Passend zum Weltglückstag am 20. März: Zwei Drittel der Erwachsenen in Deutschland (66 Prozent) sagen, dass sie momentan glücklich sind. Etwa jeder Vierte (27 Prozent) ist dagegen aktuell unglücklich. Und: Das direkte Umfeld wird als deutlich glücklicher eingeschätzt als die Bevölkerung insgesamt.

Wochenend-Magazin: Markus Brauer (mb)

Köln - Eine Umfrage zum Weltglückstag am Mittwoch (20. März) scheint das Klischee der schlecht gelaunten Deutschen zu widerlegen: Zwei Drittel der Erwachsenen in Deutschland (66 Prozent) sagen demnach, dass sie momentan glücklich sind - etwa jeder Vierte (27 Prozent) ist dagegen aktuell unglücklich. Der Rest machte keine Angabe.

 

Frauen und Männer unterscheiden sich bei diesen Ergebnissen übrigens nicht, auch beim Blick auf Ost und West ergeben sich keine nennenswerten Unterschiede. Das zeigen Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage des Sinus-Instituts in Zusammenarbeit mit YouGov.

Voller Optimismus in die Zukunft

Das direkte Umfeld wird von den meisten Deutschen als deutlich glücklicher eingeschätzt als die Bevölkerung insgesamt. Nahestehende Menschen schätzen die meisten noch einmal glücklicher ein als sich selbst – 71 Prozent sagen, dass ihre Familie, Freunde oder Kollegen glücklich seien.

Dieser positiven Einschätzung des eigenen Glücks oder Glücks im Umfeld steht aber die Wahrnehmung der Gesamtbevölkerung gegenüber: Nur 46 Prozent sagen, dass die Menschen in Deutschland insgesamt glücklich seien. 38 Prozent sagen, die Deutschen seien unglücklich.

Was die Zukunft angeht, so blicken viele Erwachsene leicht optimistisch in die Zukunft: 28 Prozent denken, dass sie in fünf Jahren glücklicher sind als heute. Die Hälfte (49 Prozent) geht davon aus, in fünf Jahren genauso glücklich oder unglücklich zu sein wie heute.

Barrieren zum Glück

Auch wenn ein Großteil der Deutschen glücklich sei, bezeichne sich immerhin jeder vierte Deutsche als unglücklich, sagt Philipp Schneider von YouGov Deutschland. Die größten Barrieren zum Glück seien dabei wenig überraschend: Knapp ein Fünftel nenne den aktuellen Gesundheitszustand oder Geldsorgen als Hemmnis für das eigene Glück. Jeder Achte vermisse eine gute Partnerschaft, vier Prozent wünschten sich weniger Stress.

Glück beginnt im Kopf

Den Neurowissenschaften verdanken wir eine weitere wichtige Erkenntnis, dass nämlich Glück im Kopf beginnt. Im Gehirn werden Glücksboten gebildet – Botenstoffe, die dafür sorgen, dass wir wach, konzentriert oder euphorisch gestimmt sind und eine positive Grundeinstellung haben. Unser Organismus produziert permanent biochemische Botenstoffe wie Sexual- oder Stresshormone, die der Signalübertragung und chemischen Kommunikation dienen.

Wann immer wir Schönes erleben, wenn wir beispielsweise einen malerischen Sonnenuntergang beobachten, einer Mozart-Sinfonie lauschen oder einen geliebten Menschen im Arm halten, setzen wir Dopamin frei. Dieser Neurotransmitter wirkt wie eine geballte Ladung konzentrierten Glücks.

Dasselbe geschieht, wenn wir begeistert und kreativ sind. Gehirn und Nervenzellen wandeln Dopamin in die Euphorie-Substanz Noradrenalin um. Dieser Botenstoff steigert die Motivation, die Aufmerksamkeit und die geistige Leistungsbereitschaft.

Ein anderes Hormon, der Stimmungsaufheller Serotonin, ist für die Entspannung und innere Ausgeglichenheit zuständig. Endorphin wiederum wird in brenzligen Situationen freigesetzt. Es setzt sich auf Rezeptoren fest, die die Übertragung von Schmerzsignalen blockieren und im Körper für sofortige Schmerzstillung und Entspannung sorgen. Endorphin ist ein körpereigenes Opiat – in der Wirkungsweise ähnlich Opium und Morphin.

Ist Glück genetisch bedingt?

Ist uns die Fähigkeit zum Glücklichsein darüber hinaus vielleicht sogar in die Wiege gelegt? „50 Prozent unseres Glückspotenzials sind angeboren. Zehn Prozent sind den Lebensumständen zuzuschreiben. Aber 40 Prozent des Glückspotenzials liegen in unserer Hand“, betont die amerikanische Sozialpsychologin Sonja Lyubomirsky von der University of California. Glücksfähigkeit könne durchaus erlernt und trainiert werden, indem man etwa Fehler als Lernerfahrungen umdeutet und den Blick auf Positives richtet.

Australische Forscher von der Deakin University in Melbourne haben drei Schlüsselfaktoren ausfindig gemacht, die sie das „goldene Dreieck des Glücks“ nennen: stabile persönliche Beziehungen, die Kontrolle über die eigenen Finanzen und Lebensziele. Glücklich würden Menschen aber erst, wenn zwischen diesen Faktoren ein gesundes Gleichgewicht herrsche.

Fazit – Glück ist . . . die Summe von vielem

Es ist die Summe verschiedener Faktoren, die positive und glücklich machende Effekte auf die Gesamtkonstitution eines Menschen haben und dazu beitragen, dass sein Leben gelingt.

. . . eine bewusste Entscheidung

Allerdings gibt es einen zentralen Hebel, der das gelingende Leben begünstigt: Selbstdisziplin. Wer glücklich sein will, darf die Hände nicht in den Schoß legen und hoffen, dass schon alles glatt läuft, andere die großen Entscheidungen für einen treffen oder sich das ganze irgendwie fügen und auflösen wird. Er muss aktiv nach seinem Glück greifen.

. . . eine unverhoffte Chance

Wenn man etwas gezielt erledigt habe, springe das „Belohnungszentrum“ im Gehirn an und schütte Neurotransmitter aus, die Glücksgefühle auslösten, erklärt die Glücksforscherin Michaela Brohm-Badry.

Wer meist passiv sei, nehme sich dadurch „die Chance auf dieses Glücksempfinden“, erklärt die Bildungswissenschaftlerin von der Universität Trier. In Zuständen der Langeweile und Demotivation würden diese Stoffe nicht ausgeschüttet. „Wer nur auf dem Kanapee sitzt, sorgt nicht dafür, dass er Erfolgserlebnisse hat.“