Die Alb-Fils-Kliniken stellen sich bei der Versorgung von Notfallpatienten neu auf.

Göppingen - Obwohl seit einigen Monaten allein das Christophsbad für die Versorgung von Schlaganfall-Patienten im Kreis Göppingen zuständig ist, kommen nach wie vor noch Patienten in die Klinik am Eichert. Das stellt das Krankenhaus vor ein Problem, denn „wir wollen die Patienten nicht wegschicken. Schließlich ist es gerade bei einem Schlaganfall wichtig, dass die Betroffenen so schnell wie möglich versorgt werden“, sagt Katja Mutter, die Leiterin der Zentralen Notaufnahme. Doch eigentlich, sagt die Chefärztin, habe das Krankenhaus keinen Versorgungsauftrag für diese Patienten mehr.

 

Was noch schwerer wiegt: Seit die Alb-Fils-Kliniken, zu denen die Klinik am Eichert gehört, und das Christophsbad beim Thema Schlaganfall nicht mehr kooperieren, stellt die Privatklinik keinen Neurologen mehr für das kreiseigene Krankenhaus ab, das keine eigene neurologische Abteilung besitzt. Doch ohne die Diagnose eines Neurologen dürfen die Krankenhaus-Ärzte einen Schlaganfall-Patienten nicht behandeln. Um das Problem zu lösen, setzt die Klinik nun auf moderne Technik und auf eine Kooperation mit Ärzten der Uniklinik Freiburg. Das kostet zwar Geld, „aber das ist es uns wert“, sagt der kaufmännische Leiter der Alb-Fils-Kliniken, Wolfgang Schmid. Wie gerufen kommt den Kliniken deshalb die Nachricht, dass sie an anderer Stelle auf zusätzliche Einnahmen hoffen können.

Rund 25 Schlaganfall-Patienten im Monat

Der Rettungsdienst bringt Patienten mit klassischen Schlaganfall-Symptomen inzwischen zwar automatisch ins Christophsbad. Doch nicht immer seien die Symptome eindeutig, berichtet Mutter. Hinzu kämen Patienten, die während eines Klinikaufenthaltes einen Schlaganfall erlitten und es gebe auch Patienten, die nicht den Notruf wählten, sondern selbst in die Notaufnahme kämen. Insgesamt gebe es zurzeit rund 25 Schlaganfall-Patienten im Monat in der Klinik. „Erst neulich war ein Mann da, der alleine in die Klinik gelaufen ist.“ Bei der Untersuchung habe sich gezeigt, dass das Taubheitsgefühl in seinem Arm von einem Schlaganfall hergerührt habe.

Dass die Notärzte dem Mann mit dem tauben Arm sofort helfen konnten, verdanken sie der neuen Kooperation mit der Uniklinik Freiburg: Ein diensthabender Neurologe aus Freiburg ist bei Bedarf über einen sogenannten Teledoktor mit den Ärzten und Patienten in Göppingen verbunden. Er kann die Untersuchungsbilder der Computertomografie sofort online auswerten. Die Untersuchung des Patienten verfolgt er mit Hilfe einer hochauflösenden Kamera auf dem Teledoktor, die er an seinem Bildschirm von Freiburg aus steuert. Auf dem Monitor in Göppingen erscheint das Konterfei des Arztes, ähnlich wie bei einem Gespräch über Skype. Der Neurologe kann sich so auch direkt in die Untersuchung einschalten und mit dem Patienten sprechen. Er stellt am Ende die Diagnose, die Göppinger Ärzte kümmern sich dann um die Behandlung. Danach wird der Patient ins eigentlich zuständige Christophsbad verlegt.

Klinik am Eichert verpasst die höchste Stufe nur knapp

Bei all dem Aufwand kommt es den Kreiskliniken gelegen, dass sie voraussichtlich von neuen bundesweiten Regelungen für die Notfallversorgung in Krankenhäusern profitieren. Um die Qualität zu verbessern, gibt es seit April einen Kriterienkatalog, der die Notfallversorgung in drei Stufen einteilt. Je nach Leistungsfähigkeit und den personellen und technisch-medizinischen Strukturen werden Notaufnahmen künftig in drei Stufen unterteilt, von der Basisversorgung über die erweiterte bis zur umfassenden Versorgung.

Bundesweit haben es rund 64 Prozent der Kliniken geschafft, zumindest die Kriterien für die erste Stufe zu erfüllen, darunter auch die Geislinger Helfensteinklinik. Die Klinik am Eichert hat die höchste Stufe knapp verpasst. Sie wird der Stufe zwei, der erweiterten Versorgung, zugeordnet. Bisher haben alle Krankenhäuser eine Pauschale für die Notfallversorgung bekommen. Künftig richtet sich die Vergütung nach der Einstufung. Die Krankenhäuser, die es nicht mindestens in die erste Stufe schaffen, gehen leer aus, die anderen bekommen mehr Geld. Wie viel das genau sein wird, sei allerdings noch offen, sagt Schmid.