Wegen mangelnder Zuverlässigkeit soll der Bahnbetreiber Go-Ahead für zwei Jahre den Betrieb der Frankenbahn zwischen Stuttgart und Heilbronn abgeben. Ein neuer Betreiber wird gesucht.

Stuttgart - Nur fünf Monate, nachdem der private Bahnbetreiber Go-Ahead die Frankenbahn zwischen Stuttgart, Heilbronn und Würzburg (RE 8) übernommen hat, zieht das Land Baden-Württemberg die Notbremse. Für eine Übergangszeit von zwei Jahren wird ein neuer Betreiber gesucht, der einen „zuverlässigen Betrieb“ sicherstelle, denn der sei Go-Ahead nicht gelungen, befand der Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne). Ein verkürztes Bieterverfahren – auch Notvergabe genannt – soll zu einem neuen Betreiber führen. Gut möglich erscheint, dass die die DB Regio in die Bresche springt. Sie hat schon seit April zwei sogenannte Zugumläufe auf der Frankenbahn übernommen und war schon früher auf der Strecke tätig.

 

Der Minister kündigt eine „neue Lösung“ an

Minister Hermann hatte angesichts der Unzufriedenheit vieler Fahrgäste die Initiative ergriffen und das Gespräch mit Go-Ahead gesucht: „Wir haben seit Dezember 2019 mit dem neuen Verkehrskonzept das Angebot auf der Frankenbahn auf einen Stundentakt verdoppelt, um möglichst viele Fahrgäste zu gewinnen. Das klappt nur, wenn die Zuverlässigkeit stimmt. Darum haben wir für einen längeren Übergang eine neue Lösung entwickelt.“ Er sei froh, dass Go-Ahead zu den Problemen stehe und kooperiere. Stefan Krispin, der Geschäftsführer von Go-Ahead Deutschland, sagte, dass man das Ministerium bei der Suche nach einer Lösung unterstütze.

Bahnbetreiber Go-Ahead spricht sein Bedauern aus

Krispin betonte, dass er Berichte über eine angebliche Kündigung der Verkehrsverträge „entschieden“ zurückweise. Mit der Betriebsaufnahme im Juni und Dezember 2019 habe Go-Ahead „die fünf wohl anspruchsvollsten Regionalbahnstrecken in Baden-Württemberg“ übernommen, so Krispin. Nicht ohne Grund habe das Land Planungsaufträge zur Frankenbahn und Filstalbahn angekündigt, um die Schwächen der überlasteten Infrastruktur zu beheben. Krispin sagt zum Thema Frankenbahn: „Wir bedauern, den Anspruch der Fahrgäste seit Dezember noch nicht erfüllt zu haben. Go-Ahead bildet seit zweieinhalb Jahren Triebfahrzeugführer aus. Dennoch ist es uns wegen des strukturellen Personalmangels nicht gelungen, für die Einsatzstelle Lauda den notwendigen Bedarf komplett zu decken.“

Kopfschütteln im Landtag

Im Landtag löst die Wende Kopfschütteln aus. Der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Thomas Dörflinger, sagte: „Der Schienenpersonennahverkehr im Land ist teilweise zum Sanierungsfall geworden – leider. Im Sinne der Fahrgäste begrüße ich, dass das Verkehrsministerium eine Lösung sucht, um die katastrophalen Zustände auf der Frankenbahn mit einem anderen Betreiber zu verbessern.“ Es bleibe die Frage, was in den Ausschreibungen des Ministeriums „schiefgelaufen“ sei, dass so tiefgreifende Maßnahmen notwendig seien. Kritischer äußerte sich Jochen Haußmann von der FDP: Es werde deutlich, dass Hermann bei den Neuvergaben „nicht die nötige Sorgfalt walten ließ“. „Neben dem Chaos auf der Rems-, Murr- und Filstalbahn gibt es eins auf der Frankenbahn. Es wurde zu wenig geprüft, ob die neuen Anbieter leistungsfähig sind.“ Er frage sich, so Haußmann, wie man „ausgerechnet in einer Metropolregion die Pendler zu Versuchskaninchen von Bahnbetreibern“ degradieren könne.

Nach Informationen der Stuttgarter Nachrichten bahnen sich auch Probleme auf der Strecke von Stuttgart nach Tübingen an, wo die Firma Abellio den Bahnverkehr im Juni übernehmen soll, es allerdings an Zügen fehlen wird.