Die Sozialdemokraten im Wahlkreis Göppingen nominieren ihre Kreisvorsitzende zur Landtagskandidatin. Die 28-Jährige aus Salach setzt sich im ersten Wahlgang gegen drei Gegenkandidaten durch.

Göppingen - Freitagabend, halb 11 in der Göppinger Stadthalle. Die Genossen aus dem Wahlkreis 10 klatschen und johlen. Sabrina Hartmann, gerade mit 62 Prozent der Stimmen zur Landtagskandidatin gekürt, erhebt sich sichtlich gerührt von ihrem Platz. Erste Glückwünsche kommen von Peter Hofelich, der das Amt des SPD-Landtagsabgeordneten noch bis Anfang nächsten Jahres inne haben wird. Gratulationen gibt’s in Zeiten von Corona nur per Ellbogen.

 

Die 28-jährige Sabrina Hartmann sitzt im Salacher Gemeinderat und arbeitet als Referentin für Öffentlichkeitsarbeit in einem Verlag. Sie präsentierte sich zuvor mit ruhiger und fester Stimme. Die Pandemie habe gezeigt, wie wichtig ein aktiver und handlungsfähiger Staat sei. Wichtig für die Politikwissenschaftlerin ist die Abschaffung der Kita-Gebühren. „Keiner soll sich Gedanken machen müssen, ob er sich Kinder leisten kann.“ Sie kritisierte die Politik der CDU-Kultusministerin Susanne Eisenmann, denn die Schulen befänden sich derzeit „im Ausnahmezustand“.

Überraschend keine zweite Runde

Während sie sich vorstellte, erhielt die Vorsitzende des Kreisverbands immer wieder spontanen Applaus aus dem Publikum. Krankenhäuser gehören nach Hartmanns Vorstellung in die öffentliche Hand, nicht der Profit dürfe zählen, sondern der Mensch. Als sie über die Schaffung einer Landeswohnbaugesellschaft sprach, erhielt sie weiteren Beifall. Der ÖPNV solle bezahlbar werden, ebenso liegt ihr am Herzen, dass eine Landesregierung die eigenen Klimaziele erreicht. Auf der Filstalbahn müsse man dem Betreiber dringend die Rote Karte zeigen. Auch die Veränderung der politischen Landschaft insgesamt sprach die 28-Jährige an. „Wir wollen keine AfD im Landtag.“ Auch für diese Äußerung erntete sie Zustimmung im Saal.

Nach der Wahl bedankte Hartmann sich für „den Vertrauensvorschuss“. Sie habe nicht mit diesem Ausgang gerechnet, sagte sie. Schon gar nicht mit so einem deutlichen Ergebnis. Viele im Raum hatten zwei Durchgänge erwartet.

Drei Gegenkandidaten hatten ebenso auf das Amt spekuliert: Max Yilmazel, der parlamentarische Berater für Finanzpolitik in der SPD-Landtagsfraktion, stellte sich sehr selbstbewusst vor. Der 31-jährige Göppinger sagte, er wolle nicht weiter „in der zweiten Reihe sitzen“. Als Themen nannte er unter anderem bezahlbares Wohnen sowie Ausbau und Sanierung der Bildungseinrichtungen.

Zurück zu den Wurzeln

Carsten Unger, der stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende der Uhinger SPD, sprach deutlich lauter, aber auch sehr schnell ins Mikrofon. Als Initiator der Kampagne zum Bürgerentscheid „Gewerbepark Fils“ habe er Kontakt zu Bürgern gehabt, die das Vertrauen in die Politik verloren hätten. Themen des 42-Jährigen unter anderem: Zurück zu den sozialdemokratischen Wurzeln und das Vertrauen der Wähler durch Taten gewinnen.

Hilde Huber bezeichnete sich in ihrer sehr faktenorientierten Vorstellung als Frau aus der „Mitte der Gesellschaft“. Die 61-jährige Kreis- und Gemeinderätin in Göppingen wollte ihre sozialpolitische Kompetenz in den Landtag einfließen lassen. Ihre Themen unter anderem: bezahlbare Bildung für alle, eine flächendeckende Gesundheitsversorgung und die Gleichstellung der Frau.

Armin Roos, der Fraktionsvorsitzende der SPD im Göppinger Gemeinderat, übernimmt das Amt des Ersatzkandidaten. Der 58-jährige Diplom-Volkswirt aus Faurndau gehört seit 40 Jahren der Partei an und bezeichnete sich selbst als jemand, der „von der Basis“ komme und die kommunale Seite gut kenne. Sabrina Hartmann: „Sein Netzwerk kann uns im Wahlkampf helfen.“