In diesem Jahr soll mehr als drei mal soll viel Fläche gekalkt werden wie im vergangenen Jahr – deutlich mehr als ursprünglich geplant.

Kreis Göppingen - In den 80er Jahren war der „saure Regen“ ein großes Thema, doch heute spricht kaum noch jemand davon. Dabei belasten Umweltgifte, die durch Abgase aus Industrie und Verkehr in die Luft und dann in den Boden gelangen, die Umwelt nach wie vor. Um den Waldboden vor Versauerung zu schützen, hat das Kreis-Forstamt deshalb am Montag begonnen, Waldflächen im Kreis per Helikopter zu kalken.

 

Die Kalkung per Hubschrauber ist besonders effektiv

Im vergangenen Jahr hatte man das zum ersten Mal auf einem Gebiet von 500 Hektar versucht – und mit der Aktion so viel Aufmerksamkeit erzeugt, dass sich viele Kommunen und Privatwaldbesitzer gemeldet haben, die ihren Wald ebenfalls kalken lassen wollten, wie Simon Elsenhans vom Forstamt berichtet. Statt der eigentlich für dieses Jahr anvisierten 700 Hektar überfliegt der Helikopter deswegen nun 1700 Hektar Wald.

Die Kalkung per Hubschrauber soll effektiver sein als die vom Boden aus, unter anderem, weil aus der Luft auch schwer zugängliche Klingen besser erreicht werden können. Außerdem wird der Waldboden dabei nicht durch schwere Fahrzeuge verdichtet. Allerdings sind die Hubschrauberflüge teuer. Deshalb gibt es ein Förderprogramm der EU, das bis zu 100 Prozent der Kosten übernimmt, je nach Größe des Waldstücks. Die Eigentümer müssen in manchen Fällen lediglich die Mehrwertsteuer finanzieren. Die Gesamtaktion in Göppingen kostet eine Millionen Euro, wie Kai Struppek vom Forstamt berichtet.

Im Fokus stehen Wälder im Unteren Filstal und der Schurwald

Geplant ist, hauptsächlich Waldböden im unteren Filstal und im Schurwald zu behandeln. Bis Mitte August sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Ausgebracht wird ein Gemisch aus Dolomit, Holzasche und Wasser. Es bewirkt eine Erhöhung des pH-Wertes der Böden, sie werden also basischer. Dadurch können Bäume Nährstoffe besser aufnehmen. Außerdem benötigen viele Mikroorganismen ein basisches Milieu, um zu überleben.

Eine gesundheitliche Gefährdung für Menschen durch das Material besteht nicht. Allerdings sollten sich die Bürger aus Sicherheitsgründen an die Absperrungen halten, die es geben wird. Denn das Material, das der Helikopter verteilt, kann kleine Steinchen enthalten.

Das Land hat 39 Prozent Waldfläche

Eigentümer
Baden-Württemberg ist eines der waldreichsten Bundesländer: Es hat eine Fläche von rund 1,4 Millionen Hektar und ist zu 39 Prozent von Wald bedeckt. Der größte Teil, nämlich 40 Prozent, ist sogenannter Körperschaftswald, das heißt, er gehört Kommunen und anderen Körperschaften des öffentlichen Rechts, Stiftungen etwa. Fast 36 Prozent des Waldes gehören Privatleuten, rund 24 Prozent dem Land und 0,5 Prozent dem Bund.

Kalkung
Versauerung schränkt die vielfältigen Funktionen der Waldböden ein – als Standort für Bäume und Pflanzen, als Lebensraum unzähliger Bodenorganismen und als Filter für Trinkwasser. Gekalkt wird erst, nachdem eine Vielzahl von Bodenproben ergeben hat, dass der Boden in bestimmten Bereichen zu sauer ist. Sensible Bereiche werden ausgespart.