Die Ausbildungsmesse der Firma Leonhard Weiss bietet Schülerinnen und Schülern einen Überblick über eine Vielzahl von Bauberufen. Die Palette reicht vom Baugeräteführer bis hin zum Vermessungstechniker.

Göppingen - Der massive Metallstab schrappt geräuschvoll über das Rohr, in das er hätte eingefädelt werden sollen. Melisa lässt sich davon nicht irritieren und unternimmt einen zweiten Versuch. Vorsichtig bedient sie den Joystick des Ausbildungsbaggers der Firma Leonhard Weiss in Göppingen. Das Manöver gelingt. Melisa strahlt. Die 14-Jährige ist noch Schülerin. An diesem Samstagvormittag informiert sie sich auf der Ausbildungsmesse des Göppinger Familienunternehmens über die verschiedenen Ausbildungsberufe im Baugewerbe. So zierlich Melisa auch ist, der Umgang mit großen Maschinen gefällt ihr gut, sie könnte sie sich durchaus vorstellen, Baugeräteführerin zu werden.

 

Schon kurz nach 9 Uhr herrscht auf dem Gelände der Firma Leonhard Weiss reger Betrieb. Die Schülerinnen und Schüler aus Göppingen und Umgebung nehmen die Gelegenheit gerne wahr, hinter die Kulissen zu schauen und mit Auszubildenden und Ausbildern zu sprechen. Dafür stehen sie auch an einem Samstag schon einmal früh auf, wie Werner Bucher sagt, der für alle 298 Auszubildenden des Betriebes zuständig ist. Er muss es wissen. Die Firma, die 5500 Mitarbeiter zählt, hat schon 14 dieser Messen veranstaltet, sieben am Standort Satteldorf und nun auch die siebte am Stammsitz in Göppingen, wo die Jugendlichen die Qual der Wahl zwischen 19 Ausbildungsberufen und drei dualen Studiengängen haben.

Frauen sind unterrepräsentiert

Von der Veranstaltung profitieren nicht nur die Schülerinnen und Schüler. Auch das Unternehmen selbst, das zum dritten Mal hintereinander als „Bester Ausbildungsbetrieb“ ausgezeichnet wurde, hat einen Nutzen. Denn der Fachkräftemangel macht sich auch bei Leonhard Weiss bemerkbar. „Wir haben im vergangenen Jahr 107 Auszubildende eingestellt. Wir hätten aber einen höheren Bedarf gehabt“, sagt Bucher. Deshalb biete man den jungen Leuten eine gute Ausbildung an – in der Hoffnung, dass sie nach dem Ende ihrer Lehre bleiben.

Junge Frauen sind in der Baubranche noch immer unterrepräsentiert. Doch es gibt sie. Lisa-Marie Lang ist bei den Beton- und Stahlbetonbauern im zweiten Ausbildungsjahr. Sie steht an diesem Vormittag Schülerinnen und Schülern Rede und Antwort, die sich für diesen Beruf interessieren. Auch als Frau kriege man das hin, sagt sie. Schließlich gebe es die Bestimmung, dass die Mitarbeiter nicht mehr als 25 Kilogramm heben dürften. Vom Baustoff Beton ist die junge Frau fasziniert. „Es ist schön, wenn man irgendwo vorbeifährt und sagen kann, daran habe ich mitgeschafft.“ Ferner schätzt sie die Kollegialität auf dem Bau. „Wir sind wie eine Familie“, erzählt sie.

Gleisbauer sind viel unterwegs

Der Vater von Nina Begalke, ebenfalls eine Auszubildende, hatte Bedenken, ob die Tochter eine gute Fachkraft für Lagerlogistik werden kann. Doch die junge Frau setzte ihren Berufswunsch durch und ist nun im ersten Lehrjahr. Gleich am Anfang der Ausbildung habe sie den Staplerschein machen und kleinere Aufgaben selbstständig übernehmen dürfen, schwärmt sie. Am Stand daneben haben sich die Gleisbauer postiert. Dieser Beruf biete viel Abwechslung, weil man in ganz Deutschland unterwegs sei. Außerdem arbeite ein Gleisbauer viel in der freien Natur, sagt David Nigt, der diesen Beruf ausübt, weil er sich eine Arbeit am Schreibtisch nicht vorstellen könnte.

Anita und Hermann Liebrich sind mit ihren Kindern Sara und Jan noch am Anfang ihrer Runde über die Ausbildungsmesse. Die 16-jährige Sara will sich über Alternativen zum angestrebten Polizeidienst informieren. Ihr Bruder Jan (13) ist jetzt schon ein Fan von schweren Maschinen. Da kommt er nach dem Vater, der seit Jahren Straßenbauer bei Leonhard Weiss ist.