Wenn S-Bahn-Passagiere auf dem Bahnsteig die Mitteilung hören, ihr Zug komme „heute zirka fünf Minuten später“, dann ist jedesmal aufs Neue ein kleines Déjà-vu.

Lokales: Hans Jörg Wangner (hwe)

Stuttgart - Liebe S-Bahnen! Nicht, dass wir der Meinung wären, es liege an Ignoranz oder gar Unvermögen eurerseits, dass ihr immer so spät kommt. Wir doch nicht. Es wird schon gute Gründe haben, wenn wir länger als geplant auf zugigen Bahnsteigen herumstehen müssen.

 

Wir sind aber der Meinung, dass ihr an eurer sprachlichen Performance – so heißt das heutzutage – etwas arbeiten solltet. Denn immer, wenn ihr uns mitteilt, dass, sagen wir, „die S 1 nach Plochingen heute zirka fünf Minuten später“ komme, dann verursacht das einen kleinen Stich in unserem Sprachzentrum. Denn heute heißt heute, gestern heißt gestern und morgen morgen. Das meint immer einen ganz bestimmten Tag. Ein Beispiel: gestern war Donnerstag, heute ist Freitag und morgen vermutlich Samstag, und wir müssen nicht pünktlich im Geschäft sein.

Die Ansage, liebe S-Bahn, dass eine S-Bahn „heute“ Verspätung habe, ist aber eine sprachliche Mogelpackung. Statt „heute“ müsste es heißen „mal wieder“ oder „wie gewohnt“ oder schlicht „eh“. Es würde an den Wartezeiten zwar nichts ändern, liebe S-Bahn, aber sprachlich wäre es ein klitzekleines bisschen korrekter. Nichwahr?