Die Debatte um Schlaganfallpatienten reißt nicht ab – und ein Unternehmer befeuert noch eine weitere. Er veröffentlicht jetzt erstmals Details für eine Umnutzung der Klinik am Eichert.

Göppingen - In der Debatte über die Zukunft der Klinik am Eichert und die Versorgung von Schlaganfallpatienten im Kreis Göppingen schlagen die Wogen weiter hoch. Der Unternehmer Johannes Krauter hat nun – entgegen seiner ursprünglichen Pläne – schon jetzt seine Vorschläge veröffentlicht, wie man die Klinik am Eichert nach dem Bau einer neuen Klinik sanieren und umnutzen könnte, statt sie wie bisher geplant abzureißen. Offenbar hofft er, die Öffentlichkeit auf seine Seite zu ziehen und so Druck auf die politischen Gremien im Kreis auszuüben, die sich bisher eher weniger begeistert von seinen Plänen zeigten.

 

Die Kreisärzteschaft kritisiert unterdessen heftig den Beschluss des Landes, die Versorgung von Schlaganfallpatienten zunächst befristet auf zwei Jahre komplett dem Christophsbad zu übertragen – und riskiert damit, Patienten zu verunsichern. Wie berichtet hatte das Land ein Machtwort gesprochen, weil sich das Christophsbad und die Klinik am Eichert jahrelang nicht einigen konnten, wer sich federführend um die Patienten kümmern sollte. Ein Gutachten im Auftrag des Landes attestiert dem Christophsbad mehr Kompetenz und eine bisher überdurchschnittliche Leistung.

Von „Übergangslösung“ kann keine Rede sein

Dennoch qualifiziert der stellvertretende Vorsitzende der Kreisärzteschaft und Freie-Wähler-Fraktionschef im Göppinger Gemeinderat, Emil Frick, die Entscheidung des Landes als „bessere von zwei schlechten Lösungen“ ab. Er fordert in einem offenen Brief „die Geschäftsführungen der Alb-Fils-Kliniken und des Christophsbads im Interesse der Bürger zu einer sofortigen konstruktiven Kompromissbereitschaft auf“. Denn die Folgen eines Schlaganfalls könnten nur durch eine schnelle intensivmedizinische und interdisziplinäre Behandlung reduziert werden.

Er wolle, schreibt Frick, „keine zweijährige Übergangslösung, ich will sofort eine Top-Stroke-Unit für die Bürger“. Wenn es tatsächlich möglich sei in kurzer Zeit an der Klinik am Eichert mit Personal des Christophsbads eine effiziente Stroke-Unit einzurichten, „sollten die Konfliktparteien so schnell wie möglich den Hebel umlegen“.

Allerdings sitzt Frick mit seiner Argumentation offenbar einer Fehlinterpretation der Alb-Fils-Kliniken und des Kreises auf, übernimmt deren Argumente und übt damit letztlich vor allem Druck auf das Christophsbad aus. Das Land hat auf Nachfrage bereits klargestellt, dass die Übertragung der Behandlung ans Christophsbad zwar zunächst auf zwei Jahre befristet sei, dass man aber nicht plane, sie später – wie es sich die Kliniken wünschen – in den Eichert zu verlegen, von einer „Übergangslösung“ kann also keine Rede sein. Außerdem hat das Christophsbad klargestellt, dass es nicht die Möglichkeit habe, seine Schlaganfallexperten – wie von den Kliniken gewünscht – in den Eichert zu entsenden, weil diese noch viele andere Aufgaben in der neurologischen Fachklinik hätten.

Krauter will Innovationszentrum, Handelsflächen und Wohnungen schaffen

Der Unternehmer Johannes Krauter gibt derweil Details zu seinen Plänen für eine Umnutzung der Klinik am Eichert bekannt. Demnach möchte er ein „Innovationszentrum für Technologie und Bildung mit einem Kongress- und Tagungszentrum sowie einem Kulturforum“ schaffen. Außerdem seien Flächen für ein Fitness- und Gesundheitszentrum geplant, Einzelhandel und Dienstleister für die Nahversorgung im Bergefeld und günstige Wohnungen, die in der Stadt bekanntlich dringend benötigt werden.

Krauter argumentiert, eine Erhaltung spare dem Kreis Kosten von 20 bis 30 Millionen Euro für den Abbruch und die geplante Wiederherstellung des Geländes als Park. Laut einer von ihm in Auftrag gegeben Machbarkeitsstudie sei die Gebäudesubstanz in Ordnung, die notwendige Sanierung der Fassade ermögliche es, das Gebäude komplett zu begrünen, sodass es von der Stadt aus gesehen nicht mehr auffalle.

Dass mit einer Erhaltung der alten Klinik der bisher geplante Park für Patienten der neuen Klinik ebenso wegfalle wie die vorgesehene Erweiterungsfläche für die neue Klinik, will Krauter zum einen durch eine Piazza lösen, die altes und neues Klinikgebäude auf ansprechende Weise verbinde. Zum anderen bietet er an, Flächen etwa für den Schulungsbetrieb der neuen Klinik freizuhalten, sodass Erweiterungsbauten nicht mehr notwendig seien. Die Sorge, dass die Debatte über seine Pläne und eine etwaige Planänderung den Zeitplan für den Neubau der Klinik ins Wanken bringen könnten, hält Krauter für ungerechtfertigt. Denn die notwendige Bebauungsplanänderung, die der Göppinger Gemeinderat vornehmen müsste, tangiere die Arbeiten für die neue Klinik nicht.