Das Haus der Jugend überarbeitet sein Konzept. Damit das gelingt, ist die Zielgruppe selbst gefragt: Am kommenden Freitag konferieren Siebt- und Achtklässler darüber, wie die offene Jugendarbeit der Zukunft aussehen könnte.

Göppingen - Die meisten Jugendlichen aus Göppingen und Umgebung treffen sich mit ihren Freunden entweder zuhause oder in der Innenstadt – das Haus der Jugend nutzen nur wenige. Das ist eines der Ergebnisse einer Umfrage unter 300 Siebt- und Achtklässlern. Viele kennen die Einrichtung gar nicht, andere haben von ihr gehört, haben aber kein Interesse an deren Angeboten.

 

Das soll sich bald ändern. Der Leiter des Jugendhauses, Harald Moll, und seine Kollegen wollen das Konzept des Jugendhauses auf neue Grundlagen stellen. Das Haus soll bekannter werden, ein besseres Image bekommen und noch mehr Jugendgruppen ansprechen. Vor allem aber sollen die Jugendlichen künftig selbst bei der Gestaltung der Angebote ein großes Wörtchen mitsprechen. Kurz, das Haus der Jugend möchte ein Haus der Vielfalt und der Beteiligung werden.

Gute Erfahrungen im Stadtteil Faurndau

Als Auftakt steht am kommenden Freitag eine Jugendkonferenz mit Siebt- und Achtklässlern aus der ganzen Stadt an. „Wir haben die Schulen angeschrieben und sie gebeten, für jede siebte und achte Klasse zwei, drei Teilnehmer freizustellen“, berichtet Moll. Wie viele Teenager am 14. Oktober um 9 Uhr tatsächlich zu der Konferenz ins Alte E-Werk kommen, weiß er allerdings noch nicht. „Die Rückmeldungen der Schulen waren verhalten. Deshalb bin ich noch etwas nervös“, gesteht er.

In Faurndau hat man der städtischen Jugendkoordinatorin Rebecca Zabel zufolge gute Erfahrungen mit dem Modell Jugendkonferenz gemacht. Die Jugendlichen hatten damals gemeinsam ihre Ideen, Wünsche und Vorschläge für die Jugendarbeit in dem Stadtteil erarbeitet. Die Stadt versucht, diese nach und nach umzusetzen.

Die Hoffnung ist, dass sich die Jugendlichen auch künftig einbringen

Im Alten E-Werk soll der Prozess ähnlich laufen, allerdings mit deutlich mehr Teilnehmern, um ein möglichst gutes Bild der verschiedenen Jugendgruppen zu bekommen. Auf eines legt Moll besonders viel Wert: „Was wir machen, ist kein Wunschkonzert“, sagt er. Es gehe nicht darum, einen Sack voller Geschenke auszupacken. Das Ziel sei vielmehr, dass sich künftig auch die Jugendlichen mehr einbrächten.

Denn so groß das Gebäude in der Dürerstraße auch ist, das die Amerikaner nach dem Krieg der Stadt hinterließen, Moll ist dort der einzige pädagogische Mitarbeiter und muss außerdem noch 50 Prozent seiner Arbeitszeit darauf verwenden, die Geschäfte der anderen Einrichtungen des Jugendhausvereins zu erledigen.

Weil das zu wenig Zeit ist, um Teenagern eine umfassende offene Jugendarbeit zu bieten, und weil die Jugendlichen heutzutage ohnehin einbezogen werden sollen, hoffen die Organisatoren auch, bei der Konferenz Nachwuchs für die ehrenamtliche Arbeit zu finden – das könne alles sein, von gelegentlichen Thekendiensten bis hin zu eigenen Projekten, worauf die Jugendlichen Lust hätten, erläutert Marc Fischer. Der Esslinger ist Experte für das Thema Jugendbeteiligung und begleitet das Projekt in Göppingen. Finanziert wird es mit 6000 Euro von der Robert-Bosch-Stiftung. Für die Umsetzung konkreter Ziele will die Stadt dann im kommenden Jahr Mittel aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben“ investieren.