Fast pleite, aber sexy: in Berlin wird mehr geflirtet als im Südwesten. Das können wir nicht auf uns sitzen lassen, meint StZ-Redakteur Christian Milankovic.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttart - Der Ton in seiner Stadt sei zu rau, befand Stuttgarts OB Fritz Kuhn vor nicht allzu langer Zeit in dieser Zeitung. Wie viel besser haben es da die Einwohner jener Stadt, in der es Schrippe statt Weckle heißt, der Flughafen noch teuerer ist als unser Bahnhof und man die Darbietungen der Hertha für Fußall hält.

 

Gebaggere an der Spree

Berlin. Fast pleite, aber sexy sei die Stadt, meint Klaus Wowereit, der sich von Amts wegen immerhin mit der Kassenlage der Hauptstadt auskennen sollte. Offensichtlich lässt sich das geflügelte Wort des Regierenden auch auf dessen Untertanen anwenden. Sie finden sich selbst zumindest ziemlich „flirty“. Diese neue Vokabel und die dahinterstehende Erkenntnis verdanken wir der Umfrage eines Partnerschaftsportals im Internet. Die Bundeshauptstädter, grundsätzlich der Selbstunterschätzung eher unverdächtig, sehen sich mal wieder ganz vorn. In einer Skala von 1 bis 10 bewerten sie die Baggerintensität zwischen nicht vorhandenem Flughafen und Spreeufer mit ein bisschen mehr als sechs.

OB Kuhn, übernehmen Sie

Im pittoresken Stuttgart scheint den Menschen dagegen der Sinn nicht gerade nach Zwischenmenschlichem zu stehen. Gerade einmal mickrige 5,4 Flirtpunkte bedeuten die rote Laterne auf der Balzskala. Das schreit nach einem Kuhn’schen Konzept. Sein Vorschlag, die Stuttgarter sollen sich pro Einwohner mit weniger Wohnraum zufriedengeben, weist die richtige Stoßrichtung auf. Weniger Quadratmeter, mehr menschliche Nähe. Aber das Stadtoberhaupt der Schüchternen darf nicht auf halbem Weg stehen bleiben. Auf dem neu entstehenden innerstädtischen Radwegnetz muss die Tandempflicht her, der Individualverkehr weiter zurückgedrängt werden. Damit aus Wutbürgern endlich Schmuseschwaben werden.