In die Vorbereitungen für den 367-Millionen-Euro-Neubau platzt die Nachricht, dass die Klinik am Eichert auch in diesem Jahr ein Defizit erwirtschaftet. Der Grund sind die Schwierigkeiten, die in den vergangenen Monaten Schlagzeilen machten.

Göppingen - Es ist ein finanzieller Kraftakt für den Kreis Göppingen: Der geplante Bau der neuen Klinik am Eichert mitsamt dem zugehörigen neuen Parkhaus, das am Freitag eröffnet wurde, den neuen Personalwohnungen und dem neuen Kindergarten im Eichert ist mit insgesamt rund 367 Millionen Euro eines der teuersten Klinikbauprojekte im Land. Spätestens von diesem Jahr an müssten die kreiseigenen Alb-Fils-Kliniken, zu denen die Klinik am Eichert gehört, eine schwarze Null schreiben, damit der Kreis die Mammutinvestition bewältigen könne. So hieß es bisher stets. Doch daraus wird nichts. Statt mit einem ausgeglichenen Ergebnis rechnet die Klinikleitung derzeit mit einem Defizit von rund drei Millionen Euro.

 

Der Grund dafür sind Mehrausgaben wegen des anhaltenden Kampfes gegen Darmkeime, die vor zwei Jahren das erste Mal verstärkt in der Klinik am Eichert aufgetreten sind, und Einnahmeausfälle, weil die Klinik zunächst keine Schlaganfallpatienten mehr betreuen darf. Vermutlich verunsichert von den negativen Schlagzeilen blieben auch weitere Patienten weg. Rund 600 Fälle weniger als normalerweise habe man bis Ende April behandelt, heißt es von der Klinikverwaltung. Der kaufmännische Geschäftsführer Wolfgang Schmid erklärte den Göppinger Kreisräten jüngst, dass man das dadurch entstandene Defizit nicht mehr aufholen könne. Schließlich könnten „die Operationssäle nicht auf 120 Prozent laufen“.

Die Klinikverwaltung kämpft an mehreren Fronten

Die Rückschläge treffen die Alb-Fils-Kliniken in einer ohnehin schwierigen Zeit. Die Vorbereitungen für den Klinikneubau sind in der heißen Phase. Jüngst wurde ein Architektenbüro damit beauftragt, die Bauarbeiten auszuschreiben und die Bauleitung zu übernehmen. In den kommenden Monaten wird sich auch herausstellen, ob sich der Zuschuss des Landes für den Neubau in der Höhe bewegt, mit der man kalkuliert hat. Fallen die Zuschüsse geringer aus als die erhofften 150 Millionen Euro, droht eine Finanzierungslücke.

Doch statt sich komplett auf das Bauprojekt konzentrieren zu können, kämpft die Klinikverwaltung an mehreren Fronten. So versucht sie seit 2016, das Problem mit den Keimen in den Griff zu bekommen. Vor einigen Monaten hat das Gesundheitsamt angeordnet, Patienten, die von dem Keim besiedelt sind, gesondert unterzubringen. Das Problem für die Klinik ist, dass der Darmkeim VRE zwar deutlich weniger aggressiv ist als viele andere Klinikkeime. Doch dafür sind VRE schwerer zu kontrollieren. Denn bis zu zehn Prozent der Bürger tragen den Keim bereits in sich, bevor sie in die Klinik kommen. Es kann also noch so viel gereinigt werden, es kommen immer wieder Keime in das Krankenhaus. In der Regel ist diese sogenannte Besiedlung mit VRE kein Problem. Doch bei großen Operationen oder schwer kranken Patienten besteht die Gefahr, dass der Erreger in das Blut gelangt und dann eine Infektion verursacht.

Die schwarze Null ist nun für das kommende Jahr angepeilt

Trotz aller Bemühungen der Klinik – der Abschottung besiedelter Patienten, zusätzlichen Reinigungspersonals und der Vorab-Untersuchung der Patienten auf den Keim –, sind zuletzt wieder mehr von dem Keim besiedelte Patienten in den beiden kreiseigenen Krankenhäusern gewesen, nämlich 43 in der Klinik am Eichert und sechs in der Helfenstein-Klinik. Zu Infektionen kam es aber nicht.

Die zweite große Front ist der Streit mit der neurologisch-psychiatrischen Fachklinik Christophsbad um die Versorgung der Schlaganfallpatienten im Kreis. Das Land hatte den seit rund zwölf Jahren währenden Streit im vergangenen November zu Gunsten des Christophsbads entschieden: Zumindest in den kommenden zwei Jahren ist es für die Patienten zuständig. Die Alb-Fils-Kliniken haben gegen die Entscheidung geklagt. Wann der Prozess beginne, sei noch offen, man sei aber im ständigen Kontakt mit den Juristen, heißt es von Seiten der Klinik.

So schwierig die Lage der Alb-Fils-Kliniken zurzeit ist, der kaufmännische Leiter Schmid gibt sich überzeugt, dass es sich um vorübergehende Probleme handelt. Man gehe davon aus, dass die schwarze Null im kommenden Jahr erreicht werde. Die Klinikleitung erarbeitet zurzeit ein Konzept, wie die Erlöse gesteigert werden können, ohne weiteres Personal einzusparen. So solle beispielsweise die Öffentlichkeitsarbeit verbessert werden, um das Vertrauen der Patienten zurückzugewinnen.