Rund 60 000 Besucher sind am Wochenende zu den Märklintagen geströmt. Für viele war das Märklineum der Höhepunkt – dabei hat es noch gar nicht geöffnet.

Göppingen - Dagmara und Michael Mapczak aus dem polnischen Kattowitz sind im Glück: Schon vor einem Jahr haben sie mit den Vorbereitungen für ihren ersten Trip nach Deutschland begonnen, jetzt sind sie da. Ihr einziges Ziel: die Märklintage. Sie sind in bester Gesellschaft. Rund 60 000 Modellbahnfans aus der ganzen Welt, selbst aus Australien und Asien, sind am Wochenende in Göppingen gewesen.

 

Fasziniert steht das Ehepaar aus Polen auf der Empore im Märklineum und fotografiert eine 100 Quadratmeter große Modellbahnanlage, die eine Etage unter den Zuschauern Stück für Stück entsteht. Dass es noch zwei oder drei Jahre dauern wird, bis die Anlage fertig ist und im Moment nur ein Skelett aus Holzunterbau und Gleisen zu sehen ist, auf denen ein Züglein seine Runden dreht, stört das Ehepaar nicht – im Gegenteil. „Es ist toll zu sehen, wie viel Kreativität hier drinsteckt und wie die Anlage langsam wächst“, schwärmt Michael Mapczak, seine Frau nickt eifrig.

Das Märklineum eröffnet zwar erst im Mai, doch die Besucher stört das nicht

Das Museum kann zwar noch nicht besichtigt werden, doch die Modellbahnanlage dort scheint auch viele andere Besucher gerade deshalb zu faszinieren, weil sie noch nicht fertig ist und man einen Blick auf die Anlagenbauer von Märklin werfen kann, die einen winzigen Baustein nach dem anderen einfügen.

Für die Mapczaks steht bereits fest, dass sie in einem Jahr zu den nächsten Märklintagen wieder nach Göppingen kommen und schauen, wie sich die Anlage entwickelt hat. Damit sie dann alles gut vergleichen können, schießen sie ein Bild nach dem anderen – wie viele der anderen Besucher, die sich auf der Empore drängen.

Manche Märklin-Mitarbeiter hatten befürchtet, dass die Besucher enttäuscht sein könnten, weil das Märklineum – das neue Märklin-Museum am Stammsitz des Unternehmens – nicht wie ursprünglich angekündigt zu den Märklintagen fertig geworden ist. Es soll nun erst im kommenden Mai eröffnet werden. Doch von Enttäuschung ist bei den Besuchern nichts zu spüren.

Busse spucken immer neue Besucherscharen aus

Die Shuttle-Busse, die zwischen den verschiedenen Stationen der Märklin- und Modellbahntage verkehren, dem Bahnhof, der EWS-Arena, dem Stauferpark und dem Sitz von Märklin, spucken ständig neue Besucherscharen vor dem Märklineum aus. Im Shop des Museums, der bereits geöffnet hat, schieben sich Alt und Jung zwischen Ausstellungsvitrinen hin und her. Schilder verweisen auf Sonderangebote anlässlich der Märklintage. So mancher verlässt den Laden mit deutlich leichterem Geldbeutel.

In den Fabrikhallen gegenüber beobachten die Besucher, wie die kleinen Züge, die sie so faszinieren, hergestellt werden. Ein Rundgang führt durch die verschiedenen Abteilungen. Die Besucher können den Mitarbeitern bei der Produktion über die Schulter schauen und verfolgen, wie aus nichtssagenden Metall- und Plastikteilen nach und nach kleine Züge werden.

Lars-Erik Grinholm nutzt eine einmalige Gelegenheit

Einer der besonders viel Glück gehabt hat, ist Lars-Erik Grinholm. Der Schwede hat „eine Gelegenheit bekommen, die es nur einmal im Leben gibt“, wie er es formuliert. Er darf mit einigen anderen Märklinfans einige Stunden mit den Anlagenbauern und ihrem Chef Berndt Weidenbach verbringen und bei der Gestaltung der Modellbahn helfen. „Herr Weidenbach ist der Boss und wir sind seine Sklaven“, witzeln sie. Tatsächlich sind sie mit Feuereifer bei der Sache und versuchen, sich möglichst viele Tricks von den Profis abzuschauen.

Einige der ehrenamtlichen Helfer haben einen See gebastelt, der später eingebaut wird, andere gestalten zusammen mit den Experten, und einer Menge Drahtgitter, Heißkleber und Gips eine Böschung an einem Gleis. Die Männer hatten sich auf einen Aufruf im Magazin des Märklinclubs gemeldet und gehören zu den 30 Märklinisten, die im Lauf der Märklintage das eigentlich für Besucher gesperrte Allerheiligste betreten dürfen – neidvoll beobachtet von den anderen Besuchern oben auf der Empore.