonne passt. Doch dann löste sich das Problem überraschend von selbst. Graf kann nun lachen. „Ich kann es mir auch nicht erklären“, sagt er.

Erklären kann es aber Annette Hasselwander. Offenbar sei ein Trupp der zuständigen Betriebsstelle in der Nähe der Grafs gewesen und habe den Behälter geleert. Obwohl er diesen ja eigentlich hätte stehen lassen können bis zur nächsten regulären Leerung. Wer darin nun ein Eingeständnis sieht, dass ein Mitarbeiter der AWS mindestens zu pingelig war, der liegt daneben. Die nachträgliche Leerung des Behälters sei spontan erfolgt, sagt Annette Hasselwander. Ein Schelm, wer also meint, dass diese etwas mit dem Wirbel zu tun hat, den der betroffene Anwohner mit seinen Briefen an die Stadt oder dem Einschalten der Presse verursacht hat. Das wäre ja dann auch ein städtisches Weihnachtswunder.