Wie soll man sich bloß merken, wann die Uhr in welche Richtung umgestellt wird? Werner Birkenmaier erklärt's.

Stuttgart - Weil es Menschen gibt, die sich partout nichts merken können und von der Zeitumstellung überrascht und zugleich verwirrt werden, geben wir ihnen am Ende der Sommerzeit eine Merkregel an die Hand: Im Frühjahr werden die Stühle v o r das Lokal gestellt, im Herbst kommen sie z u r ü c k ins Lager.

 

Ob dieses Hin und Her überhaupt sinnvoll ist, erschließt sich daraus nicht. Anstatt die Zeit einfach Zeit sein zu lassen, müssen die Menschen auch daran drehen. Der Erfinder dieser Manipulation ist der Nützlichkeitsdenker Benjamin Franklin, der - um Kerzen zu sparen - 1784 vorschlug, die Zeit umzustellen. Es sollte zu denken geben, dass das "Retten von Tageslicht" in den beiden Weltkriegen Triumphe feierte.

# Als die Sommerzeit 1980 wiederkehrte, wandten wir uns in einem Leitartikel dagegen, aber gerade einmal drei Leser sahen es genauso. Inzwischen wissen wir, dass damit keine Energie eingespart wird, wohl aber der chronobiologische Rhythmus von Mensch und Tier durcheinandergerät.

Am besten wäre es, so zu verfahren wie die Russen und die Sommerzeit einfach stehen zu lassen. Die haben mit ihren elf Zeitzonen allerdings auch andere Gründe dafür: Wenn in St. Petersburg der Frühstückstee dampft, hat man in Kamtschatka langst Abendbrot gegessen. Werner Birkenmaier