Der Handballtrainer Velimir Petkovic spricht vor dem Auftakt der Handball-Bundesliga über seine letzte Saison als Trainer von Frisch Auf Göppingen, den Neuzugang Michael Kraus – und über faule Äpfel.

Stuttgart - - Nach dieser Saison endet in Göppingen eine Ära. Velimir Petkovic wird dann nach zehn Jahren als Trainer bei Frisch Auf den Club verlassen, ein Jahr früher als geplant. Zu den Gründen will sich der 57-Jährige nicht äußern. Viel lieber redet er vor dem Bundesliga-Auftakt am Sonntag (15 Uhr) gegen Magdeburg über seinen Schützling Michael Kraus, den er wieder zurück nach Göppingen holen konnte. Der Spielmacher soll die Mannschaft zu einer erfolgreicheren Saison führen als zuletzt – da wurde Frisch Auf nur Elfter und verpasste den Europapokal.
Herr Petkovic, die Saisonziele werden bei Frisch Auf immer in einer Art Workshop ausgearbeitet. Platz acht in der Bundesliga ist dabei herausgekommen. Fehlt das Vertrauen in die eigene Stärke?
Das glaube ich nicht. Aber wenn man in der Vorsaison Elfter war, ist man vorsichtig. Auch spielt natürlich die Entwicklung in der ganzen Liga eine Rolle. Wir sehen uns in einem Kreis vom fünften bis zum zehnten Platz. Da sind die Teams ähnlich stark. Da entscheiden Dinge wie Verletzungspech oder das Auftaktprogramm über zwei, drei Punkte, die dann zwei oder drei Plätze ausmachen können.
Ist Platz acht auch Ihre persönliche Erwartungshaltung?
Wer mich kennt, weiß, dass ich mit einem achten Platz nicht zufrieden bin. Ich will immer mehr. Aber wir haben eine Mannschaft, die kann Hamburg schlagen, jedoch auch gegen Balingen verlieren. Und das ist hier in Göppingen gleich eine Katastrophe.
Die Fans und das Umfeld sind in Göppingen bekanntermaßen besonders anspruchsvoll und ungeduldig.
Die Mannschaft hat dieses Saisonziel auch mit Blick auf die Erwartungen der Fans gewählt. Ich kann mit Pfiffen umgehen. Ich bin 57 und habe in meiner Karriere alles erlebt. Aber wir haben auch Spieler, denen zittert die Hand, wenn von den Rängen Pfiffe kommen. Und das geht in Göppingen manchmal sehr, sehr schnell.
Andererseits ist die „Hölle Süd“ ja auch ein positives Markenzeichen.
Es stimmt, wir brauchen diese Euphorie, die uns geholfen hat, zweimal den Europapokal zu gewinnen. Den haben wir nicht geholt, weil wir die beste Mannschaft in diesem Wettbewerb waren, sondern wir haben wegen dieser tollen Kulisse manchmal über unseren Verhältnissen gespielt. Das muss jedem klar sein. Wir müssen wieder besseren Handball spielen, um die Begeisterung neu zu entfachen.
Schätzen Sie Ihr Team schwächer ein als in der vergangenen Saison?
Ich will es so sagen: Elfter in der Bundesliga, das ist für mich keine Qualität. Qualität zeigt sich auf dem Spielfeld, nicht auf dem Papier. Ich hoffe, dass die Jungs jetzt ihren wahren Charakter zeigen. Die Stimmung, die ich in den vergangenen Wochen erlebt habe, ist hervorragend. Und das ist die Voraussetzung für eine gute Saison.