Viele wünschen sich für 2017: glücklich zu sein. Dafür können sie aber selbst etwas tun, meint die Trierer Glücksforscherin Brohm-Badry – und gibt Tipps, wie das funktionieren kann.

Rom - Den persönlichen Glücksmoment erlebte US-Tennisstar Serena Williams gerade in Rom: Dort hat ihr Freund, der Unternehmer Alexis Ohanian um ihre Hand angehalten. „Ich bin glücklich“, twitterte sie. Das gleiche hat auch tags zuvor die US-Sängerin Pink verkündet – nämlich als sie ihren neugeborenen Sohn Jameson Moon in den Armen haltend der Weltöffentlichkeit präsentierte. Glück in der Liebe, Familienglück – ist denn Glück immer nur bei solchen Ereignissen erfahrbar? Ist Glück vielleicht aber auch vorbestimmt? Oder kann man dem Glück auch selbst ein wenig auf die Sprünge helfen? Schon Aristoteles beschrieb das „Glücklichsein“ als „das Ziel allen menschlichen Strebens und Sehnens“. Und mehr als 2000 Jahre später boomen Glücksbringer jeglicher Art noch immer – erst recht so kurz vor Neujahr: Schweine mit Kleeblättern aus Marzipan oder Plüsch, Schornsteinfeger oder der Glückspfennig. Mit solchen Talismane möchte man sich selbst oder andere mit Glück beschenken.

 

Vergiss Glücksbringer! Treib’ Sport oder schneide die Hecke!

Rausgeschmissenes Geld – denn, so verkündet es nun die Glücksforscherin Michaela Brohm-Badry (54) nun: Glück kann man lernen. Man müsse sich immer wieder aktiv Situationen schaffen, die man erfolgreich zum Abschluss bringe, sagte die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Positiv-Psychologische Forschung in Trier. Das könne alles Mögliche sein: Sport machen, im Job eine größere Aufgabe erledigen, das Bad putzen oder die Hecke schneiden. Wenn man etwas gezielt erledigt habe, springe das „Belohnungszentrum“ im Gehirn an und schütte Neurotransmitter wie Dopamin aus, die Glücksgefühle auslösten.

Andersherum: Wer meist passiv sei, nehme sich „die Chance auf dieses Glücksempfinden“, sagte die Professorin. Denn in Zuständen der Langeweile und Demotivation würden diese Stoffe nicht ausgeschüttet. „Wer nur auf dem Kanapee sitzt, sorgt nicht dafür, dass er Erfolgserlebnisse hat und hat dadurch auch ein anderes Glücksempfinden“, sagte die Bildungswissenschaftlerin an der Universität Trier.

Lob mich mal!

Kurzfristige Glücksgefühle lösten auch Lob und Komplimente aus. Für ein „längerfristiges Wohlbefinden“ brauche es aber mehr: Positive Emotionen, eine Aufgabe, „für die man brenne“, stabile Beziehungen und einen Sinn im Leben - „privat oder beruflich“. Vieles könne man sich erarbeiten: „Man kann einen ganz großen Anteil an persönlichen Glück oder Wohlbefinden lernen“, sagte sie.

Ein zu viel an Aktivität und Stress könne Glücksempfinden allerdings auch zerstören: „Wir brauchen in unserer verhetzten Gesellschaft wieder mehr Rückzugsorte und -zeiten, in denen wir uns mit uns selbst beschäftigen“, sagte die Wissenschaftlerin. Eine ihrer jüngsten Studien mit mehr als 1000 Kindern und Jugendlichen habe gezeigt, dass nach Phasen des Nachdenkens neue Motivation und Leistungsvermögen entstünden. „Wir brauchen mehr Zeiten, in denen wir einfach ruhig werden, reflektieren und bei uns sind.“

Komm zur Ruhe!

Möglicherweise sei dies auch der Grund, warum die Dänen laut Erhebungen zu den zufriedensten und glücklichsten Menschen zählten, sagte Brohm-Badry. Sie lebten die Tradition des „Hygge“, der Geborgenheit und Gemütlichkeit. „Dazu gehörte eben genau das: Sich zurückziehen, alleine oder mit Freunden, und zur Ruhe zu kommen.“

Was die Forschung über Glücksgefühle sagt

Wo steckt das Glück in uns?

Laut Forschung existieren in der Biochemie des Gehirns drei Arten von Glück:

1. Glück durch Motivation: Drei Monate an einem Projekt gearbeitet – und die Präsentation verlief ausgesprochen gut? Das macht glücklich! Der Mensch möchte etwas, strebt nach etwas und arbeitet dafür. Prompt wird das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet, dass ihm eine Belohnung in Aussicht stellt. Weitere Glückshormone lassen ihn dabei nahezu euphorisch werden.

2. Glück durch Entgehen: Gerade im letzten Moment einem Auto ausgewichen? Oder rechtzeitig bemerkt, wie die Kerze droht die dürren Zweige vom Adventskranz anzuzünden? Glück gehabt – vermeldet das Gehirn. Tatsächlich sinkt der Spiegel der Stresshormone wie Kortisol und Adrenalin im Blut signifikant ab, Entspannung macht sich breit.

3. Die feste Umarmung der Eltern, der liebevolle Kuss vom Liebsten oder die heiße Schokolade nach einem eisigen Winterspaziergang – wenn wir haben, was wir brauchen, dann flutet Morphium den Körper, macht zufrieden. Gleichzeitig werden wir dank des Serotonins ruhiger und dank des Kuschelhormons Oxytocin auch sozial miteinander verbundener.