Eine Ausstellung im städtischen Naturkundemuseum in Jebenhausen zeigt die Vielfalt der heimischen Falter – und deren Gefährdung. Nur eine ökologische Vielfalt kann das Überleben dieser Tiere sichern.

Göppingen - Sie riechen mit den Fühlern, schmecken mit den Füßen und sind auch sonst rätselhafte Wesen: die Schmetterlinge. Das städtische Naturkundemuseum in Jebenhausen hat den heimischen Faltern unter dem Titel „Von Admiral bis Zitronenfalter. Die bunte Welt der heimischen Schmetterlinge“ eine kleine, aber feine Ausstellung gewidmet, die auch für Kinder geeignet ist. Die ersten Stationen, die an ein Quiz erinnern und neugierig machen, sind speziell für sie gedacht.

 

Die Erkenntnis auf den ersten Metern der Schau: So bunt ist die Welt der Schmetterlinge nicht mehr. Wie viele anderen Insektenarten sind die Falter durch die intensive Nutzung der Grasflächen, durch Insektizide und Pestizide sowie eine fortschreitende Verödung der Hausgärten und Balkone vom Aussterben bedroht. Die Zahlen, die in der Ausstellung angeführt werden, sind so nüchtern wie erschreckend. So ist seit dem ersten Feldmonitoring durch Experten vor knapp 30 Jahren die Anzahl der Schmetterlinge je nach Art um 20 bis 80 Prozent zurückgegangen. Europaweit.

Gewitzter Ameisenbläuling

Dabei wäre es so einfach, den kleinen Faltern, die nach den Bienen den wichtigsten Beitrag zur Bestäubung leisten und deren Raupen ein unverzichtbarer Teil der Nahrungskette sind, einen Lebensraum zu bieten. Gefordert sind nicht nur Landwirte und Behörden. Die Ausstellung zeigt anschaulich, dass jeder einzelne dazu beitragen kann. So haben die Ausstellungsmacher vor den Tafeln und Schaukästen eine alte Zinkbadewanne aufgestellt und mit wohlriechenden Kräutern und Blumen bepflanzt. Wäre dieses kleine Biotop draußen in einem Garten oder auf einem Balkon, die Schmetterlinge würden sich darauf stürzen. Im Museum aber umschwirren nur ein paar winzige Mücken die Blätter und Blüten.

Rund 3600 Schmetterlingsarten gibt es in Deutschland, lediglich 215 sind sogenannte Tagfalter. Zu erkennen sind sie an ihren schmalen, langen Körpern. Besonders häufig finden sich in unseren Breiten das Tagpfauenauge, der kleine Fuchs, der Zitronenfalter, der Admiral und auch der Ameisenbläuling, der bevorzugt an den Blüten des Wiesenknopfs nascht. Der eher unscheinbare Schmetterling ist ziemlich gewitzt. Seine Raupen tricksen Gartenameisen mit einem betörenden Honigduft aus, den ihre Drüsen ausscheiden. Deshalb werden sie nicht gefressen, sondern in den Ameisenbau geschleppt, wo sie sich den Winter über an der Brut der fleißigen Krabbeltiere schadlos halten.

Obstbauern fürchten den Frostspanner

So zart ein Schmetterling auch ist, er ist nicht wehrlos. Die großen Augen auf den Flügeln dienen dazu, die Vögel zu erschrecken, die Appetit auf Falter haben. Außerdem sind die Schmetterlinge Meister des Versteckspiels. Sie können die Farben und Muster ihrer Umgebung oder das Aussehen eines wehrhaften Insekts annehmen.

Weniger auffallend als die Tagfalter sind die sogenannten Mondkinder, die Nachtfalter. Sie haben einen eher plumpen, torpedoförmigen Leib, und viele von ihnen sind nicht gerade beliebt. So fürchten die Obstbauern den Frostspanner, dessen Raupen unersättlich sind und unter Umständen ganze Bäume kahl fressen. Für ein ganz besonderes Phänomen ist die Gespinstmotte verantwortlich. Sie umspinnt Bäume und Büsche mit silbernen Fäden. Die Pflanzen nehmen dadurch aber keinen Schaden.

Zu erfahren ist in der Ausstellung auch, wieso der Schmetterling ein Sinnbild der Wiederauferstehung ist. Denn das Puppenstadium bedeutet tatsächlich den Tod der Raupe. Das Leben als Schmetterling ist dagegen nur eine kleine Episode und dient ausschließlich der Fortpflanzung.

Die informativen Tafeln werden ergänzt durch Schaukästen mit präparierten Schmetterlingen und Raupen aus den Beständen des Naturkundemuseums in Karlsruhe. Angelegt wurden sie von dem Schmetterlingskundler Alfred Walter, der 2016 starb und seine komplette Sammlung dieser Einrichtung vermachte.