Der Konzern Vonovia ist neuer Eigner von 388 Göppinger Wohnungen. Ob sich der Konzern mehr für die eigene Gewinnmaximierung interessiert oder eher die Mieterinteressen vertritt, wird sich weisen.

Göppingen - Der Versuch der Wohnbau, 388 Wohnungen in der Stadt vom größten deutschen Immobilienkonzern Vonovia zurückzukaufen, ist im vergangenen Sommer gescheitert. Dass sich ausgerechnet dieser Riese auf dem Markt in Göppingen ausbreitet, hatte den Verantwortlichen Sorge gemacht. Denn das Unternehmen, das bis vor wenigen Jahren als Deutsche Annington firmierte, war viele Jahre lang in den Händen von Finanzinvestoren und dafür berüchtigt, sich mehr um die Gewinnmaximierung als die Interessen seiner Mieter zu kümmern.

 

Sozialcharta soll Mieter schützen

Inzwischen scheint man im Rathaus und bei der Wohnbau allerdings aufzuatmen: Zum einen hat der Konzern seit seiner Umbenennung in Vonovia und einem Managerwechsel vor drei Jahren offenbar seine Strategie geändert. Zum anderen gibt es offenbar alte Verträge, an die auch die Vonovia gebunden ist, die beispielsweise einen Kündigungsschutz für die bisherigen Mieter enthalten, Mietpreissteigerungen bremsen und die Privatisierung der Wohnungen weitestgehend verhindern.

Die Wohnungen erstrecken sich über das ganze Stadtgebiet, darunter die Dürer- und die Nördliche Ringstraße. Die Wohnbau hatte sie vor zehn Jahren an einen britischen Pensionsfonds verkauft, um an Geld zu kommen, mit dem neue Projekte finanziert werden sollte. Um sicherzustellen, dass sich für die Mieter dadurch nichts verschlechtert, vereinbarte die Wohnbau damals eine umfangreiche Sozialcharta und außerdem ein Rückkaufsrecht.

Dieses Rückkaufsrecht konnte die Stadt jedoch nicht geltend machen, als die Gebäude vor einem knappen Jahr erneut den Eigentümer wechselten. Denn der britische Fonds verkaufte sein deutsches Tochterunternehmen Grainger komplett an die Vonovia und nicht die einzelnen Wohnungen.

Der Rückkauf durch die Wohnbau ist gescheitert

Die Wohnbau versuchte vergeblich, die Wohnungen zurückzubekommen oder zumindest als Verwalter vor Ort tätig zu bleiben. Inzwischen ist klar, dass sich die Vonovia auch selbst um die Verwaltung kümmern wird. „Wir haben eigens einen Mitarbeiter eingestellt, der als Ansprechpartner für die Mieter in Göppingen da ist“, berichtet die Unternehmenssprecherin Bettina Benner. Zurzeit prüfe das Unternehmen, ob es Sanierungsbedarf bei den Wohnungen gebe und wie groß dieser sei und erstelle dann einen Investitionsplan. Frühestens im nächsten Jahr solle dann mit der Umsetzung begonnen werden.

Der Chef der Göppinger Wohnbau, Volker Kurz, betrachtete die Übernahme der Wohnungen durch Vonovia zwar mit Sorge, ist inzwischen aber optimistisch, dass sich für die Mieter nicht viel ändert. Denn neben der Sozialcharta, die nun auch für Vonovia gilt, und dem Richtungswechsel, den der Konzern vollzogen hat, sieht Kurz einen weiteren Grund dafür, dass das Unternehmen in der Stadt nicht einfach schalten und walten kann: „Der Markt außerhalb von Großstädten ist für den Konzern relativ neu. Er wird sich an die Gegebenheiten vor Ort anpassen müssen, wenn er Erfolg haben will“, glaubt der Wohnbauchef.

Dass es der Konzern in Göppingen und der Region durchaus Ernst mit seinem weiteren Engagement meint, daran hat Kurz keine Zweifel. Immerhin habe das Unternehmen vor einem Jahr auch fast 20 000 ehemalige LBBW-Wohnungen im Land übernommen, davon 3700 in Stuttgart.