Ludwigsburg hat endlich ein Quartier für die Gymnasiasten gefunden – sie kommen während der Generalsanierung in der Gemeinschaftsschule unter. Die Werkrealschule steht hingegen vor dem Aus.

Nachrichtenzentrale: Tim Höhn (tim)

Ludwigsburg - Nach unzähligen Vorberatungen und einer weiteren hitzigen Debatte hat sich der Ludwigsburger Bildungsausschuss am Mittwochabend auf ein Ausweichquartier für das Goethe-Gymnasium geeinigt. Elf Stadträte stimmten dem Vorschlag der Verwaltung zu, die Schüler während der Goethe-Generalsanierung von 2015 bis 2017 in der ehemaligen Pestalozzischule an der Alleenstraße unterzubringen, also ebenfalls direkt am Innestadtcampus. Vier Stadträte votierten gegen die Vorlage, was vor allem an den unmittelbaren Auswirkungen dieses Umzugs liegt. Von einer „sehr unguten Entwicklung“ sprach beispielsweise die Freie-Wähler-Stadträtin Gabriele Moersch, und bezog sich vor allem auf die ungewisse Zukunft der Werkrealschulen.

 

Denn mit dem Beschluss steht fest, dass für die Justinus-Kerner-Werkrealschule (JKS) eine ganz neue Lösung her muss, und die könnte drastisch werden. Ursprünglich war vorgesehen, die rund 430 Schüler an der Alleenstraße unterzubringen, gemeinsam mit den Schülern der neuen Gemeinschaftsschule, die 2015 ebenfalls in das alte Pestalozzi-Gebäude einziehen. Jetzt aber kommt das Goethe hinzu, und für die Werkrealschule ist kein Platz mehr. Was vor allem Hubertus von Stackelberg vor mehr als 100 Zuhörern im Rathaus-Foyer zu einem verbalen Rundumschlag veranlasste. Unter anderen warf der SPD-Stadtrat der Verwaltung vor, den Schulfrieden zu brechen.

Für die Justinus-Kerner-Schule wird es eng

Tatsächlich scheint die JKS am Campus keine Zukunft mehr zu haben. Wegen der stark sinkenden Schülerzahlen werden die drei verbliebenen Werkrealschulen in Ludwigsburg voraussichtlich fusionieren (siehe zweiter Text), an welchem Standort, ist zurzeit noch ungewiss. Gleichwohl betonte Bürgermeister Konrad Seigfried in der Sitzung mehrfach, dass in dieser Frage noch keine endgültige Entscheidung gefallen sei. Diese soll nun im Dialog mit allen Beteiligten entwickelt werden, also mit den Schulen selbst.

Als Gewinner darf sich das Gymnasium fühlen, das seit Jahren auf die dringend notwendige Sanierung wartet und seit Mittwoch endlich Planungssicherheit hat. Rektor Wolfgang Medinger hatte bereits vor der Sitzung deutlich gemacht, dass er mit der Pestalozzi-Lösung, der sogenannten Variante IV, gut leben könne. Die Gebäude an der Alleenstraße werden für die neue Gemeinschaftsschule sowieso umfassend saniert, weshalb für die zeitweilige Unterbringung der Goetheschüler dort kaum zusätzliche Kosten anfallen werden. Die Verwaltung rechnet mit lediglich 100 000 Euro für die Interimslösung.

Kommt jetzt die Internationale Schule?

Anders wäre dies bei den drei weiteren Varianten gewesen, die vorsahen, verschiedene andere Gebäude am Campus und vor allem die ehemalige Silcherschule an der Mathildenstraße als Goethe-Ausweichquartiere zu nutzen. Aber allein für die Ertüchtigung des Brandschutzes in den zwei Silchergebäuden wären mehrere hunderttausend Euro fällig geworden.

Wie die beiden Immobilien nun stattdessen genutzt werden sollen, wurde am Mittwochabend nicht entschieden. Sollte die Justinus-Kerner-Schule wider Erwarten doch in der Innenstadt bleiben, wäre die alte Silcherschule ein mögliches Quartier. Darüber hinaus wird in Ludwigsburg seit Monaten über die Gründung einer privaten Internationalen Schule nachgedacht, für die ebenfalls ein geeigneter Platz gesucht wird.

Die Sanierung verschlingt 18 Millionen Euro

Für die Mehrheit des Ausschusses war am Ende einer langen Debatte aber ausschlaggebend, den Weg für die Goethe-Sanierung frei zu machen. „Es ist Zeit, dass das in trockene Tücher kommt“, sagte der Grünen-Stadtrat Michael Vierling. Die CDU stand sowieso hinter dieser Lösung, die Fraktion hatte den Anstoß für Variante IV gegeben. Die FDP schloss sich an.

Die Sanierung des Gymnasiums soll 2015 beginnen, das Gebäude erhält unter anderem ein neues Dach, neue Technik, Fenster, eine neue Heizung, Lüftung und barrierefreie Zugänge. Die Kosten werden auf 18 Millionen Euro geschätzt.