Göppingen Fahrverbot für Lastwagen in Sicht

In zwei Wochen stimmt der Gemeinderat über den Aktionsplan ab, der den Straßenlärm in besonders belasteten Gebieten mindern soll. Das Papier enthält Sprengstoff.
Göppingen - Vor zwei Jahren haben die Göppinger Stadträte über den Entwurf für einen Lärmaktionsplan debattiert und die ohnehin begrenzten Möglichkeiten der Stadt, ihre Bürger vor Straßenlärm zu schützen, noch weiter beschnitten. Gegen die Appelle der Grünen stimmte damals die Mehrheit gegen eine Einführung von Tempo 30 an besonders belasteten Strecken wie der Lorcher Straße. Jetzt steht der überarbeitete Lärmaktionsplan zur Abstimmung. In zwei Wochen soll der Gemeinderat den Plan beschließen, der – auch ohne Tempolimits – nach wie vor Sprengstoff birgt. Im Technischen Ausschuss hat sich jetzt gezeigt, dass die Mehrheit der Stadträte das Papier wohl durchwinken wird.
Der Plan wirkt ein bisschen wie ein winziges Heftpflaster auf einer Wunde, die eigentlich genäht werden müsste. Denn die Stadt kann nur die Symptome mildern, den zunehmenden Verkehr, der die Bürger vor allem in den Ortsdurchfahrten der Stadtteile und entlang der Lorcher Straße und der alten B 10 belastet, kann sie nicht verschwinden lassen.
Spedition Wackler müsste Umwege in Kauf nehmen
Besonders begrüßen werden viele Bürger wohl ein geplantes Nachtfahrverbot für Lastwagen in der Holzheimer und der Jebenhäuser Ortsdurchfahrt sowie in der St. Galler Straße in Faurndau. Die Sache hat allerdings gleich mehrere Haken: In Jebenhausen kann das Verbot erst umgesetzt werden, wenn die Ortsumfahrung gebaut ist. Es werden also noch Jahre ins Land gehen, bis es soweit ist. Im technischen Ausschuss entbrannte eine kurze aber heftige Debatte, wer an der Verschleppung des Projekts schuld ist – die Grünen, die jetzt im Land an der Macht sind, oder die CDU, die davor jahrzehntelang das Sagen hatte.
In Holzheim und Faurndau hingegen könnte das Verbot zügig umgesetzt werden. Allerdings ist in Holzheim die Frage, wie sich das Verbot auf die dort ansässige Spedition Wackler auswirken wird. Würde das Nachtfahrverbot auch für Wackler gelten, „dann können wir dicht machen“, hat die Prokuristin Gabriele Schwarz vor zwei Jahren gesagt, als erstmals über das Thema debattiert wurde.
Fahrzeuge, die in das Industriegebiet am östlichen Ende des Stadtteils wollen, müssten künftig den rund 16 Kilometer langen Umweg über die B-10-Ausfahrt Süßen und Schlat nehmen. Nach der aktuellen Beschlussvorlage, so erläuterte der Göppinger Tiefbauamtsleiter Werner Hauser auf Nachfrage von FDP-Stadtrat Markus Vaihinger, würde das Verbot auch für Wackler und andere Anlieger des Gewerbegebiets gelten.
Zuschüsse von der Stadt für Schallschutzfenster
Eine Verkehrszählung der Stadt in Holzheim hatte zuvor ergeben, dass zwischen 22 und 6 Uhr durchschnittlich 1200 Fahrzeuge durch die Holzheimer Ortsdurchfahrt brettern, 120 davon, also zehn Prozent, sind Lastwagen. Das, sagt Hauser, sei ein überdurchschnittlich hoher Anteil. Tatsächlich bedeutet das rein rechnerisch, dass alle vier Minuten ein Lastwagen durch den Ort fährt. Wie viele der Lastwagen bei Wackler abbiegen, ist unbekannt. Das sei nicht erfasst worden, berichtete Hauser.
Die Wackler-Prokuristin Gabriele Schwarz will sich im Moment nicht zu den Plänen äußern. In der kommenden Woche steht ein Gespräch zwischen ihr und dem Baubürgermeister Helmut Renftle an. Eine Woche darauf entscheidet der Gemeinderat. Die kompletten Ergebnisse der Verkehrszählung werden erst im Juli in Holzheim vorgestellt.
Neben den Fahrverboten will die Stadt sich weiterhin Jahr für Jahr die Ortsdurchfahrten der Teilorte vornehmen und deren Beläge Schritt für Schritt sanieren, um den Lärm zu mildern. Außerdem ist ein städtisches Zuschussprogramm geplant, mit dem Bürger unterstützt werden, die an Straßenabschnitten wohnen, an denen die Lärmgrenzwerte überschritten werden. Die Bürger können mit Unterstützung der Stadt Schallschutzfenster einbauen lassen.
Außerdem will die Stadt das Radfahren und den Nahverkehr fördern, um die Straßen zu entlasten. Auch Carsharing soll in der Stadt künftig eine größere Rolle spielen. Die Kommune setzt ihre Hoffnungen unter anderem auf die geplante Mobilitätsdrehscheibe am Göppinger Bahnhof.
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