Der Maientag ist filmreif. Studenten aus Ludwigsburg nutzen den Rummel rund um die EWS-Arena als Filmkulisse. Gedreht wird allerdings nur spät nachts und früh morgens. Sonst gebe es Ärger um Musik- und Persönlichkeitsrechte.
Göppingen - Gestern ist ein studentisches Filmteam der Ludwigsburger Filmakademie erst einmal der EWS-Arena aufs Dach gestiegen. Die Einstellung liefert den cineastischen Überblick auf Kettenkarussell, Achterbahn, Boxauto und Bierzelt, eben all das, wo zwischen sich die eigentliche Handlung um den russischen Vorarbeiter Alexey abspielt, der seine Heimat zu verlieren droht. Alexeys Ein und Alles ist in der fiktiven Geschichte die Kirmes, das Leben zwischen Wohnwagen und dem Fahrgeschäft Break Dance. nach dem Tod des Eigentümers will dessen Tochter es verkaufen. Wie die Geschichte ausgeht, werden die Göppinger vermutlich Ende August erfahren. Dann soll der rund 35 Minuten lange 16-Millimeter-Film in der Volkshochschule vorgeführt werden.
Komparsen waren gesucht
Doch noch denkt Jana Beyer, die als Producerin im Hintergrund gemeinsam mit einem Kommilitonen für die Jahresarbeit des 30-köpfigen Teams die Strippen zieht, an anderes. Gestern Nachmittag rannte sie noch mit Handzetteln Passanten hinterher. „Wir suchen immer noch Komparsen für den Abend“, erklärte sie. Ein Aufruf hatte nur zehn, statt der erhofften 30 Zusagen erbracht. Notgedrungen wird sie nun wohl selbst auch vor der Kamera stehen müssen.
Mit offenen Armen empfangen
Die Idee zur Geschichte stammt von Regisseur Sebastian Hilger und wurde gemeinsam von ihm, der Drehbuchautorin Stefanie Fries und Jana Beyer ausgearbeitet. Über den Schaustellerverband kam der Kontakt zur Familie Zöllner zustande, die den echten Break Dance betreibt und die Filmstudenten bereits bei den Recherchen unterstützte. Die Familie habe auch den Tipp gegeben, dass der Göppinger Maientag die schönste Kulisse dafür abgebe, so Beyer. Großes Lob erntet auch die Stadt von ihr, die das Team mit offenen Armen empfangen habe und sogar aus dem Kulturetat eine Unterkunft für die sechs Drehtage mitfinanziert. Weitere Unterstützung gibt es unter anderem von der Filmakademie, vom Schaustellerverband und vom Festzeltbetreiber Göckelesmaier.
Gedreht wird nachts und im Morgengrauen
Von den Dreharbeiten selbst werden die Maientagsbesucher übrigens nur wenig mitbekommen. „Wir haben schon das Drehbuch so angelegt, dass wir möglichst wenig bei laufendem Betrieb drehen“, erklärt Jana Beyer. Weil die Musik auf dem Rummel immer zu hören wäre, hätte die Studenten größte Schwierigkeiten, für alle Szenen die Musikrechte zu bekommen. Ebenso kniffelig wäre es, mit Passanten. „Wir müssten von jedem das Einverständnis haben, der im Film später deutlich erkennbar ist“, so Beyer. Deshalb hat sich der Break Dance schon einmal gestern Abend gedreht, obwohl der Rummelplatz erst heute öffnet. Fahrszenen standen auf dem Drehplan. Die Wohnwagenszenen werden in einem Ausweichquartier beim Waldheim aufgenommen, wo keine Musik stört.
Einmal muss das Team aber doch mitten ins reale Geschehen eintauchen. „Wir werden während des Abschlussfeuerwerks am Montagabend drehen, weil wir das Feuerwerk im Hintergrund haben wollen“, erklärt Jana Beyer. „Das wird spannend. Alles muss klappen, weil wir dafür nur eine Chance haben.“