Anwohner im Göppinger Stadtteil Bergfeld wollen ihren Stadtteil busfrei halten und berufen sich afu eine 20 Jahre alte Zusage des früheren Oberbürgermeisters Hans Haller.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Behutsam bugsiert Matthias Bliederhäuser den Midibus um die Ecke am Kornhausplatz. Vom Fahrplanwechsel im Dezember an soll ein solches Fahrzeug auf Sprinterbasis im Halbstundentakt durch die Gassen der Göppinger Innenstadt kurven. „Das ist kein Vergleich zu den großen Bussen“, schwärmt der Geschäftsführer der Omnibusverkehr Göppingen OVG, der sich für die Probefahrt selbst hinter das Steuer gesetzt hat. Christoph Weber, der Grünen-Fraktionschef, sitzt in Reihe zwei und nickt zufrieden. Schließlich sei der Citybus ein alter Wunsch von Lokaler Agenda und Grünen.

 

In seiner Nachbarschaft dürfte sich Weber mit diesem Bekenntnis keine Freunde machen. Der Grüne wohnt im Bergfeld, einem Wohngebiet auf der anderen Seite der Fils. Dort werden schon Unterschriften gegen den Citybus gesammelt. Dabei ist den Bergfeldern herzlich egal, welche Route der Bus durch die Innenstadt nimmt. Sie stoßen sich daran, dass er auch durch das Bergfeld fahren soll.

Kunstgriff bietet die Chance

Bisher war die Einführung des Citybusses regelmäßig an den Kosten gescheitert. 600 000 Euro im Jahr, so hatte ein Verkehrsplaner der Stadt einmal vorgerechnet, würde ein solches Konzept kosten. Die nun anvisierte Lösung gibt’s hingegen zum Nulltarif. Das gelingt durch einen Kunstgriff: Der Citybus, kreist nicht mehr nur in der Innenstadt, sondern wird ins bestehende Busnetz integriert. Er fährt hinaus in weitere Stadtteile und übernimmt teilweise die Aufgaben bereits bestehender Linien. So soll er bis zur Klinik am Eichert fahren. Der direkte Weg dorthin führt durch das Bergfeld.

Wer auf den Stadtplan schaut, muss zugeben, dass diese Route ihren Charme besitzt. Die Bewohner im Bergfeld schauen aber auch aus ihren Fenstern – und sehen dort eine enge Spielstraße. Man wolle keinen zusätzlichen Verkehr im verkehrsberuhigten Bereich, heißt es in verschiedenen Briefen, die der Oberbürgermeister Guido Till in den vergangenen Tagen von Anwohnern des Planckwegs, der Keplerstraße und der Dr.-Pfeiffer-Straße erhielt. Die Stadt wolle den Anwohnern offenbar zusätzliche Belastungen zumuten, nur damit die OVG ein besseres Betriebsergebnis erziele, vermutete einer. Die bestehenden Bushaltestellen lägen zudem nur wenige Hundert Meter entfernt. Einem Siebt- oder Achtklässler sei das doch zuzumuten.

Die Zusage des früheren Oberbürgermeisters

Tatsächlich war bereits vor 21 Jahren über einen Busanschluss des Bergfelds diskutiert worden. Damals konnten sich die Bürger durchsetzen. Der damalige Oberbürgermeister Hans Haller soll den Anwohnern sogar höchstpersönlich versprochen haben, dass die Buspläne nicht mehr auf den Tisch kämen.

Daran kann sich auch Helmut Renftle, damals wie heute Fachbereichsleiter für Tiefbau und Verkehr, erinnern. Gleichwohl hält er das Citybuskonzept für eine gute Idee. Schließlich gehe es um einen viel kleineren Bus. Auch werde der verkehrsberuhigte Bereich nicht durch ein paar langsam durchfahrende Busse beeinträchtigt. Renftle plädiert für einen Probebetrieb auf ein Jahr und für Verkehrszählungen. Dann lasse sich beurteilen, wie sich die Situation tatsächlich entwickelt habe.