Die Bauarbeiten für das Museum neben dem Stammwerk sollen im Januar beginnen und zwei Jahre lang dauern. Ein Highlight soll eine imposante Modell-Gebirgsbahn werden, die sie sich über zwei Stockwerke erstreckt.

Göppingen - Die alten Sammler nicht verprellen und viele neue Fans dazugewinnen, das sind die Hauptaufgaben, die das geplante Märklinmuseum, das Märklineum, neben dem Stammwerk an der Stuttgarter Straße künftig erfüllen soll. Die Pläne, wie das gelingen könnte, haben sich konkretisiert und auch der Baustart ist nahe. Wie die Sprecherin des Unternehmens, Isabel Weishar, berichtet, soll es voraussichtlich im Januar losgehen, sobald die Baugenehmigung der Stadt vorliegt. Die Bauzeit dauert zwei Jahre, Märklin investiert elf Millionen Euro. Die Eröffnung ist für Ende 2018 oder Anfang 2019 anvisiert.

 

Besonders spannend für Sammler werden die Schätze aus dem sogenannten Turmzimmer, die in dem neuen Museum erstmals der Öffentlichkeit zugänglich sind. In diesem Turmzimmer des Märklin Firmengebäudes wurden seit dem Beginn der Spielzeugherstellung regelmäßig Musterteile eingelagert und aufbewahrt. Die einzigartigen Exponate, Handmuster und Zeichnungen entwickelten sich im Laufe der Jahrzehnte zu einer wertvollen Sammlung. Eine Märklin Stiftung, gegründet von der Kreissparkasse Göppingen, hat die Sammlung bereits vor einiger Zeit gekauft und so für die Zukunft gesichert.

Märklin blickt auf lange Geschichte zurück

„Kaum ein anderes Spielwarenunternehmen kann auf eine so lange Geschichte zurückblicken wie Märklin. Im nächsten Jahr feiern wir bereits den 200. Geburtstag von Theodor Friedrich Wilhelm Märklin, der das Unternehmen 1859 gründete“, sagt Florian Sieber, Geschäftsführender Gesellschafter des Modelleisenbahnherstellers.

Ein Erlebnis sowohl für Sammler wie auch für Familien und junge Besucher wird die geplante Modell-Eisenbahnanlage, zum Teil mit Gebirgsstrecken, im Maßstab 1:87, die sich Sieber zufolge in einem Raum von 300 Quadratmetern über zwei Stockwerke ziehen soll. Die Anlage wird zum Teil erst nach der Eröffnung des Museums in mehreren Bauabschnitten fertiggestellt, die Besucher können dann im Museum die Fortschritte mitverfolgen.

Besucher erhalten Einblicke in die Fertigung

Daneben plant das Unternehmen in der sogenannten Erlebniswelt unter anderem auch, Besuchern Einblicke in die aufwendige Fertigung der Spielzeugloks zu geben. Dazu ist ein Schauraum geplant, in dem die Gäste den Mitarbeiter der Montageabteilung werktags zu bestimmten Zeiten über die Schulter schauen können.

In einem weiteren Bereich der Erlebniswelt wird es laut Sieber um die verschiedenen Züge und Lokomotiven von Märklin und deren Spurweiten geben. Die Besucher können dort über interaktive Stationen selbst per Tablet oder Smartphone Züge steuern und rangieren. Überhaupt wird moderne Technik in dem neuen Museum groß geschrieben. „Wir wollen die Firmengeschichte mit modernen Kommunikationsmöglichkeiten veranschaulichen. Dazu gehören auch Filme und Audiodateien und Touch-Displays“, berichtet Sieber.

Im Januar wird zunächst das ehemalige Dialysezentrum an der Ecke Reuschstraße/Stuttgarter Straße entkernt. Dort entstehen auf 1500 Quadratmetern eine Empfangshalle für Besucher, Schulungsräume, ein Servicecenter, eine Fundgrube mit besonderen Angeboten und ein Bistro – das bisherige Museum hat insgesamt nur 1000 Quadratmeter. Die Empfangshalle wird mit dem Firmengebäude 07 an der Stuttgarter Straße verbunden. Dort werden im zweiten und dritten Stock die historischen Märklin Exponate ihr neues Zuhause finden. Zwischen dem Erdgeschoss und dem ersten Stock muss eine Decke für die Modellbahn-Landschaft weichen. Den vierten und fünften Stock hält das Unternehmen für künftige Erweiterungen frei.

Eine Firma und ihre Geschichte

Unternehmen
Das 1859 von Theodor Friedrich Wilhelm Märklin gegründete Unternehmen entwickelte sich von einer kleinen Fabrik für Blechspielwaren zum heute weltweit bekannten Marktführer im Modellbahnbereich. 1888 übernahmen die Söhne Eugen und Karl Märklin die Firma als Gebr. Märklin. 1891 präsentierten sie auf der Leipziger Frühjahrsmesse erstmals eine Modelleisenbahn. Unter dem Dach der Firmengruppe Märklin befinden sich heute die drei Modelleisenbahnmarken Märklin, TRIX und Lehmann-Gartenbahn (LGB). Das Unternehmen beschäftigt im Stammwerk Göppingen und in Györ (Ungarn) derzeit knapp 1200 Mitarbeiter, 470 davon in Göppingen.

Insolvenz
Im Jahr 2009 meldete Märklin Insolvenz an. Die folgenden Jahre waren geprägt von einem Stellenabbau und Schrumpfkurs. Inzwischen hat die Unternehmerfamilie Sieber, der die Simba-Dickie-Group gehört, Märklin übernommen. Seit drei Jahren erwirtschaftet das Unternehmen wieder schwarze Zahlen.

Historie
Die Märklingeschichte wurde zunächst in einem Museum im ehemaligen Werk 3 an der Holzheimer Straße gezeigt. Später zog das Museum in größere Räume (1000 Quadratmeter) an der Reutlinger Straße um.