Ob die Arbeit der Kulturagentin Kerstin Schaefer fortgesetzt wird, ist derzeit völlig offen.

Göppingen - Ihre Bilanz kann sich sehen lassen. Mehr als fünfzig Projekte hat Göppingens Kulturagentin Kerstin Schaefer in den vergangenen dreieinhalb Jahren angestoßen und organisiert. Sie hilft den Schulen, künstlerische Projekte umzusetzen. Sie schreibt Anträge für Fördermittel, vermittelt Kontakte zu Kulturschaffenden und ist mit Rat und Tat zur Stelle. Ob die Kulturagentin ihre Arbeit im nächsten Schuljahr fortsetzen kann, ist derzeit aber eine unbeantwortete Frage. „Der Boden brennt, es muss eine Lösung her. Wir sind alle gespannt wie ein Flitzebogen“, sagt Kerstin Schaefer.

 

Das skulpturale Mahnmal auf dem Hauptfriedhof

Einige der Projekte haben große öffentliche Resonanz hervorgerufen. Im April haben Schüler des Hohenstaufen-Gymnasiums beispielsweise ein skulpturales Mahnmal für die 67 Göppinger Zwangsarbeiter aufgestellt, die auf dem Hauptfriedhof begraben sind. Schaefer hat unter anderem den Kontakt zu dem Künstler Uli Gsell hergestellt, der die Schüler bei ihrem Projekt begleitete. Am Werner-Heisenberg-Gymnasium wurde im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Künstlerin Karima Klasen eine Außenwand neu gestaltet. Die Liste ließe sich noch lange fortsetzen.

Die Lehrer an den Schulen haben meistens keine Kapazitäten, um große Kunstaktionen vorzubereiten und zu begleiten. Die Kulturagenten sollen ihnen deshalb im Hintergrund unter die Arme greifen. Vor acht Jahren wurde das Programm zunächst in einer Modellphase begonnen. Derzeit gibt es in zehn Städten in Baden-Württemberg (neben Göppingen sind das Pforzheim, Heilbronn, Schwäbisch Gmünd, Mannheim, Ulm, Baden-Baden, Konstanz, Freiburg und Heidenheim) einen Kulturagenten. Auf die Modellphase folgte eine Transferphase. Diese läuft mit dem Ende des Schuljahres aus.

Niemand wagt sich aus der Deckung

Die Stadt wagt sich bei der Frage der künftigen Finanzierung noch nicht aus der Deckung. Die Erste Bürgermeisterin Almut Cobet sagte zwar am Mittwoch: „Göppingen hat sich auf den Weg gemacht, und ich möchte, dass unsere Kulturagentin weiterhin viele kreative Projekte an den Schulen umsetzt.“ Klar ist aber, dass die Finanzierung der 80-Prozent-Stelle auf ein neues Fundament gestellt werden muss. Einige der bisherigen Finanzierungspartner wollen sich nach dem Ende der Transferphase zurückziehen. „Wie ein Kulturagentenprogramm ohne Stiftungsgeld aussehen kann, da fehlt noch die Idee“, gab der Fachbereichsleiter für Schule, Sport und Soziales, Ulrich Drechsel, zu.

Die Stadt hofft auf Geld vom Land. Das Kultusministerium äußert sich auf Nachfrage mehrdeutig. Derzeit gebe es zwar Bestrebungen, Angebote und Programme zur Förderung der kulturellen Bildung zu bündeln, sagte ein Sprecher. Das Ministerium sei dazu auch mit Stiftungen in Kontakt. „Ziel ist es, zeitgemäße und nachhaltige Angebote aufzusetzen.“ Eine Beteiligung am Kulturagentenprogramm sei nach dem Ende des Schuljahres aber nicht geplant.

Innerhalb des Gemeinderates besteht der Wunsch, das Kulturagentenprogramm auch nach dem Ende des Schuljahres fortzusetzen. Am Mittwoch kündigte SPD-Stadträtin Heidrun Schellong an, dass ihre Fraktion im Zuge der bevorstehenden Haushaltsberatungen einen entsprechenden Antrag stellen wolle. Auch die Grünen wollen beantragen, das Programm fortzusetzen, wie der Fraktionsvorsitzende Christoph Weber erklärte.

Ob die Fraktion der Linken/Piraten einen eigenen Antrag stellen wird, ist noch ungewiss. Dass sie das Anliegen grundsätzlich aber unterstützen werden, hält Fraktionsvorsitzender Christian Stähle (Linke) für wahrscheinlich. Die FWG-Fraktion stehe einer Fortführung des Programms ebenfalls positiv gegenüber, wie Stadträtin Annemarie Schewe erklärte. Die CDU ist noch unentschlossen, welche Haltung sie zur Zukunft des Programms einnehmen wird, wie deren Fraktionsvorsitzender Felix Gerber sagte.