Das Unternehmen Schuler ist zwar von der Autoindustrie abhängig, aber nicht vom Verbrennungsmotor. In den USA wird die Traditionsmarke Bliss wieder aufgemöbelt.

Wirtschaft: Ulrich Schreyer (ey)

Göppingen - Der Göppinger Pressenhersteller Schuler AG sieht die Elektromobilität als Chance. Das Unternehmen erzielt zwar zwischen 70 beziehungsweise 80 Prozent seines Umsatzes mit der Autoindustrie und ihren Zulieferern – durch eine Weichenstellung in Richtung Elektromobilität sieht der Pressenhersteller aber keine Gefahr. „Wir hängen nicht am Verbrennungsmotor“, sagte der Vorstandsvorsitzende Stefan Klebert bei der Vorlage der Bilanz für das vergangene Jahr.

 

Pressen für Elektroautobauer Tesla

Die Karosserien der Fahrzeuge müssten zwar leichter werden, meinte Klebert, dies gelte aber auch für Autos mit Benzinmotoren. Schuler macht einen großen Teil seines Geschäftes mit Pressen, in denen Karosserieteile wie etwa Türen hergestellt werden. „Wir können Pressen etwa für die Umformung von Stahl und Aluminium, aber beispielsweise auch für die Bearbeitung von Karbon herstellen“, erklärte Klebert. Gleichzeitig ist das Unternehmen aber auch bereits bei der Elektromobilität im Geschäft. Ein guter Kunde sei der Elektroautobauer Tesla. Für den neuen, preiswerteren Tesla habe man den Auftrag für eine komplette Pressenlinie erhalten. Für Elektrofahrzeuge von Volkswagen würden Pressen für die Bearbeitung von Elektroblechen für Motoren hergestellt, für Samsung Pressen, mit denen Batteriegehäuse hergestellt würden. Im Gespräch ist Schuler nach den Angaben von Klebert auch mit einer ganzen Reihe von Start-ups in China, die Elektrofahrzeuge bauen wollen.

Kein Trend zu Karosserien aus Karbon

Bei der Suche nach Material für leichtere Karosserien sieht Schuler aber keinen Trend zu Karbon: Dieses sei bis jetzt noch zu teuer, zudem sei die Herstellung von Teilen aus Karbon etwa gegenüber dem Umformen von Stahl und Aluminium immer noch recht langwierig. Die Lieferung von Pressen für die Karosserie des BMW-Elektrofahrzeugs i3 ist daher eher als Einzelfall zu werten. Vorantreiben will das Unternehmen die eigene Digitalisierung unter dem Stichwort Industrie 4.0. So habe man eine Computersimulation entwickelt, die aufwendige Testläufe von Anlagen überflüssig mache, berichtete der Vorstandsvorsitzende. Da sich Pressen damit auch besser steuern ließen, könne die Produktionskapazität einer Pressenlinie – dabei handelt es sich um mehrere hintereinander aufgestellte Pressen – um bis zu 20 Prozent gesteigert werden.

Auch die USA gelten weiter als Wachstumsmarkt

Als Riskofaktoren für die weitere Entwicklung betrachtet der Pressenhersteller eine protektionistische Politik des US-Präsidenten Donald Trump, aber auch den Brexit. Insgesamt schätzt Klebert den amerikanischen Markt ähnlich wie den chinesischen weiter als Wachstumsmarkt ein. In den USA hat das Unternehmen seine vor zehn Jahren erworbene Marke Bliss – früher ein traditioneller amerikanischer Pressenhersteller – wieder aufgemöbelt. In China wurde der Pressenhersteller Yadon, der vor allem im Bereich der kleineren Pressen tätig ist, erworben. Verkauft wurde ein Technikzentrum in Tianjing. Dieses war eigentlich als Vorführzentrum gedacht, erhielt dann aber soviel Aufträge, dass man damit eigenen Kunden Konkurrenz gemacht hätte, sagt Klebert zu dem Verkauf.

Umsatz soll wieder steigen

Die Umsatzdelle des vergangenen Jahres will das Unternehmen in diesem Jahr mit einem Wachstum zwischen fünf und zehn Prozent wieder wettmachen. Durch zahlreiche Anfragen für Projekte spüre man Rückenwind. Auch das Ergebnis soll sich weiter verbessern. Einen Zuwachs beim Gewinn hatte es schon im vergangenen Jahr gegeben. 2015 war dagegen noch durch Aufwendungen für Umstrukturierungen belastet worden, wie etwa die Konzentration der Produktion auf die beiden Standorte Göppingen und Erfurt. Im vergangenen Jahr war der Umsatz des Pressenherstellers leicht auf 1,174 Milliarden Euro gesunken. Dieses Jahr soll der Umsatz zwischen fünf und zehn Prozent zunehmen. Auch das Ergebnis, das sich schon im vergangenen deutlich verbessert hatte, soll nochmals gesteigert werden. Das Konzernergebnis war 2016 um fast 40 Prozent auf etwas mehr als 77 Millionen Euro gestiegen. Die Erhöhung fiel auch deswegen so deutlich aus, weil das Jahr 2015 noch durch Rückstellungen für Umstrukturierungen wie etwa die Konzentration der Produktion auf die beiden Standorte Göppingen und Erfurt belastet war. Die Zahl der Mitarbeiter ist um mehr als 1400 auf über 6600 gestiegen. Dies war aber im wesentlichen das Ergebnis von Zukäufen, so etwa in China. Im Inland geht die Zahl der Mitarbeiter durch die Konzentration der Produktion auf nur noch zwei Standorte dagegen zurück. Von diesem Programm, bei dem es praktisch keine Entlassungen gab, waren etwa 500 Mitarbeiter betroffen. Inzwischen ist es nach den Angeben des Unternehmens weitgehend abgeschlossen. In bestimmten Bereichen wie etwa im Projektgeschäft, würden auch im Inland neue Mitarbeiter eingestellt.