Die Kulturnacht hat am Samstagabend Scharen von Besuchern in die Innenstadt gelockt. Doch nicht nur in der City war viel geboten, abseits des Zentrums hat sich eine Art dörflichere Ausgabe der Veranstaltung etabliert.

Göppingen - Die Idee der Faurndauer war Gold wert: Zusätzlich zu ihren vier Kulturnacht-Stationen organisierten sie einen Treffpunkt vor der Stiftskirche. Stände mit Getränken und roten Würsten, ein Eiswagen, Bierbänke und eine Bühne, auf der die Sonority-Blues-Band spielte, verliehen der kleinen Fläche den Charakter eines Platzes. Die Besucher ließen sich gerne dort nieder, die Kulturnacht hatte zum ersten Mal einen kleinen Hock – und die bisher vereinzelten Kulturnacht-Stationen in der historischen Dorfmitte ein verbindendes Zentrum.

 

Viele Besucher entdeckten, dass Faurndau einen pittoresken historischen Dorfkern und ein reges Kunstleben hat. „Also ich muss eigentlich nicht mehr in die Stadt, hier ist es viel angenehmer“, war im Laufe des Abends immer wieder von Leuten zu hören, die eigentlich nur kurz hatten vorbeischauen wollen – und dann bei Gospel in der Stiftskirche und Malerei, Skulpturen und Lyrik in der Galerie Stepanek im Alten Farrenstall und im Atelier von Susanne Carla Joos hängen blieben. Zumal sich dazwischen so angenehm auf dem Hock pausieren ließ.

Viele der Künstler kommen aus der direkten Umgebung

Besonders spannend fanden viele die hohe Dichte von Künstlern aus der Umgebung: Im Atelier von Susanna Carla Joos etwa waren zwischen alten Scheunenbalken die farbenprächtigen Koi-Bilder der Faurndauer Künstlerin zu sehen, aber auch Fotografien ihrer Tochter Jule-Sophia Joos. Dazwischen hingen lyrische Texte von Pia Müller, die ebenfalls in Faurndau lebt, und weitere Werke von Kunststudenten und Künstlern aus der Umgebung.

In der Galerie Stepanek waren Zeichnungen und Skulpturen eines der bekanntesten und vielseitigsten Künstler aus dem Kreis zu sehen, des Adelberger Malers und Bildhauers Hans Nübold. Dass Nübold auch Werke aus Porzellan geschaffen hat, von denen einige in der Ausstellung zu sehen waren, war für viele Besucher eine Überraschung.

Ein ungewöhnliches Stillleben irritiert die Besucher im Farrenstall

Während sich die Galerie vor allem auf das Schaffen eines bekannten Künstlers konzentrierte, bot der Farrenstall den Besuchern einen farbenfrohen Querschnitt durch die Welt des künstlerischen Schaffens. Elf Mitglieder des Offenen Kultur-Treff zeigten Malerei, Skulpturen und Mosaike. Darunter war auch der Süßener Dietmar Kriegstötter, dessen klassisch anmutende Werke in schweren Rahmen eine der alten Steinwände füllten.

Immer wieder stutzten Besucher im Vorbeigehen und blieben dann stehen, um einen zweiten Blick auf eines seiner Stillleben zu werfen: Auf dem Bild „Gedeckter Tisch in Scotney Castle, Südengland“ war ein Teil des Geschirrs nur skizziert, aber nicht ausgemalt. Er sei noch nicht dazu gekommen, erklärte der Künstler den irritierten Besuchern immer wieder freimütig. Und inzwischen habe sich gezeigt, dass das Bild vielen Leuten so besonders gut gefalle, deshalb warte er mit der Fertigstellung jetzt ab, ob sie vom Käufer überhaupt erwünscht sei. „Wenn ich noch mehr ausmalen muss, wird es natürlich noch etwas teurer“, schloss Kriegstötter.