Zurzeit läuft die 24-jährige Camilla Kranzusch von Berlin nach Marokko und diskutiert unterwegs mit Akteuren aus Wirtschaft und Politik über Umweltfragen. Nicht um auf die Probleme zu zeigen, sondern aus einem anderen Grund.

Waldenbuch - Klimaschutz! Klimaschutz! Klimaschutz!“ rufen die Schüler inbrünstig, als sie bei strömendem Regen vor der Verwaltung des Schokoladenherstellers Ritter Sport in Waldenbuch eintreffen. Ein Mädchen streckt ein Plakat in die Höhe, sie ruft darauf zur Rettung der Eisbären auf. Andere halten selbst gebastelte Bäume, Blumen, Erdkugeln und Eisbären aus Papier in den Händen.

 

Doch nicht alle der jungen Klimaaktivisten gehören zur 6a und 5b der Waldenbucher Schule: Der zehnjährige Linas Penzkofer kommt aus Schorndorf und hat für den Marsch mit der 24-jährigen Klimaaktivistin Camilla Kranzusch sogar den Projekttag an seiner Schule sausen lassen. Warum? Klimaschutz liege ihm sehr am Herzen, erklärt der Bub mit der Brille: „Wir haben nur einen Planeten, und die Menschen zerstören ihn so, als ob wir zwei davon hätten.“ Seiner Meinung nach könne es so nicht weitergehen, deshalb sei er regelmäßig bei den Demonstrationen von Fridays for Future dabei. Auch sein eigenes Verhalten und das seiner Familie hat der Zehnjährige im Blick: „Ich fahre mit dem Fahrrad zur Schule, und meine Eltern machen Carsharing.“

Fürs Klima 6500 Kilometer von Berlin nach Marokko

Camilla Kranzusch strahlt über beide Ohren, als sie sich bei den Schülern für deren Unterstützung bedankt: „Wir sind die, die laut werden müssen.“ Sie läuft derzeit im Rahmen der Aktion „Go for Climate“ rund 6500 Kilometer von Berlin bis zum weltweit größten Solarkraftwerk in Marokko. Eine Zwischenstation ist Waldenbuch. Sie tut das nicht, um die Probleme aufzuzeigen, sondern wegen etwas anderem. „Die Probleme kennen wir alle. Jetzt müssen wir über Lösungen und ein globales Verständnis sprechen“, erklärt die junge Frau, die für die siebenmonatige Aktion ihren Job als Kamerafrau und ihre Wohnung in Sonthofen im Allgäu gekündigt hat. Um wenigstens krankenversichert zu sein, sei sie auf geringfügiger Basis bei der Stiftung Plant-for-the-Planet angestellt, die „Go for Climate“ organisiert. Stiftungsgründer Felix Finkbeiner will weltweit dazu aufrufen, im Kampf gegen den Klimawandel Bäume zu pflanzen. Ritter Sport und auch Alfred T. Ritter persönlich unterstützen das Projekt seit mehreren Jahren. Weil sich das Unternehmen seit Langem aktiv für den Klimaschutz einsetzt, wurde Ritter Sport als Etappenziel ausgewählt.

Verzichten sei nicht der Punkt, sagt der Chef von Rotter Sport

Im Gepäck haben die Schüler ein paar Fragen an den Chef der Schokoladenfirma. So will ein Mädchen wissen, worauf man außer Plastik noch verzichten könne, um das Klima zu schützen. „Verzichten ist gar nicht der Punkt“, stellt Alfred T. Ritter klar, „es geht darum, dass man Sachen ersetzt, wie zum Beispiel Einkaufsbeutel, die man 100-mal verwenden kann“.

Camilla Kranzusch pflichtet bei: „Wir müssen nicht leben wie in der Steinzeit und auch Plastik nicht verteufeln. Schokolade ist ja auch darin eingepackt.“ Vielmehr gehe es um die richtige Entsorgung und Wiederverwertung. Zum Thema Mikroplastik im Meer erklärt sie: „Mittlerweile gibt es Forscher, die mit Filtersystemen arbeiten ohne die Tiere zu schädigen. Neben technischen Lösungen, gebe es aber auch genug natürliche, um das CO2 aus der Luft zu holen: „Es müssen viel mehr Bäume gepflanzt werden.“ In Waldenbuch gibt es seit dem vergangenen Mittwoch übrigens einen neuen Apfelbaum – er heißt Camilla.