Während das Göppinger Auktionshaus Hohenstaufen bei der jüngsten Versteigerung ein weiteres Rekordergebnis verzeichnen kann, laufen die Vorbereitungen für das neue „Märklineum“ auf Hochtouren.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Sage und schreibe 216 000 Euro hat ein Spielzeugfan am Wochenende für ein Modellflugzeug aus dem Hause Märklin hingelegt – für eine Ju G 38 aus dem Jahr 1934. Bei der Auktion in Göppingen wurden auch sonst rekordverdächtige Preise bezahlt, doch nicht nur deshalb blickten Modellbahnfans und Sammler historischen Blechspielzeugs jetzt aufmerksam auf die Stadt, sondern auch, weil es Neuigkeiten über die Pläne für eine Märklin-Erlebniswelt gab: Der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till und der Baubürgermeister Helmut Renftle waren am Freitag eigens nach Nürnberg zur Spielwarenmesse gereist, um dort dem Märklin-Geschäftsführer Florian Sieber öffentlichkeitswirksam die ersehnte Baugenehmigung für das Märklineum am Stammsitz des Unternehmens in der Stuttgarter Straße zu überreichen.

 

Just am gleichen Tag hatte im Auktionshaus Hohenstaufen am Rosenplatz die zweitägige Winterauktion begonnen, bei der wieder ein Rekordergebnis erzielt wurde. Rund 200 Bieter aus aller Herren Länder waren in die Hohenstaufenstadt gekommen, weitere gut 100 Interessenten nutzten die Gelegenheit, um am Telefon mitzubieten. Zudem waren etwa 1500 schriftliche Vorabgebote für die insgesamt 900 Objekte – vor allem Eisenbahnen, Waggons und Zubehör sowie Schiffe, Flugzeuge und Dampfmaschinen – aus der Zeit von 1895 bis 1939 eingegangen.

Staatliche 216 000 Euro werden für die JU-G38 geboten

Hans Georg Grupp, der Leiter des Auktionshauses Hohenstaufen, ist mit dem Verlauf des Wochenendes absolut zufrieden: „Wir konnten den Rekorderlös aus dem vergangenen Jahr nochmals steigern und dürften insgesamt bei rund 1,5 Millionen Euro gelandet sein.“ Das höchste Einzelergebnis erzielte die Ju G 38, die als Modell für das Reichsluftfahrtministerium angefertigt worden war. Die Passagiermaschine, die aus dem Familienfundus Alexandra Märklins stammt, war mit einem geschätzten Wert von 25 000 Euro in den Katalog eingestellt worden. Neben dem Publikum staunte auch die bei der Auktion anwesende Ururenkelin des Firmengründers Theodor Friedrich Wilhelm Märklin nicht schlecht angesichts der unerwartet hohen Verkaufssumme.

Auf 204 000 Euro brachte es ein voll funktionsfähiges Märklin-Feuerwehrhaus aus dem Jahr 1910, das auf 125 000 Euro taxiert worden war. Und immer noch 180 000 Euro wurden für das Schlachtschiff Kaiser Wilhelm II. bezahlt. Das Anfangsgebot für den 1898 gebauten, fast 20 Kilogramm schweren und 1,10 Meter langen Kahn hatte bei 65 000 Euro gelegen. Auch weitere Exponate der Auktion lagen weit über den angesetzten Werten und brachten es auf mittlere bis hohe fünfstellige Beträge.

Zeitweise musste der Auktionssaal geschlossen werden

Am Samstag, als die wertvollsten Raritäten zur Versteigerung anstanden, musste der Auktionssaal wegen eines zu großen Andrangs zeitweise geschlossen werden. Die potenziellen Bieter mussten allerdings nicht draußen bleiben. Sie hatten sich zuvor mit Platzkarten ausstatten lassen. „Dass nicht alle interessierten Zuschauer reinkonnten, ist zwar bedauerlich. Wir wollen aber die familiäre Atmosphäre erhalten und deshalb nicht in eine große Halle ausweichen“, wirbt Hans Georg Grupp um Verständnis für die Maßnahme.

Unter den von weither angereisten Gästen am Rosenplatz war im Übrigen auch Frans Bevers. Der belgische Unternehmer, der eine der weltweit größten und mithin bedeutendsten Märklin-Sammlungen besitzt, nutzte die Gelegenheit, um das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Bevers hat vor, seine Sammlung in eine Stiftung zu überführen und diese dann im neuen Göppinger Märklineum themenspezifisch ausstellen zu lassen. Das Interesse daran ist sowohl beim Unternehmen wie bei der Stadt naturgemäß groß. Bevers weilte also nicht nur im Auktionshaus Hohenstaufen, um sich weitere Raritäten zu sichern. Er traf sich dem Vernehmen nach am Dienstag auch mit Verantwortlichen, um die Details für den immer wahrscheinlicher werdenden Coup zu besprechen.