Wie geht es im und mit dem Göppinger Müllheizkraftwerk weiter? – Knapp 200 Interessierte kommen zur Auftaktveranstaltung des Bürgerinformationsprozesses.

Region: Andreas Pflüger (eas)

Göppingen - Der Vertrag darüber, mehr Abfall im Göppinger Müllheizkraftwerk zu verbrennen, ist zwar ausgearbeitet, aber nicht unterschrieben. Und er könnte, wie sowohl die Göppinger Kreisverwaltung als auch der Betreiber des Müllofens, die Energy from Waste (EEW), versicherten, noch überarbeitet oder sogar ganz ad acta gelegt werden. Auf dieser Basis hat am Donnerstagabend im Kreissparkassenforum vor knapp 200 Besuchern ein Bürgerinformationsprozess begonnen, der unter der Moderation von Helmut Bauer vom Umweltforschungsinstitut in Tübingen bis in den Sommer hinein dauern wird.

 

Dabei soll alles besprochen werden, was den Menschen auf den Nägeln brennt: von der vorgesehenen Erhöhung der Verbrennungskapazitäten über die dadurch zu erwartenden Umweltauswirkungen bis hin zu einer möglichen Senkung der Müllgebühren. Rund zwei Dutzend Interessierte haben sich bereits bei der Veranstaltung bereit erklärt mitzumachen. Wer noch einsteigen möchte, kann sich beim Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises melden.

Landrat bedauert Absage der Bürgerinitiative

Nicht dabei sein wird – und das hat unter den Besuchern größtenteils für Unverständnis gesorgt – die Bürgerinitiative Müllkonzept Göppingen (BI). Deren Vertreter nutzten zwar die Gelegenheit, um auf dem Podium wieder einmal deutlich zu machen, dass sie das Vertragspaket ablehnen. Auf einem schon zuvor im Saal ausliegenden Flugblatt hatten sie bereits erklärt, „sich nicht in die geplanten Arbeitskreise einzubringen“. Mit einer fairen und zu Kompromissen führenden Auseinandersetzung könne nicht gerechnet werden, hieß es auf dem Papier weiter.

Obwohl in den einleitenden Vorträgen allen Seiten betonten, dass das Ergebnis des Bürgerbeteiligungsprozesses offen sei und am Ende möglichst zu einer Entscheidungsempfehlung für den Kreistag führen solle, rückte die BI von ihrer Haltung nicht ab. Der Landrat Edgar Wolff konnte das nicht nachvollziehen: „Ich bedauere, dass sich die Bürgerinitiative nicht in die weiteren Diskussionen einbringen will, und finde es nicht gut, dem Kreis mangelnde Transparenz vorzuwerfen, jetzt aber die Einladung zum Dialog auszuschlagen.“

Arbeitskreise tagen zu unterschiedlichen Themenfeldern

Dass es in den Arbeitskreisen, die sich in nächster Zeit nach Themenfeldern geordnet treffen, auch ohne die BI heiß hergehen dürfte, hat der Abend gezeigt. So gab es teils lange Tiraden gegen die vorgesehene Erhöhung der Durchsatzmenge des Müllofens von 158 000 auf 180 000 Tonnen pro Jahr, laute Zweifel an den Schadstoffgutachten und an den Erkenntnissen über dioxinbelastete Bodenproben sowie Befürchtungen, dass die gesundheitliche Gefährdung der Bevölkerung in den umliegenden Kommunenwegen wachsen könnte.

Klar wurde auch, dass es nur wenig Verständnis dafür gibt, dass in Göppingen immer mehr Abfälle aus anderen Landkreisen Baden-Württembergs verbrannt werden sollen. So unterstrich der Göppinger Oberbürgermeister Guido Till das entschiedene Nein der Stadt zur geplanten Kapazitätsausweitung. So könne die natürliche Formel, dass mehr Müllverbrennung auch mehr Schadstoffausstoß bedeute, nicht widerlegt werden. Neben jeder Menge Zwischenrufen und Polemik gab es allerdings auch viele sehr konstruktive Vorschläge aus dem Publikum. Unter anderem regte der Heininger Schultes Norbert Aufrecht an, eine Ökobilanz des Müllheizkraftwerks zu erstellen. So oder so dürften die Qualitäten von Helmut Bauer als Moderator im weiteren Verlauf des Beteiligungsprozesses immer wieder gefragt sein.