Die Investoren der geplanten Shopping-Mall in der Bleichstraße haben sich einen neuen Namen als Reminiszenz an die Staufer und ein neues Konzept ausgedacht, auf das man wohl nur in Göppingen kommen kann.

Göppingen - Während sich die Göppinger in den vergangenen Wochen gefragt haben, wann es mit dem Bau des neuen Einkaufszentrums auf dem Frey-Areal an der Bleichstraße weitergeht und ob der Kaufhof dort noch geöffnet hat oder ob er womöglich bald abgerissen wird, haben sich die Investoren hinter den Kulissen mit ganz anderen Fragen herumgeschlagen. Denn, dass das Einkaufszentrum gebaut wird, ist für sie keine Frage, wie sie am Donnerstag erneut bekräftigten. Tatsächlich haben die Bauarbeiten in den vergangenen Tagen erneut Fahrt aufgenommen. Und der Store-Manager von Kaufhof, Benedikt Wiegel, versicherte, dass Kaufhof in Göppingen bleibt und während der gesamten Bauzeit geöffnet haben wird.

 

Agnes von Waiblingen ist die neue Namenspatronin

Eine Untersuchung des Düsseldorfer Büros Schwitzke, das ein Konzept für das Einkaufszentrum erarbeiten sollte, hat den Investoren gezeigt, was vielen Göppingern längst klar ist: Die Staufer müssen im Kreis regelmäßig herhalten, wenn ein Name für etwas gesucht wird und der regionale Bezug betont werden soll. Nach langer Suche zusammen mit der Agentur nach einer gleichermaßen identitätsstiftenden wie prägnanten Bezeichnung, haben sich Simon Schenavsky und sein Projektpartner Peter Lefeber entschieden, die Stammmutter der Staufer, Agnes von Waiblingen, zur Namenspatronin zu machen. Das Einkaufszentrum wird entsprechend nicht wie ursprünglich geplant Staufen-Galerie, sondern einfach Agnes heißen.

Von der Kaisertochter und der Stauferzeit werde auch die Innengestaltung des Einkaufstempels inspiriert sein, etwa durch die Schriften, die Farben und das Logo sowie die Gestaltung der Fußböden mit Ornamenten, kündigten die Investoren an. Und weil Göppingen nicht nur für die Staufer bekannt ist, sondern auch für sein reichhaltiges Mineralwasservorkommen, wollen die Planer beide Elemente zusammenpacken und im Einkaufszentrum einen öffentlichen Brunnen anlegen, der Agnes-Quelle heißen soll. Die Bürger sollen dort kostenlos Sauerwasser zapfen können. Ob das Landratsamt bei diesem Plan mitmache, sei allerdings noch offen, berichtete Schenavsky. „Wir werden auf jeden Fall alles dransetzen, dass das klappt. Aber wir wissen nicht, welche Auflagen wir für den Brunnen bekommen.“

Im Spätsommer sollen die Rohbauarbeiten beginnen

Gebohrt wird der Brunnen in jedem Fall – zusammen mit acht weiteren. Diese Entlastungsbrunnen sind nötig, um den Druck des Grundwassers auf die Baugrube zu senken und zu verhindern, dass dort während der Arbeiten Wasser einbricht. Das Wasser im Untergrund sowie die Lage mitten in der Stadt und die dort verlaufenden Versorgungsleitungen zu Nachbargebäuden hatten die Bauarbeiten in den vergangenen Monaten verzögert. Die Bauleitung musste an einigen Stellen umplanen, um mit den technischen Herausforderungen fertig zu werden und die Baustelle nicht so weit ausufern zu lassen, dass der Verkehr drumherum eingeschränkt worden wäre.

Schenavsky und Lefeber rechnen nun damit, dass die Baugrube bis Ende Juli fertig ist. Die Rohbauarbeiten sollen dann im August oder September beginnen, danach folgen die Parkdecks über dem ersten Stockwerk sowie der Innenausbau. Vermutlich wird das Parkdeck in etwas mehr als einem Jahr eröffnet. Wann das Einkaufszentrum seine Pforten öffnet, ist hingegen noch offen. Schenavsky zufolge hängt das auch stark davon ab, wie die weiteren Verhandlungen mit den künftigen Mietern verlaufen. Die Investoren haben bisher Mieter für 70 Prozent der Flächen gefunden, darunter Media-Markt, Görtz, Depot, dm-Drogeriemarkt sowie ein großer Textilanbieter, der 2200 Quadratmeter Fläche übernimmt, aber namentlich noch nicht genannt werden will. Er soll als Kundenbringer fungieren und die Mall für weitere Händler attraktiv machen.

Der Architekt ist empört

Am Donnerstagnachmittag mussten die Investoren des Einkaufszentrums zwei Illustrationen zurückziehen, die sie am Morgen noch veröffentlicht hatten. Sie zeigen, wie der nach dem Agnes-Konzept überarbeitete Eingang der Mall aussehen sollte: So sollte der Haupteingang in der Bleichstraße erweitert werden, die Laibung sollte in der zum Konzept gehörende Farbe Blau hervorleuchten.

Doch die Investoren hatten die Rechnung ohne den Wirt gemacht, beziehungsweise die Pläne ohne den Architekten. Als Klaus von Bock am Nachmittag von den Plänen erfuhr, die bereits auf Facebook zu sehen waren, ging er sofort auf die Barrikaden. Der Architekt hat seinerzeit einen bundesweiten Wettbewerb für die Fassadengestaltung gewonnen und damit das Urheberrecht für die Fassade. „Ich habe einen Ruf zu verlieren. Es hätte mir schwer geschadet, wenn diese Pläne veröffentlicht worden und mit mir in Verbindung gebracht worden wären“, sagt er. Auch der Begriff „kulturlos“ fällt.

Von Bock ist überzeugt, dass auch der Gestaltungsbeirat der Stadt die Veränderungen nicht mitgetragen hätte. Nun, so von Bock, müssten sich erst mal alle Seiten zusammensetzen und sehen, wie es – architektonisch vertretbar – weitergehe, so wie man es vor dem Eklat vorgehabt habe.